15 Fragen an Andreas Langegger
“Ideen sind nett, aber Execution ist entscheidend”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich kann mir die Leute aussuchen mit denen ich zusammen arbeiten möchte und das ist großartig! Noch nie hatte ich soviel Spaß und Energie bei dem was ich mache. Aber natürlich ist das auch eine große Verantwortung. Aber das macht mir nichts aus, ganz im Gegenteil.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ganz einfach: bei der Suche nach einer neuen Wohnung. Ich hab mir damals kleine Skripts geschrieben mit denen ich immer alle aktuellen Angebote der wichtigsten Plattformen in eine Excel-Tabelle laden konnte. Ich mag keine ineffizienten Dinge. Bei mir muss alles schnell gehen, automatisch und intelligent.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Aus Erspartem, aus Förderungen und schließlich von privaten Business Angels die uns aber nicht nur mit Geld unterstützen. Ich würde es genau wieder so machen. Erstmal einen Prototypen bauen, für die Forschung & Entwicklung Fördermittel lukrieren und eine Firma gründen, den Wert steigern und dann erst Investoren reinholen.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Neben den technischen Herausforderungen definitiv der Aufbau einer Organisation, eines Teams von Leuten mit wahnsinnig viel Energie und Potential die dann optimal zusammenarbeiten. Das ist natürlich noch nicht abgeschlossen, das ist ein laufender Prozess. Die kritischsten Phasen waren die Finanzierungsrunden und danach die Vergrößerungen und Veränderungen im Team.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde viel fokussierter rangehen, weniger machen und dafür mit noch mehr Speed. Dazu gehört auch “nein” sagen lernen, aber auch Opportunities und Nicht-Opportunities richtig einschätzen können. Das lernt man eben mit der Zeit.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Laut sein! Die Leute müssen raus, jeder im Team muss zu 100% von dem überzeugt sein was sie/er macht. Dann kommen die Ideen und dann gibt es ganz neue innovative Wege um an Kunden und User zu kommen – jenseits der Hauptstraßen die alle fahren. Als Startup musst du kreativ sein, Schleichwege finden und Überholspuren. Denn du hast kein Geld für teure klassische Werbemittel, musst aber viel stärker wachsen als die Konkurrenz oder etablierte Player.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Da waren die Leute von StartEurope die immer noch an Wochenenden quer durch Europa sehr geile Pitch-Events veranstalten, wo ich auch meinen Co-Founder Christoph Richter kennengelernt habe. Der Sektor5 – ein Co-Working Space in Wien – war auch entscheidend und ich muss auch sagen die Kollegen der Förderstellen die uns zu Beginn unterstützt haben. Schließlich natürlich unsere Angel Investoren, die uns auch als Advisor unterstützen.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Ideen sind nett, aber Execution ist entscheidend. Redet mit sovielen erfahrenen Entrepreneuren wie möglich über eure Idee. Testet eure Annahmen bevor ihr euch in Sackgassen verzettelt und Zeit und Geld verschwendet. Glaubt auch nicht alles was man euch sagt, sondern holt euch mehrere Meinungen ein. Denkt groß und international, aber bleibt am Boden der Realität. Holt nur die besten Leute an board und investiert in das Team. Baut euch ein enges vertrauensvolles Netzwerk von anderen Gründern auf. Gewöhnt euch an ein aufregendes Leben im Rollercoaster!
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich finde wir brauchen viel mehr Unternehmerkultur in ganz Europa. Was mir speziell am Herzen liegt ist, dass bereits in der Schule ein lockerer Zugang zum Unternehmertum vermittelt wird und nicht so strikt in zwei Klassen: Arbeitnehmern und Arbeitgebern gedacht wird. Junge motivierte Leute müssen maximal gefördert werden in dem was sie machen wollen. Der Zugang zu Bildung gehört deshalb so offen wie möglich gestaltet.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Vermutlich würde ich wo als Berater oder an einer höheren Bildungseinrichtung arbeiten und mich ständig von Gründungsideen jagen lassen. Jetzt kann ich sagen: einmal gegründet gibt es keinen Weg zurück. Ich würde wieder und wieder gründen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Spannende Frage. Ich glaube ich würde mal gerne bei einem Rocket Startup hinter die Kulissen schauen, vermutlich bei Lamudi – weil es auch vom Thema her passt. Ich bin zwar überhaupt kein Fan von Rocket, aber gerade weil sie so umstritten sind, fände ich es spannend mal für eine kurze Zeit zu sehen wie die arbeiten. Was sie jedenfalls können ist rasch international skalieren und das haben wir auch jetzt vor.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich würde gerne in eine Zeit in der Zukunft reisen in der ich mein eigenes Raumschiff fliegen kann. Ich finde fliegen immer noch aufregend und ich liebe Technologie, Maschinen, Motoren, alles wo sich etwas bewegt und was uns Menschen plötzlich völlig neue Möglichkeiten bietet.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde wohl die Hälfte in mein Start-up stecken und mir mit dem Rest eine Wohnung kaufen. Ansonsten brauch ich nichts, mir geht’s gut.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ich stell mir keinen Wecker, steh mit meiner Frau gemütlich auf, lass mal los und wir entscheiden dann gemeinsam spontan wie wir den Tag verbringen. Bei meiner 70h-Woche ist mir ein freier Sonntag grundsätzlich sehr wichtig.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Elon Musk. Ich finde es unglaublich wie man parallel so viele wirklich schwierige, visionäre Unternehmen starten kann. Das ist großartig!
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Dr. Andreas Langegger ist Co-Gründer und CEO von zoomsquare mit Sitz
in Wien. Zuvor war er als Managementberater in Österreich, Deutschland
und UK tätig und promovierte nach 6 Jahren Forschung an der Johannes Kepler Universität Linz im Bereich Semantische Technologien.
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