Von Team
Montag, 23. Mai 2016

SEO für Start-ups – Weniger ist oft mehr

Wer wenig Geld in Programmierung, Design und die Erstellung des Content-Management-Systems gesteckt hat, bekommt oft die Quittung, wenn es um SEO geht. Eine saubere technische Umsetzung und die Einhaltung von Usability-Standards wirken sich nicht nur auf SEO aus.

Seit acht Jahren betreue ich Firmen beim Thema SEO, mittlerweile auch in allen Bereichen des Inbound Marketings. Viele meiner Kunden waren und sind Startups. Wie jeder weiß, kann SEO viel bringen – aber eben auch viel kosten. Daher möchte ich heute einen kleinen Guide zur Verfügung stellen, worauf Ihr bei der Suchmaschinenoptimierung hinsichtlich Onpage-Optimierung, Links und Content für Euer Startup achten solltet. Warum ist weniger oft mehr? Hat vielleicht sogar ein Paradigmenwechsel im SEO-Bereich stattgefunden?

Technik: Gut programmiert ist die halbe SEO-Miete

Meist sieht man sich als Agentur zuerst die Onpage-Optimierung des entsprechenden Unternehmens an. Was auffällt: Wer wenig Geld in Programmierung, Design und die Erstellung des Content-Management-Systems gesteckt hat, bekommt oft die Quittung, wenn es um SEO geht.

Eine saubere technische Umsetzung und die Einhaltung von Usability-Standards wirken sich nicht nur auf SEO aus. Wenn das Navigationsmenü den Konventionen entspricht, die es im Internet gibt, dann sind auch die User zufriedener, und Userverhalten wird mittlerweile stark in den Algorithmus von Suchmaschinen mit einberechnet. Die Navigation nutzerfreundlicher zu gestalten hat so unter Umständen heutzutage größere Auswirkungen auf die Rankings, als die Keywords jeder einzelnen Seite zu überarbeiten.

Kurztipps zu Technik & Onpage
• Schaut Euch an, welche URLs Ihr an den Google-Index sendet. Überlegt Euch bei jeder URL – „Muss diese Seite wirklich bei Google zu finden sein?“ Auch hier ist weniger mehr.
• Vermeidet wiederkehrende Textbausteine (etwa im Footer), die sich auf jeder URL wiederholen.
• Schreibt das Keyword in den Title. Achtet hierbei darauf, dass auch diejenigen Attribute im Title stehen, die Kunden am meisten in Verbindung mit dem Produkt suchen. Stellt Eure Alleinstellungsmerkmale bereits hier vor und verwendet Title und Description wie einen Werbetext. Gestaltet das Suchergebnis ansprechend, damit die Klickrate auf Eure Webseite möglichst hoch ist. Versprecht aber nichts, was Ihr nicht halten könnt!
• Bei wenig Budget solltet Ihr mit einem weitverbreitetem Content-Management-System arbeiten. WordPress hat etwa 30 000 Erweiterungen, die Eure Webseite um diverse Funktionalitäten bereichern, ohne dass Ihr alles selbst programmieren müsst.
• Eure Seite muss mobil optimiert sein – das steht 2016 außer Frage.

Links sind noch wichtig – aber nur die Richtigen
Vor drei Wochen schrieb ich einen recht kontroversen Artikel über Linkbuilding im Jahr 2016. Viele Kommentatoren und auch andere Blogs waren anderer Meinung. Keine Frage: Links sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Google-Algorithmus.

Allerdings hat sich deswegen eine ganze Industrie gebildet, die seit vielen Jahren für sich oder ihre Kunden Links kaufen, um schneller und einfacher an viele (vermeintlich) gute Link zu kommen. Google ist sich dessen bewusst und mag diese Manipulationen nicht, weswegen seit Jahren große Anstrengungen unternommen werden, um manipulierte – meistens gekaufte – Links besser zu erkennen und abzustrafen.

Manuelle Maßnahmen – Ein Katz-und-Maus-Spiel

Werdet Ihr erwischt, droht Euch eine sogenannte „manuelle Maßnahme“: Statt auf Platz 1 werdet Ihr manuell herabgestuft. Ein gutes Ranking bekommt Ihr erst wieder, wenn Ihr die manipulierten Links entfernt, Euch entschuldigt und ein Google-Mitarbeiter diese Maßnahme manuell wieder aufhebt.

Links im großen Maßstab ohne Linkkauf zu bekommen ist mittlerweile fast unmöglich geworden. Linkkauf ist gut skalierbar, was häufig der Grund dafür ist, wieso Startups hier sehr viel Budget investieren. Während technisches Onpage oder Content Marketing viele personelle Ressourcen bindet, kann man Linkbuilding – bei Kauf – einfach skalieren.

Ich vergleiche gekaufte Links immer gerne mit Steroiden: Die Webseite wird künstlich aufgepumpt und leistet mehr, als sie eigentlich könnte. Gesund ist Linkkauf genauso wie der Gebrauch von Steroiden aber auf Dauer nicht. Darüber schwebt immer als Damoklesschwert eine manuelle Maßnahme.

Links durch PR und Content Marketing

Gute PR bzw. gutes Content Marketing kann auch für gute Links sorgen, ohne dass diese gekauft werden müssen. Allerdings muss ich hier auch sagen, dass die Masche „Ich schicke Dir hier eine tolle Infografik zum Thema XY“ schon seit Langem nicht mehr zieht.

Links solltet Ihr Euch daher heutzutage von Webmastern holen, die tatsächlich vom eigenen Produkt überzeugt sind. Links sind weiterhin sehr wichtig – aber eben nur die Richtigen. Meine Meinung ist daher: Lieber drei echte und natürliche Links als 3000 gekaufte. Dabei ist der Aufwand aber oft so groß, dass es sich in der Praxis nur selten lohnt, noch echtes Linkbuilding zu betreiben.

Kurztipps zu Linkbuilding
• Versucht, an Links zu kommen – aber nur an diejenigen, die Ihr auch problemlos Euren Konkurrenten zeigen könntet.
• Linkkauf ist riskant – wenn Ihr es macht, müsst Ihr genau wissen, wie hoch das Risiko ist. Ich persönlich würde es vermeiden.
• Wenn Ihr wenig Budget habt, investiert es nicht in „Linkpakete“ oder günstige Links.
• Bevor Ihr an Linkbuilding denkt, schafft gute und verlinkungswürdige Inhalte auf Eurer Seite. Schreibt nicht wahllos irgendwelche Leute oder Magazine an, ohne ihnen einen echten Grund für die Verlinkung zu bieten.
• Die besten Links, die ich je bekommen habe, kamen allesamt von Menschen, die ich persönlich getroffen habe.

Content: Sei einzigartig!

Content und vor allem Content Marketing sind Trendthemen, keine Frage. Das Problem ist, das hier oft nur der halbe Weg gegangen wird. Im Gegensatz zur Situation vor zehn Jahren gibt es heute schon mehr als genug Content für das Netz. Zudem sind die Leser heute verwöhnter als damals – denn es gibt immer mehr Firmen, die gutes Content Marketing für sich entdeckt haben.
Eine Chance hat man heute nur noch, wenn man einzigartig ist. Damit ist nicht gemeint, „Unique Content“ zu erstellen, sondern auch Inhalte mit anderen Ideen, anderen Herangehensweisen und anderen Blickwinkeln als das zu erstellen, was es schon im Netz gibt.

Ihr solltet Euch überlegen, welche Inhalte aus Nutzersicht am sinnvollsten zu Euren Produkten passen. Das sind etwa interessante Inhalte rund um das Produkt, die nicht direkt verkaufen, sondern beraten. Oder Ihr erstellt ein gutes Magazin und werdet so selbst zum Publisher. Mittels Facebook & Co. könnt Ihre Eure Inhalte selbst an die Zielgruppe verteilen.

Kurztipps zu Content
• Investiert in eine Content Marketing Strategie. Das Buch Think Content! führt Euch sehr gut durch die ersten Schritte dieses komplexen Prozesses. Kostenlose Tipps findet Ihr in unserem kürzlich erschienenen E-Book.
• Erstellt Inhalte, die es im Internet bisher noch nicht oder nicht in dieser Form gibt.
• Schreibt nicht nur über Eure Produkte und Euren Service, sondern überlegt Euch: Was interessiert Eure Zielgruppe noch – außerhalb Eures Produktsortiments?
• Nutzt vor allem Facebook oder andere sozialen Netzwerke, um zu testen, ob Eure Inhalte gut ankommen. Sorgt mit bezahlten Anzeigen dafür, dass Euer Content gesehen wird.
• Hebt Euch von Euren Konkurrenten ab, indem Ihr anderen Content produziert. Findet die Themen, die für Euch gut funktionieren und bleibt dabei.

Fazit
Während man bei der Onpage-Optimierung oft eher seine Hausaufgaben machen muss, hat sich bezüglich Links und Inhalten ein Paradigmenwechsel eingeleitet. „If you throw enough **** at Google, something will stick“, war einst ein altes Sprichwort unter SEOs. Das gilt heute nicht mehr in dieser Form.

Lieber also ein guter Link als einhundert schlechte. Lieber ein richtig gut gemachter Inhalt für die User, der eine Woche oder länger gebraucht hat, als dutzende Artikel, die es in dieser Form bereits tausendfach im Netz gibt. „Klasse statt Masse“ ist das Prinzip. Wenn Ihr besonders am Anfang ein geringes Budget für SEO habt, solltet Ihr Euch trotzdem nicht dazu verleiten lassen, „schnell“ ein paar Links oder ein paar Texte zu holen.

Denn nur mit guten Texten und gutem Marketing schafft man es überhaupt noch auf die vorderen Plätze. Inhalte gibt es bereits genug im Netz. Wer aus der Masse hervorstechen will, muss besser sein als die anderen.

Passend zum Thema: “SEO: Über 150 Tools im umfassenden Überblick“.

Über den Autor
Wie andere Fußballprofi werden wollten, so wollte Julian Dziki immer schon im Online Marketing arbeiten. Den Blog Seokratie.de startete er 2008 neben seinem Studium. Aus dem Hobby wurde sein Beruf: Heute ist er Geschäftsführer und Inhaber der Inbound Marketing Agentur Seokratie mit über 20 Mitarbeitern.

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Foto: SEO – search engine optimization mindmap on napkin with cup of coffee from Shutterstock