15 Fragen an Robert Kronekker
Hafervoll – ein gesunder Riegel wie von der Oma gebacken
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
In erster Linie bedeutet es endlich die Möglichkeit ein streng diktatorisches Regime auszuleben! Nein Spaß beiseite, die Möglichkeit etwas zu verändern und Prozesse in ihrer Gesamtheit zu betrachten und nicht nur innerhalb seiner Bereiche, ist ein wichtiger Schritt zur Selbstverwirklichung. Jeder Tag ist geprägt von neuen Herausforderungen, besonders in einem Start-up gibt es immer genug zu tun, aber das treibt uns jeden Tag zu neuer Höchstform an. Klingt ziemlich abgedroschen, aber im Endeffekt ist es schon immer unser Traum gewesen mehr zu bewirken!
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Unsere Produktidee ist ein reines Wutprodukt! Die Idee hat sich über die Jahre entwickelt, sicherlich haben auch die zahlreichen Mogelpackungen im Handel dazu beigetragen, dass wir uns verstärkt nach einem gesunden und ehrlichen Riegel umgesehen haben.
Je mehr Mist wir auf dem Markt gesehen haben, desto stärker hat es uns angetrieben etwas Ehrliches und Gutes zu entwickeln! In UK sind wir dann auf die besondere und traditionelle Herstellungsweise von Flapjacks aufmerksam geworden und es war Liebe auf den ersten Biss. Dazu muss gesagt werden, dass unsere gebackenen Haferriegel nach wie vor traditionell auf Backblechen im Ofen gebacken werden, also noch wie bei Oma.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben uns über Crowdfunding und Business Angels das Startkapital finanziert.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Lebensmittel sind zwar aktuell im Trend, allerdings erfordern sie auch eine höhere Kapitalisierung als in vielen anderen Bereichen, da ein leaner Start nicht wirklich umzusetzen ist. Für das Wachstum respektive für den Vertrieb, das Qualitätsmanagement, Marketing und natürlich für die fortbestehende Lieferfähigkeit ist das Thema Kapital/Finanzierung ein wichtiger Faktor.
Wir haben anfangs ein Crowdfunding auf Startnext durchgeführt. Danach haben wir dann händeringend nach Business Angels gesucht, um unser Projekt und natürlich auch neue Produktdiversifizierungen auf den Markt zu schmeißen. Der Weg war nicht immer einfach, aber auch das gehört dazu.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir würden uns nie wieder ein Büro mit Lager in der ersten Etage mieten. Leider mussten wir die ersten Lieferungen über das Treppenhaus schleppen und bei 1-2 Tonnen haben wir ordentlich Kalorien verbrannt. Wir hätten die Auslagerung unseres kompletten Versandgeschäftes deutlich früher umsetzen können. Hier haben wir uns erst im März 2015 eingestanden, dass unsere Expertise nicht gerade im Bereich Logistik liegt.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Socialmedia, Socialmedia und Socialmedia. Wir versuchen unseren Fans und Supporten ein transparentes Bild von unserem Unternehmen zu liefern, auch wenn es uns nicht immer gelingt, da wir mit unserem kleinem Team aus 7 Vollzeitkräften und einem Azubi (thanks to the Team) auf vielen Messen unterwegs sind. Im Gesamten betrachtet, ist für uns als Müslibäcker nur ein gesunder Mix aus PR, Offline-Promotion und auch Onlinekampagnen zielführend.
Je nach Kampagne oder auch welcher Kooperationspartner an Bord ist, bietet jeder Kanal seine Vorteile. Beispielsweise hatten wir eine große nationale TV-Kampagne mit der Techniker Krankenkasse, welche u.a. auch in deutschen Kinos und im TK-Magazin an über 8 Millionen Bundesbürger geschaltet wurde. Nach wie vor testen wir viel aus und justieren regelmäßig unseren Marketing-Mix nach.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Wir hatten links und rechts immer wieder ein paar hilfreiche Gespräche u.a. hat der enge Kontakt zur Firma truefruits bei der einen oder anderen Fragestellung weitergeholfen. Auch im Businessplan-Wettbewerb NUK (neues Unternehmertum Köln) haben sich für Themen wie z.B. Logistik oder Finanzierung interessante Gespräche ergeben. Grundsätzlich muss gesagt werden, das wir bereits in der Lebensmittelbranche in den Kernbereichen Vertrieb und Entwicklung tätig waren.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
1. Lass dir nicht zu sehr in dein Konzept quatschen!
2. Teste am Anfang so viel wie es geht aus!
3. Teste nicht zu viel aus, nur Handeln bringt dich nach vorne!
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ehrlich gesagt haben wir keine Zeit für Pläuschen bei denen nicht viel rumkommt. Natürlich würden wir uns leichtere Finanzierungsmöglichkeiten außerhalb von Exist & Co wünschen. Da wir als Food-Start Up von dem Transport unserer Waren abhängig sind, würden wir uns wünschen, dass das marode Autobahnnetz in Stand gesetzt wird. Besonders in NRW gibt es zahlreiche Altschäden bei denen unsere Transporter regelmäßig Umwege/Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Der wirtschaftliche Schaden ist immens!
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich wäre weiterhin Produktentwickler geblieben.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Wir würden gerne mal bei mymüsli hinter die Kulissen schauen.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich stehe schon auf epische Schlachtenfilme, daher würde ich mich, auch wenn das Mittelalter ziemlich hart war, für diese Zeit entscheiden und den Laborkittel gegen eine Ritterrüstung tauschen.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde mir eine Plantage nebst Verarbeitung in tropischen Gefilden kaufen.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Aufstehen ohne, dass der Wecker klingelt, ein kurzer Lauf durch den Mediapark oder Stadtgarten in Köln, danach werden alle Mails gecheckt, kurz über die Onlinekanäle geflogen und danach ein ausgiebiges Frühstück bis in den Nachmittag.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich glaube eine gute Tasse Kaffee Manoj Bhargava wäre schon ziemlich cool.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Robert Kronekker machte zunächst eine Ausbildung zum Fitnessfachwirt, ehe ein Studium zum Ökotrophologen anschloss. Vor diesem Hintergrund gründete er 2013 Hafervoll.
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