Die Revolution hat erst erst begonnen
FinTech: Erst sterben die Filialen, dann stirbt die Bank
Früher gab es gefühlt an jeder zweiten Straßenecke eine Bankfiliale, in Vororten gab es früher meist mehrere Filialen unterschiedlicher Banken nebeneinander. Diese Zeiten sind längst vorbei. Allein seit Anfang dieses Jahres haben Sparkassen und Genossenschaftsbanken laut einer Erhebung des Handelsblatts rund 360 Filialschließungen angekündigt. Der Grund dafür ist simpel: Immer weniger Menschen suchen die Filialen auf. Die Bankkunden erledigen ihre finanziellen Angelegenheiten heute via Onlinebanking per Smartphone oder Rechner. Man muss kein Hellseher sein, dass dies nicht das Ende des Filialssterbens sein wird, denn die FinTech-Revolution im Lande hat gerade erst begonnen.
Zahlreiche Banken greifen die Banken und Sparkassen momentan an – treiben diese regelrecht vor sich her. Auch wenn einige Banken bereits aus ihren Geldspeicher gekrochen kommen – siehe main incubator der Commerzbank. Die Start-ups im Lande verschieben aber sogar alte Traditionen. “Berlin ist die Hauptstadt der Geld-Start-Ups” – berichtete rbb24 gerade. Fast alle Dienstleistungen rund ums Geld seien in der Stadt vertreten: Sparen (Weltsparen), Anlegen (quirion), mobiles Zahlen (SumUp), Kassensysteme (orderbird), Privatkredite (smava), Firmenkredite (kapilendo), Versicherungsvermittler (friendsurance).
Ein herber Schlag für die Bankenmetropole Frankfurt, im armen Berlin geht es künftig um das große Geld. Und diverse Start-up greifen die Banken in Feldern an, in denen es den großen Konzernen richtig weh tut. Scalable Capital etwa positioniert sich als digitaler Vermögensverwalter. Insgesamt flossen bereits 11 Millionen Euro in das junge Start-up, das das Geld seiner Kunden mittels Technik vermehren will. “Wir geben mit moderner Technologie einer breiten Gruppe von Anlegern Zugang zu einer hochwertigen und günstigen Form der Geldanlage, die bislang nur sehr wohlhabenden Investoren vorbehalten war”, erklärt Gründer Erik Podzuweit das Konzept von Scalable Capital – siehe “Scalable Capital will aus 10.000 Euro mehr machen“.
Zu den neuesten Hoffnungsträgern im FinTech-Segment gehört zudem das junge Start-up Cookies. “Mit Cookies kann man Geld in Sekunden von Konto zu Konto senden und empfangen – und das komplett kostenlos. Menschen sollen nicht länger durch die Abhängigkeit von Bankautomaten, Bargeld oder IBANs gestört werden”, erklärt Mitgründer Lamine Cheloufi das Konzept des jungen Unternehmens. Dabei setzt das Start-up auch auf Paymojis als Erweiterung von Emojis vor. Banking soll so künftig auch Spaß machen – siehe “Cookies: Wir lüften ein paar Geheimnisse um die Hype-App“.
Mit Clinc, einem System zum automatischen Sparen, wollen Julien Arnold, der ehemalige Macher der Multibanking App Numbrs, sowie der Product Design- und UX-Experte Andreas Sohns Banken das Leben schwer machen. Zum Konzept: Clinc spart Geld – unauffällig im Hintergrund. Mit einem “Dynamic Intelligence”-Algorithmus will das Duo Sparbeträge seiner Nutzer anhand deren Konsumverhalten erkennen und sparen, “wenn der Nutzer es nicht merkt”. “Clinc ist für Nutzer kostenfrei. Entschließt sich ein Nutzer sein Sparvolumen bei einer unserer Partner Banken und/oder anderen Fintechs anzulegen, erhält Clinc eine Vergütung vom jeweiligen Partner”, sagt Mitgründer Arnold – siehe “Weltspartag war gestern: Clinc legt Geld automatisch an!”
Mit ganz viel Interesse wurde zuletzt der Start der solarisBank in der Start-up-Szene und in der Welt der Banken beobachtet. Die solarisBank ist nach eigenen Angaben die “weltweit erste Banking-Plattform mit Vollbanklizenz”. Hinter der solarisBank steckt unter anderem der FinTech-Brutkasten FinLeap. Die Reaktionen auf die Bankgründung sind vielfältig: Das IT Finanzmagazin spricht von einem Erdbeben. Das Handelsblatt greift zur Kriegsmetpaher und spricht davon, dass das Fintech Solarisbank Geldhäuser angreife. Insgesamt werkelt bereits ein 30-köpfiges Team für die solarisBank – siehe “solarisBank = Die Techie-Bank, die FinTech spricht”
Sehr viel weiter als die allermeisten FinTech-Startups im Lande ist Finanzcheck.de. HarbourVest, Acton Capital Partners und Highland Europe investierten kürzlich beachtliche 33 Millionen Euro in das Start-up. Damit ist das Hamburger Start-up nun eines der bestfinanzierten FinTech-Unternehmen des Landes. Bereits Anfang des vergangenen Jahres sammelte die Jungfirma einen zweistelligen Millionenbetrag bzw. zuvor einen mittleren einstelligen Millionenbetrag ein. Ketzerisch formuliert ist Finanzcheck.de ein weiterer, simpler Kreditvergleichsdienst. “Kreditvergleichsanbieter in Deutschland sind recht unterschiedlich aufgestellt – es gibt vielfältige Formen vom reinen Angebotsvergleich in Form eines Click Outs über Online-Makler bis hin zu Echtzeit-Online-Kreditmarktplätzen mit tiefer Integration in die Banken-IT-Landschaft. Letztere, wozu auch Finanzcheck.de zählt, gibt es in Deutschland nur eine Handvoll. Diese wenigen sind es jedoch, die über 80 % des Online-Kreditvergleichsmarktes ausmachen. Unter diesen ist Finanzcheck.de der am stärksten wachsende Kreditmarktplatz”, sagt Thiele zu diesem Vorwurf.
Die Banken im Lande müssen sich warm anziehen, denn auch wenn nicht jedes Start-up ein Erfolg wird, so flexibel und innovativ wie Start-ups können die Geldhäuser in kurzer Zeit kaum werden. Die Zeit spricht gegen die Banken. Zumal die Großbanken nicht gegen andere Dickschiffe kämpfen, sondern gleichzeitig gegen viele kleine Schnellboote antreten müssen.
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