Pantaflix: Matthias Schweighöfer gründet Streamingdienst
Bisher waren mehrere Mittelsmänner notwendig, um einen Film von der Produktion ins Kino und ins TV – insbesondere im Ausland – zu bringen. Das kostet nicht nur wahnsinnig viel Geld, sondern führt auch dazu, dass viele Filme es überhaupt nicht über die Landesgrenzen schaffen. Wer sich als “Goodbye Deutschländer” beispielsweise auf Malle oder aber auch in New York deutsche Filme ansehen möchte, ist meistens gezwungen dafür in den Flieger zu steigen. Dan Maag und Matthias Schweighöfer wollen dieses Branchenproblem mit Pantaflix lösen und sind damit tatsächlich die Ersten.
Pantaflix-Macher Maag ist CEO von Pantaleon, der Filmproduktionsfirma, in der auch Matthias Schweighöfer tätig ist. Die beiden verbindet nicht nur eine langjährige Zusammenarbeit, sondern auch eine über 10-jährige Freundschaft. Das Duo konnte mit Filmen wie “Vaterfreuden” oder “Der Nanny” bereits große Erfolge feiern. Immer wieder standen sie aber vor dem Problem, dass sie deutsche Filme nur schwer zugänglich machen können – jenseits der DACH-Region.
“Viele Filmproduzenten würden gerne ihre Filme ins Ausland bringen, allerdings war dies bisher sehr schwer beziehungsweise fast gar nicht möglich. Amerika hat selbst genügend gute Filme”, so Maag. Warum also eine Plattform für deutsche Filme? “Es leben zum Beispiel eine Millionen Deutsche in Amerika, die täglich via Social Media weiterhin die deutsche Filmszene beobachten oder deutsche Schauspieler gut finden, aber deren Filme nicht sehen können. Das ist eine Zielgruppe die wir gerne abholen wollen”, so der Filmproduzent. Es geht natürlich nicht nur um die Zielgruppe Amerika, selbst nach Spanien, Polen oder Frankreich schaffen es die meisten Filme nicht, wie Maag im Gespräch mit deutsche-startups.de erzählt. Schweighöfer und Maag hatten schon lange das Bedürfnis, eine solche Plattform ins Leben zu rufen. “Der Wunsch eine solche Plattform ins Leben zu rufen, wuchs immer stärker. Nicht zuletzt durch die Anregungen meiner Fans selbst. Ich lese wirklich jeden Kommentar auf Facebook und Twitter und bekomme dort auch oft Kommentare wie: ‘Warum läuft bei uns in Spanien der Film nicht?’. Umgekehrt haben wir hier auch viele andere Nationen, die gerne Filme aus ihrem Heimatland sehen wollen”, so Schweighöfer.
Besonders fair ist Pantaflix gegenüber den Produzenten, denn diese bekommen immer 75 % des Streamingpreises, welchen der Nutzer zahlt. Pantaflix behält 25 % ein. “An diesen 75% ist auch nichts dran zu rütteln”, versichern Schweighöfer und Maag. Die Plattform soll komplett werbefrei sein, ein Film kann nach dem Kauf 48 Stunden lang beliebig oft abgespielt werden. Der Preis richtet sich je nach Aktualität des Filmes. “Im Schnitt werden das so ungefähr 3,99 Euro sein”, so Maag. Ein besonderes Goodie: Der Produzent selbst entscheidet, wann der Film auf der Plattform verfügbar ist, so kann es also zeitgleich mit dem Kinostart schon einen Film online geben, zumindest im Ausland.
“Aber nicht nur ‘große’ Kinofilme können bei uns gestreamt werden, sondern auch weniger kommerzielle Filme. Natürlich werden die Produzenten aber geprüft, es kann jetzt nicht jeder Hobby-Filmer einen Film bei uns hochladen”, so Maag. Da bietet sich die Berlinale, auf der die Pantaflix-Macher unterwegs sind, bestens an, um neue Filme für die Plattform an Land zu ziehen. Das Branchentreffen nutzen die beiden auch zum Networking, genauso wie andere Gründer müssen sie erst einmal Klinken putzen. Wobei der Zeitpunkt der ersten Ankündigung von Pantaflix – während der Berlinale – nicht ganz willkürlich gewählt wurde. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Schweigerhöfer sich für die erste eigene TV-Serie des Amazon Streaming-Dienstes aus Deutschland verpflichtet hat. In “Wanted” geht es um einen Mann, dessen Leben durch einen Hackerangriff auf den Kopf gestellt wird. Schweighöfer wird auch hier selbst Regie führen.
Bei so viel Filmarbeit fällt es schwer zu glauben, dass Schweighöfer wirklich zu Hause am Laptop sitzt, um an seinem Start-up zu arbeiten – indem er offiziell neben Maag als Geschäftsführer tätig ist. “Matthias und ich telefonieren täglich und reden über die kleinsten Kleinigkeiten, er hängt sich da genau so rein wie jeder andere aus dem Team”, so sein Freund Maag. Beim Gründen gibt offensichtlich keinen Promi-Bonus, wenn man für sein Start-up brennt – und so ist es bei den beiden Jungs – muss man auch viel Arbeitszeit investieren. Pantaflix ist bisher eigenfinanziert und das Gründerduo möchte auch weiterhin versuchen ohne Venture Capital auskommen. Das Ziel der beiden ist es, mehr als 100.000 Filme auf ihrer Plattform anbieten zu können.