Gastbeitrag von Bente König
Gründen in der Provinz: Personalstrategien für Start-ups
Berlin, Hamburg, Frankfurt – Das sind die Städte, an die man zuerst denkt, wenn es um Startups geht. Gründen auf dem Land? Soll vorkommen, ist jedoch eher die Ausnahme. Die Gründe dafür sind zahlreich. Ein neues Geschäftskonzept auf dem Land zu starten ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Es fehlt schlichtweg an den Basics, die in einer Stadt selbstverständlich vorhanden sind: Ein Breitband-Internetzugang, eine schnelle Verkehrsanbindung oder Netzwerke, die speziell Gründer unterstützen. Eins führt zum anderen, eine regelrechte Negativspirale wird in Gang gesetzt. Die Gründungsneigung sinkt und junge Unternehmer zieht es in die Städte. Die Attraktivität des ländlichen Raums lässt nach, junge Leute wandern ab und der demografische Wandel wirkt wie ein zusätzlicher Brandbeschleuniger.
Neben den genannten Nachteilen ist somit vor allem ein Mangel an qualifizierten Mitarbeitern ein Problem. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln haben 54 % aller Unternehmen Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. In der Stadt sind es hingegen „nur“ 33 %. Fachkräftemangel lautet das Stichwort. Gesucht werden insbesondere Akademiker, Meister oder Techniker aus dem MINT-Bereich, aber auch im Friseurhandwerk und anderen Dienstleistungssektoren herrscht ein chronischer Mangel.
Mit einer aktiven Personalstrategie zum Erfolg
Für Startups ist die Situation besonders kompliziert. Man hat sich in der Region noch nicht etabliert, befindet sich noch in der Anfangsphase, die Idee ist noch völlig unbekannt und der Break-Even ist vielleicht auch noch nicht erreicht. Insgesamt also keine gute Ausgangssituation, um Mitarbeiter zu gewinnen, die sich einen sicheren Arbeitsplatz wünschen. Doch letztendlich wird gutes Personal benötigt, es kann der entscheidende Faktor für den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens sein. Auch wenn die Ressourcen, vor allem die zeitlichen, knapp sind, sollten sich Startups von Anfang an Gedanken über ein aktives Personalmarketing machen, um geeignete Fachkräfte zu finden und zu halten.
Wo gibt’s Fachkräfte?
Zunächst ist es entscheidend, die richtigen Kanäle für die Ansprache potentieller Bewerber zu finden. Mit „Post & Pray“ gelangt man schnell in eine Sackgasse. Das einfache Schalten von Stellenausschreibungen funktioniert immer weniger. In ländlichen Regionen sollte die enge gesellschaftliche Vernetzung für die eigenen Zwecke genutzt werden. Mit einem aktiven Word-of-Mouth Marketing können geeignete Bewerber gezielt angesprochen werden. Dies geschieht am besten dann, wenn sich diese sich am Ende einer Berufsausbildung befinden oder unzufrieden im aktuellen Job sind. Diesen kann so am eigenen Wohnort eine Zukunftsperspektive geboten werden. Darüber hinaus lohnt es sich, das eigene Unternehmen auf staatlichen geförderten Rückkehrer-Portalen zu vermarkten. Diese sprechen bewusst Personen an, die in die Region zurückkehren oder gar nicht erst abwandern möchten. Meist sind diese Plattformen sogar kostenfrei. Es lohnt sich also von der Verbundenheit der Menschen zur Region zu profitieren und diese zu stärken.
Welche Vorteile bietet ein Startup?
Neben den geeigneten Ansprache-Kanälen kann ein frühzeitiges Employer Branding helfen, sich auch als Arbeitgebermarke zu präsentieren. Das mag im ersten Moment verfrüht klingen, doch desto eher man sich einen Ruf als guter Arbeitgeber verdient, desto besser wird die Rekrutierung von Personal funktionieren. Führen Sie sich die Vorteile eines Startups vor Augen: Die Kommunikationswege sind kurz und die Hierarchien flach. Sie können Ihren Mitarbeitern die Chance geben sich weiterzuentwickeln, mit dem Unternehmen zu wachsen und auch schnell aufzusteigen. Es gibt noch kein starres Korsett und dem Personal können flexible Arbeitszeiten oder sogar ein Home Office gewährt werden. Ein Steuerberater kann wertvolle Tipps dazu geben, welche betrieblichen Zusatzleistungen, wie etwa ein Kindergartenzuschuss für den Nachwuchs oder Fortbildungen ein Mitarbeiter erhalten kann. Gegenüber großen Unternehmen haben Startups den Vorteil, dass Mitarbeitern noch ein völlig individuelles Leistungspaket geschnürt werden kann. Die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber macht es um einiges einfacher, zukünftige Bewerber für unkonventionelle Ideen zu begeistern.
Qualifizierte und motivierte Mitarbeiter bilden das Rückgrat eines jeden Unternehmens. Daher können Gründer in ländlichen Regionen die Personalfrage keinesfalls dem Zufall überlassen. Gerade in der prekären Anfangsphase kann auch das Personal über die Zukunft des Unternehmens entscheiden. Die Wahl der richtigen Kanäle zur Ansprache von Bewerbern sowie die eigene Vermarktung als beliebter Arbeitgeber sind ausschlaggebend für die Gewinnung von Fachkräften.
Zur Person
Bente König ist seit diesem Jahr Marketing Managerin des Unternehmens Elegance-Hair, welches einen Online-Shop für Echthaarprodukte betreibt. Der Shop wurde 2010 als typisches Startup gegründet. In Kürze startet die Firma ein neuartiges Store-Konzept: Im lokalen Store werden neben dem Verkauf von Produkten nun auch Dienstleistungen angeboten. Davor durchlief König die Studiengänge Kulturwirtschaft und Business Administration mit dem Abschluss Master of Science. Bereits während des Studiums spezialisierte sie sich auf die Bereiche Online-Marketing und Suchmaschinenoptimierung.
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