Friedrich A. Neuman von Makers

“Wir hatten nie geplant einen Company Builder zu bauen”

"Scheitern gehört bei uns auch dazu. Das Wichtige ist dann schnell wieder aufzustehen, daraus zu lernen, um die Fehler beim nächsten Mal zu vermeiden. Grundsätzlich setzen wir auf Unternehmen, die nah am Cash sind, daher ist die Fallhöhe oft überschaubar", sagt Friedrich A. Neuman von Makers.
“Wir hatten nie geplant einen Company Builder zu bauen”
Donnerstag, 11. Februar 2016VonAlexander

Der Berliner Company Builder Makers ist eine der leiseren Firmenschmieden in Berlin. Dabei arbeiten bereits über 120 Mitarbeiter für den 2013 gestarteten Brutkasten. Makers, dessen Keimzelle die Preisvergleichseite Run A Shop ist, unterstützt derzeit Start-ups wie bidderplace, perdoo und iconpeak. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Makers-Macher Friedrich A. Neuman über Visionen, disruptive Geschäftsmodelle und vielversprechende Unternehmen.

Was ist die Idee hinter Makers?
Makers ist eine Community, bestehend aus Unternehmern, Investoren und Fachexperten, die Gründer dabei unterstützt ihre Visionen in die Realität umzusetzen. Ursprünglich hatten wir nie geplant einen Company Builder zu bauen.

Wie ist Makers dann entstanden?
Das Ganze ist eher organisch entstanden. Marius Schulze und ich haben 2012 eine Preisvergleichseite namens Run a Shop gegründet, die sich sehr schnell als profitabel herausstellte. Die Gewinne von Run a Shop nutzten wir dann um neue Projekte zu starten. Die Idee war dabei nie ein klassischer Investor zu sein, sondern eher Gründer mit Know-How zu versorgen, um ihnen zu ermöglichen nachhaltige Geschäftsmodelle zu bauen.

Klingt sehr bodenständig. Verrückte Ideen und Konzepte, die ihr Geschäftsmodell erst noch finden müssen, haben bei Makers somit keine Chance, oder?
Was genau sind verrückte Geschäftsmodelle? Bodenständig heißt nicht gleich risikofrei. Wir investieren in disruptive Geschäftsmodelle wie beispielsweise Bonagora, Cashboard oder Perdoo und werden das auch in Zukunft tun. Wichtig ist dabei immer die Monetarisierungsstrategie. Wie will ein Startup Geld verdienen? Idealerweise sind die Ideen, in die wir investieren, nah am Cash und generieren Umsätze ab dem Launch.

Wie kommen bei Makers Ideen und Gründer zusammen?
Unsere Ideen entwickeln wir outside-in and inside-out. Das heißt wir investieren in Unternehmer, die mit vielversprechenden Ideen auf uns zukommen, generieren aber auch unsere eigenen Geschäftsmodelle. Meistens sind wir der erste Investor bei einem Start-up. Durch unser Netzwerk bieten wir Gründern optimale Rahmenbedingungen, um Unternehmen schnell auf die Straße zu bringen. Wir haben Experten für jeden Fachbereich. Ob Online Marketing, HR, Product Design oder IT – in unserer Community pflegen wir eine starke Kultur des Teilens und des Austausches. Durch dieses Vorgehen können wir die Wahrscheinlichkeit des Unternehmenserfolgs deutlich erhöhen.

Woran machen Sie dies fest?
Durch regelmäßige Treffen und Informationsaustausch zu Themen wie Recruiting und User Acquisition steigern wir die Effizienz innerhalb der Gruppe, senken Kosten und vermeiden dadurch Fehler, die wir bei vorherigen Projekten gemacht haben.

Aktuell sind sieben Firmen im Makers-Portfolio vertreten. Wer ist das beste Pferd im Stall?
Mit Run a Shop haben wir natürlich ein äußerst profitables Unternehmen in unserem Portfolio. Im Jahr 2014 wurde Run a Shop von The Next Web und von Deloitte mit dem Technology Fast 50 Award für das am schnellsten wachsende Unternehmen in Europa ausgezeichnet – unser Umsatzwachstum lag in den ersten beiden Jahren bei rund 70.370 %. Aber auch Unternehmen wie IconPeak, die gleich in ihrem zweiten Monat nach Gründung profitabel waren, laufen sehr gut. Allein im letzten Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen zweistelligen Millionenumsatz. Und das komplett gebootstrapped.

Wird in Berlin generell zu wenige gebootstrapped? Viele Start-ups setzen von Anfang an direkt auf Fremdkapital?
Wir denken bei Makers sehr mittelständisch. Der Anreiz ein Unternehmen zu gründen sollte nicht sein erstmal eine große Runde zu raisen. Der Fokus der Gründer in der Frühphase eines Startups sollte beim Produkt, Traction und beim Lösen eines real existierenden Problems liegen. Gründer sollten Venture Capital nicht als Voraussetzung, sondern als eine Beimischung für den Erfolg verstehen. Geld mit Investoren zu raisen ist immer ablenkend und mit hohen Opportunitätskosten verbunden.

Als Begründung für die frühe Kapitalaufnahme wird meist der Wunsch nach schnellerem Wachstum genannt.
Ein zu früher Fokus auf Wachstum kann dazu führen, dass Gründer nicht rechtzeitig lernen ein profitables Unternehmen zu führen. Zudem kann das Führen eines Unternehmens mit Profitabilitätsbedingung zu mehr Kreatitvität, Fokus und vernünftigeren Entscheidungen führen. Schlussendlich ist der freie Cash Flow der beste KPI um zu messen, ob ein Unternehmen großartige Produkte entwickelt und Kundennutzen und Shareholder Value generieren kann. Wir sind der Meinung, dass Profit des Öfteren in Verbindung mit Startups gebracht werden sollte.

Gab es auch schon Ideen, Konzepte, die nicht funktioniert haben?
Klar, Scheitern gehört bei uns auch dazu. Das Wichtige ist dann schnell wieder aufzustehen, daraus zu lernen, um die Fehler beim nächsten Mal zu vermeiden. Grundsätzlich setzen wir auf Unternehmen, die nah am Cash sind, daher ist die Fallhöhe oft überschaubar.

Welche Konzepte genau sind Ihnen denn um die Ohren geflogen?
Normalerweise fliegen die Konzepte bei uns nicht “um die Ohren”, da wir sehr bedacht testen und validieren bevor mehr Geld und Ressourcen investiert werden. Bei Pinnwand.io haben wir im letzten Jahr vermutlich zu früh gelaunched und haben zu spät festgestellt, dass Reichweite über Paid Kanäle nicht skaliert. Das heißt, wir hätten daraus ein contentgetriebenes, SEO-lastiges und zu riskioreiches Geschäft entwickeln müssen, was uns aber zu teuer war. Deswegen haben wir das Projekt frühzeitig eingestampft, bevor wir zu hohe Kosten produziert hätten.

Wo steht Makers in einem Jahr?
In 2016 planen wir unsere Plattform auszubauen und weiterhin vielversprechende Unternehmen bei ihren Vorhaben zu unterstützen. Das heißt wir planen 3 bis 4 Unternehmen in unser Portfolio aufzunehmen und die Abteilungen innerhalb Makers stärker auszubauen.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.