Gastbeitrag von Marco Duller
Gründer als Lobbyisten = Mehr Markt, weniger Hürden!
Gegründet wurde schon immer: Ob Microsoft 1975, Amazon 1994 oder MeinFernbus 2012. Verändert hat sich nur die öffentliche Wahrnehmung und ihr Fokus auf spannende, meist in der Digitalisierung tätigen, Startups. Gründer wollen dabei neue Märkte für sich entdecken und erobern. Meist waren diese vorher ein Monopol, welches durch die Digitalisierung eine ganz neue Richtung bekommt. Eins haben die Märkte aber immer gemein – sie sind von etablierten Unternehmen besetzt oder durch die Politik reguliert.
Gründen hat auch immer etwas Politisches. Es geht dabei in erster Linie gar nicht um die große Politik. Viele Lebensbereiche sind bereits politisiert, viele Unternehmen haben mit Verbänden, Handelskammern, aber auch Institutionen wie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) oder anderen Behörden zu tun. FinTechs stehen etablierten Banken und Behörden gegenüber, z.B. um eine Genehmigung für ihr Business zu erhalten. Startups im E-Commerce kämpfen mit Vorschriften und Gesetzen beim Versand ihrer Ware und Abmahnungen in scheinbar rechtsfreien Räumen. Alle Unternehmen, gleich welche Branche, sind wiederum mit Sozial- und Steuervorschriften konfrontiert. Politik und Verwaltung steuern insofern das unternehmerische Handeln.
Der Gründer als Marke
Gründer sollten nie die eigene Macht und öffentliche Wirkung unterschätzen. Gründer sind gerade heute für Medien und Politik gleichermaßen attraktiv. Sie können aus der Praxis berichten und bereichern das politische Alltagsgeschäft, die Kultur des Scheiterns, aber auch die Geschichte des Tellerwäschers auf dem Weg zum Millionär – all diese Geschichten packen und zeigen, wie real Politik sein kann. Aber auch Verbände haben das Thema für sich entdeckt, so auch der Deutsche Startup Verband oder die Bitkom in Berlin. Alles kein Grund sich nicht selbst zu engagieren, seine Marke nachhaltig aufzubauen und im politisch-gesellschaftlichen Fokus zu positionieren. Jeder hat Interessen, erst recht jedes Unternehmen; und es ist nichts Verwerfliches in unserem politischen System die Interessen zu vertreten, sondern erwünscht. Denn nur so kann eine repräsentative Volksvertretung funktionieren. Und ganz ehrlich, wer wenn nicht der Unternehmer hat die Zahlen und Daten zu seinem Geschäftsfeld? Dies ist der Schlüssel für Veränderungen des Regulierungsrahmens oder zumindest für eine Abwehr weiterer Regulierung. Dass Politik Märkte schaffen kann, zeigt die Liberalisierung des Fernbusmarktes. Lange Zeit gab es nicht die Möglichkeit innerdeutsche Verbindungen mit dem Bus anzubieten. Seit 2013 ist es aber ein boomender Markt, der sich seit Etablierung aber direkt wieder mit Regulierungswünschen konfrontiert sieht. Von der Maut über Barrierefreiheit oder auch Busfahrerentlohnung bis hin zum Zugang zu Busbahnhöfen in der Innenstadt ist das Politikfeld hart umkämpft. Nicht ohne Grund leistete sich MeinFernbus direkt von Anfang an eine Public Affairs Abteilung.
Warum als Gründer engagieren?
Nun hat ein Gründer vieles andere zu tun, als sich mit der Politik zu beschäftigen. Es gibt eine Vielzahl von Verbänden, Vereinen und Organisationen, die Interessen vertreten. Hier gilt es immer genau abzuwägen. Dabei sollten die Fragen nach Höhe der jährlichen Kosten, Einflussmöglichkeit als einzelnes Mitglied und auch die Netzwerkfähigkeit im Fokus stehen. Wichtig ist, dass ich nicht nur Gebe, sondern einen Verbündeten habe, der sich um meine Interessen kümmert. Wenn ihr nicht aktiv werdet und kommuniziert, tun es eventuell die etablierten Unternehmen – die Euch gerne wieder wegregulieren wollen.
„Build your network before you need it“ – ein zentraler Satz, der Lobbying im Kern erklärt. Deshalb traut Euch nicht nur an Kunden und Investoren zu kommunizieren, sondern auch für Euer Business in der Politik einzutreten. Der Preis: Mehr Markt, weniger Hürden!
Zur Person
Marco Duller ist unser Public Affairs Experte. Angefangen hat alles in der IT- und Tabakindustrie. Die meisten Erfahrungen sammelte er aber im Fernbusmarkt. Als Leiter Politische Beziehungen für den Fernbusmarkt hat er den vormals regulierten Bereich aktiv mitaufgebaut.
Kennen Sie schon unseren #StartupTicker? Der #StartupTicker berichtet tagtäglich blitzschnell über die deutsche Start-up-Szene. Schneller geht nicht!