Urlaubsguru-Macher im Interview

“Als Start-up ist man im Ruhrgebiet ein wahrer Exot”

"Es gibt auch in unsere Breitengraden viele Erfolgsstories, welche aber auch nach außen getragen werden müssen. Man muss sich nicht profilieren, aber man sollte sich auch nie zu klein machen", sagt Daniel Marx, Mitgründer von Urlaubsguru.
“Als Start-up ist man im Ruhrgebiet ein wahrer Exot”
Montag, 15. Februar 2016VonAlexander

Das Ruhrgebiet ist mehr als ein Lebensraum, für die Menschen zwischen Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen ist das Ruhrgebiet auch ein Lebensgefühl. Auch Start-ups erblühen im Pott, das bald komplett ohne Zechen auskommen muss, inzwischen vermehrt.

In unserem Themenschwerpunkt Ruhrgebiet beschäftigen wir uns ausgiebig mit Start-ups im schönen Revier – siehe auch “Ist das Ruhrgebiet die nächste Start-up-Hochburg?” und “10 % aller deutschen Start-ups sind in Rhein-Ruhr Zuhause“.

“Man sollte sich nie zu klein machen”

Im Interview mit deutsche-start-ups sprechen Daniel Krahn und Daniel Marx, die Gründer der Reiseschnäppchenplattform Urlaubsguru, über den besonderen Charme des Ruhrgebiets, Exoten und Fußball-Meisterschaften.

Wenn es um Start-ups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für das Ruhrgebiet als Start-up-Standort?
Daniel Krahn: “Die räumliche Nähe der jeweiligen Großstädte, die innerhalb weniger Minuten leicht erreichbar sind, spricht für das Ruhrgebiet. Außerdem die Hülle und Fülle von Universitäten hier im Ruhrgebiet und zu guter Letzt unsere geliebte “Arbeiterkultur”. Ein Start-up beginnt meist mit einer guten Idee, oft bleibt es bei vielen Start-ups allerdings bei der Idee. Ohne den Willen Vollgas zu geben und richtig anzupacken wird es vermutlich bloß bei der Idee bleiben. Da haben wir hier im Ruhrpott auf jeden Fall die richtige Arbeitsmentalität.”

Findet man denn im Ruhrgebiet auch genug Mitarbeiter, die Lust auf Start-up-Atmosphäre haben?
Krahn: Im Ruhrgebiet gibt es sogar sehr viele Mitarbeiter, die Lust haben die Ärmel hochzukrempeln und mit anzupacken. Und der besondere Charme des Ruhrgebiets zieht mittlerweile sogar Jungs und Mädels aus Berlin, Hamburg und München, wenn wir die eingehenden Bewerbungen mal darauf reduzieren.

Was macht speziell den besonderen Reiz der Startup-Szene in Dortmund und Umgebung aus?
Daniel Marx: “Wir sind gebürtig in unserer Heimatstadt Unna gestartet und hier im Kreis Unna/Dortmund gab es zu Beginn unseres Start-ups, also im Jahr 2012, keine Szene und es gibt auch bis zum heutigen Tag keine Szene, die mit Berlin oder München mithalten kann, aber vielleicht auch gar nicht will. Als Start-up ist man auch im Jahr 2016 bei uns im Dortmunder Raum noch ein wahrer Exot. Von diesem Umstand geht sicherlich auch ein gewisser Reiz aus.”

Wie nutzen Sie diesen Exoten-Status für sich?
Marx: Im Bereich Recruiting gibt es für uns durch diesen Exoten-Status sicherlich Vorteile um direkt “vor der Haustür” zu suchen.

Was ist im Ruhrgebiet einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Krahn: In Berlin ist es sicherlich einfacher Kontakte zu pflegen und sich zu vernetzen. Viele abendfüllende Events stehen zur Auswahl, das Netzwerken wird hier groß geschrieben. In dieser Hülle und Fülle kann das Ruhrgebiet hinsichtlich Netzwerken und Start-up-Events nicht mithalten. Im Umkehrschluss ist das natürlich auch ein Vorteil für uns hier im Ruhrgebiet, dass wir uns auf das Wesentliche fokussieren können und dürfen: Auf die Maloche!

Wer kräftig arbeitet, soll auch kräftig feiern. Kann das Ruhrgebiet denn da mit Berlin, Hamburg und München mithalten?
Krahn: Wenn ihr schon mal Bilder gesehen habt, wie man in Dortmund Fußball-Meisterschaften feiert, könnt ihr euch die Antwort denken.

Was fehlt im Ruhrgebiet noch?
Marx: Die Überzeugungsarbeit, dass aus einem kleinen Start-up etwas Großes werden kann, fehlt im Ruhrgebiet noch. Es gibt auch in unsere Breitengraden viele Erfolgsstories, welche aber auch nach außen getragen werden müssen. Man muss sich nicht profilieren, aber man sollte sich auch nie zu klein machen, denn die bessere Currywurst gibt’s auf jeden Fall bei uns im Ruhrgebiet!

Stimmt – in Bochum bei Dönninghaus. Oder wo essen Sie ihre Currywurst?
Marx: Bei Oma Kepmann in Unna-Kessebüren.

Passend zum Thema: “Start-ups aus dem Ruhrgebiet, die jeder kennen sollte” und “Ruhrgebiet = ‘persönlicher und nicht so oberflächlich’

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.