Von Alexander
Mittwoch, 23. März 2016

Spiele-Palast – megaerfolgreich mit Mau-Mau und Skat

"Ich habe mich lange darüber geärgert, dass die Startphase so langsam verlaufen ist. Rückblickend hätte ich das Projekt eher alleine starten und im Anschluss daran auch eher meinen damaligen Job kündigen müssen, um mich ganz auf die Kartenspiele zu konzentrieren", sagt Ruben Gerlach von Spiele-Palast.

Die Geschichte von Ruben Gerlach beginnt bereits 2009 – auf studiVZ. “Jetzt haben wir sieben Mitarbeiter, vier Spiele veröffentlicht und im Herbst vergangenen Jahres eine GmbH gegründet. Zwei weitere Spiele sind in Arbeit”, sagt der Spiele-Palast-Gründer. Rund 200.000 Spieler kloppen über die Games des jungen Unternehmens, die Skat, Mau-Mau, Doppelkopf und Schafkopf beinhalten, Karten. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gerlach über das internationale Parkett, frühere Entscheidungen und den zunehmenden Wettbewerbsdruck.

Mit Spiele-Palast bieten Sie Online-Kartenspiele wie Skat an. Hat das im Zeitalter von hochkomplexen Handy-Spielen noch eine Zukunft?
Ich habe nicht den Eindruck, dass es eine eindimensionale Entwicklung hin zu immer komplexeren Handy-Spielen gibt. Die Casual-Games Explosion vor ein paar Jahren hat ja gerade erst gezeigt, dass es möglich ist, mit sehr einfachen Spielprinzipien sehr erfolgreiche Apps zu vermarkten. Kartenspiele sind darüber hinaus zeitlose Klassiker, die, glaube ich, immer ihren Platz auf dem Markt haben werden.

Welche Spiele haben Sie momentan im Angebot?
Derzeit bieten wir Skat, Mau-Mau, Doppelkopf und Schafkopf für iOS, Android, Browser – eigene Webseiten oder eingebettet auf Facebook, bild.de und anderen Kooperationspartnern – und als PC-Download. Die Spiele an denen wir gerade arbeiten zielen dagegen aufs internationale Parkett, und wir sind sehr gespannt, ob wir uns dort ebenfalls so gut schlagen werden wie auf dem deutschen Markt.

Wie ist die Idee zu Spiele-Palast entstanden?
Angefangen hat alles im Frühjahr 2008 mit einem Posting auf www.spieleprogrammierer.de, als dort jemand ein Honorar für ein Doppelkopf-Spiel ausgeschrieben hat. Ich war damals Student und hatte gerade Semesterferien, und habe dann nach einem kurzen Erstkontakt völlig übermotiviert mit der Entwicklung des Prototypen angefangen. Als wir uns dann nicht über die vertraglichen Details einig wurden, stand ich da mit einem halbfertigen Kartenspiel. Das habe ich dann ein halbes Jahr später bei einem Bewerbungsgespräch meinem zukünftigen Chef gezeigt, der passenderweise auch gerne Doppelkopf gespielt hat.

Wie ging es dann weiter?
Ein Jahr später, im Sommer 2009, hat studiVZ dann angekündigt, dass demnächst Apps und Spiele auf die Plattform integriert werden können. Ich habe das Projekt dann nochmal bei meinen Chefs gepitcht und wir waren uns schließlich einig, dass wir Doppelkopf als 50:50 Deal gemeinsam veröffentlichen. Den C++-Prototypen habe ich verworfen und neu in Flash implementiert. Die Agentur stellte die Server und entwickelte das Layout. Am 7. Dezember 2009 ist dann “Wolle’s Doppelkopf Stube” als erste von sieben Apps auf StudiVZ, und als einziges Spiel auf SchülerVZ, online gegangen. Das hat uns eine Menge Sichtbarkeit gebracht und war der initiale Anstoß für die Entwicklung der Kartenspiel-Franchise. Nachdem ich mich eine Weile über meine Partner geärgert habe, weil sie anderen Projekten, rückblickend nachvollziehbar, immer wieder den Vorzug gegeben haben, habe ich mich entschlossen, alleine weiterzumachen. Ich habe 5.000 Euro investiert und am 7. Dezember 2011 Skat-Palast veröffentlicht. Nochmal zwei Jahre später, Herbst 2013, habe ich meine alten Partner ausbezahlt und Wolle’s Doppelkopf Stube als Doppelkopf-Palast gerelauncht. Jetzt haben wir sieben Mitarbeiter, vier Spiele veröffentlicht und im Herbst vergangenen Jahres eine GmbH gegründet. Zwei weitere Spiele sind in Arbeit.

Blicken Sie bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Einen richtig groben Schnitzer haben wir uns bisher noch nicht geleistet, denke ich. Ich habe mich aber lange darüber geärgert, dass die Startphase so langsam verlaufen ist. Rückblickend hätte ich das Projekt eher alleine starten und im Anschluss daran auch eher meinen damaligen Job kündigen müssen, um mich ganz auf die Kartenspiele zu konzentrieren. Allerdings hätte ich auch damals nicht wissen können, dass ich mal irgendwann von dem Projekt würde leben können, die damaligen Entscheidungen sind also nachvollziehbar, waren aber nicht optimal.

Wie genau finanzieren sich den Ihre Apps?
Unsere Apps sind ausnahmslos kostenlos und werbefrei. Wir finanzieren uns durch den Verkauf von Premium-Mitgliedschaften, Kartendecks, Spielgeld und Resets von Statistiken und Wertungen. Es gibt allerdings keine Paywall, ich kann also unbegrenzt kostenlos spielen, so lange ich möchte.

Wie erfolgreich sind Sie denn mit diesem Konzept, können Sie etwas um Umsatz sagen?
Wir sind mit Skat-Palast momentan auf dem vierten Platz in Google Play Topgrossing Kartenspiele, auch unsere anderen Apps befinden sich in der Regel in den Top 20. Laut App Annie waren wir im vergangenen Jahr eins der 25 erfolgreichsten App-Studios aus Deutschland – kumulierter Jahresumsatz auf Android und iOS. Wir sind guter Dinge, dass wir das mit unseren internationalen Titeln zukünftig noch steigern können.

Und wo haben Sie Ihrer Meinung nach alles richtig gemacht?
Ich glaube die Skat-App hatte ein gutes Timing. Als ich auf Android veröffentlicht habe, gab es dort keine ernstzunehmenden Konkurrenten, und wir haben uns schnell zur Nummer eins entwickelt. Die anderen Apps kommen nun eher zu einem Zeitpunkt der Marktsättigung, aber wir haben durch unsere bestehenden Spiele gute Möglichkeiten, neue Apps in der Launchphase kostengünstig zu promoten.

Ist die Platzierung von neuen Apps in den vergangenen Jahren generell schwieriger geworden?
Ja, auf jeden Fall, wir merken in unserem Segment deutlich den zunehmenden Wettbewerbsdruck. Der Markt professionalisiert sich, auch wenn das in Deutschland länger gedauert hat als anderswo, und sicher auch noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Gleichzeitig ist der Markt aber auch gewachsen, und wir stehen heute besser da als zu Beginn, weil wir uns in eine gute Stellung bringen konnten. Unsere Spielerschaft wächst schneller als je zuvor.

Wo steht Spiele-Palast in einem Jahr?
Spiele-Palast verfügt dann über sieben Apps und 15 Mitarbeiter, die alles im Griff haben, so dass ich nach 2009 mal wieder Urlaub machen kann, ohne ständig auf mein Handy schauen zu müssen.

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