Gastbeitrag von Thomas Keup
Innovationen & PR: 10 Praxis-Tipps für Acceleratoren
In zahlreichen Gesprächen mit Innovationsmanagern und Programmdirektoren in der Startup-Hauptstadt Berlin habe ich in den vergangenen Wochen drei entscheidende Herausforderungen für die Kommunikation und das Marketing von Innovationsprogrammen herauskristallisiert. Auf diese Punkte möchte ich zu Beginn als Fragen fokussieren:
* Wie finde ich mit vertretbarem Aufwand visionäre Tech-Startups und innovative Business-Partner für gemeinsame Projekte und eine neue Line of Business?
* Wie kann ich mit begrenzten Mitteln meine internen und externen Kunden und Partner regelmäßig ansprechen und informieren, um mein Programm zu sichern?
* Wie kann ich mit eingeschränkten Möglichkeiten die Präsenz in Startup-, Tech- und Wirtschaftsmedien deutlich erhöhen und damit mein Programm promoten?
Die drei entscheidenden Fragen beantworte ich mit 10 praktischen Tipps aus meiner täglichen Arbeit in Journalismus und Pressearbeit für Corporates und Startups. Sie beruhen auf 24 Jahren Erfahrung in Journalismus, 18 Jahre Know-how in Kommunikation, 12 Jahre Verankerung in Informationstechnologien und 5 Jahren Zusammenarbeit mit Startups und Tech-Communities.
1. Quick Wins vs. Success Storys
Die Planung und Umsetzung eines Innovationsprogramms dauert viele Monate, manchmal auch Jahre. Dazu kommen Bauarbeiten für Startup-Garage, Innovation-Hub und Coworking-Space. So, wie man Programm und Standort sorgfältig plant, sollte man auch Kommunikation und Marketing ernst nehmen. Häufig werden hier leider Abstriche gemacht.
Quick Wins im Short Term bieten das, was sie versprechen: Schnelle, kurzfristige Effekte. Das hat mit Austausch, Verständigung und Zusammenarbeit leider nur begrenzt zu tun. Das Ergebnis: Aufmerksamkeit und Interesse von Zielgruppen, die nicht immer optimal passen – und womöglich wenig nachhaltig tätig sind. Der Unterschied beginnt aus meiner Sicht im Mindset.
2. Gleich & gleich wird erfolgreich
Unsere Intuition entscheidet in 7 Sekunden über Interesse und Zusammenarbeit. Unser Image läuft uns immer schon vorraus. Unser Voreindruck ist verankert, bevor wir ein Wort wechseln können. Unsere Kommunikation sagt etwas über uns und unsere Werte aus. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen und Geschäftsleute von Geschäftemachern.
Für eine flexible Zusammenarbeit zu fairen Bedingungen und ohne Reibungsverluste bietet es sich an, mit Partnern zu kooperieren, die ähnliche Werte teilen. Denn Vertrauen ist der Vorschuss in die Leistungen des Gegenübers. Wenn Auftraggeber und Auftragnehmer sich vertrauen, können sie nahezu jedes Problem lösen – auch mit begrenzten Ressourcen.
3. Nicht alle Eier in einen Korb
Interne und externe Kunden kommunizieren so unterschiedlich, wie es moderne Wege ermöglichen. Einige Partner schätzen den persönlichen Austausch und hören gern zu, andere schauen sich lieber Videos an oder lesen gern Artikel im Netz oder auf Papier. Eine nachhaltige Kommunikation von Programmen sollte alle Möglichkeiten berücksichtigen.
Für Interviews mit Partnern bieten sich Videos an. Für Dokumentationen mit Hintergründen empfiehlt sich eine Broschüre mit ansprechenden Texten und brillanten Fotos. Aktuelle Presseinformationen und interessante Medienformate können online attraktiv präsentiert werden, z. B. in den neuen Innovationsrubriken auf Deutsche Startups und Gründermetropole Berlin.
4. Schnellschuss oder geplant
Selbstbeweihräucherung, Stockfotos oder PR-Geschichten sorgen eher für einen negativen Eindruck bei Lesern und Zuschauern. Für ein gemeinsames Projekt mit Vertrauen, besonderen Leistungen und zahlreichen Überstunden ist gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung eine wichtige Basis. Als Billigheimer kann man weniger partnerschaftlich überzeugen.
Menschen interessieren sich für Menschen und für ihre Erfahrungen. Starke Bilder in Text, Foto und Videos sind eine Frage der Planung, des Storytellings und der professionellen Produktion. Weniger ist dabei manchmal mehr – allerdings rechtzeitig abgestimmt, sorgfältig umgesetzt und erfolgreich veröffentlicht. Dafür stehen auch die Mediendienstleister bei uns im Verbund.
5. Auf die Größe kommt es an
Innovationsprogramme produzieren Meldungen und Geschichten, veröffentlichen Texte, Fotos und Videos auf Social Media Kanälen. Häufig konvergieren eigene Medien nur begrenzt, erfahren potenzielle Partner nicht immer, wo die spannenden Geschichten zu finden sind. Schade, wenn Zeit und Budgets nicht optimal wirken können.
Deutsche Startups, die Kooperationsplattform Founderio Innovation und Gründermetropole Berlin bieten eigene Möglichkeiten zu Innovationsthemen – mit redaktioneller Berichterstattung und attraktiven Möglichkeiten für Sonderwerbeformen – und damit eines der größten Angebote seiner Art mit einer hohen Reichweite in der deutschen Tech-Szene.
6. Interne und oder Externe PR
Der Erfolg externer Innovationen hängt maßgeblich von Marketing- und PR-Managern ab. Sie vernetzen Partner, organisieren Events und kümmern sich um die Sichtbarkeit in der Peergroup. Das Bespielen einer Plattform ist ein umfangreicher Fulltimejob. Das bestehende Setting reicht dabei von Voll-Profis über Freelancer bis zu Junior-Managern.
Spezielle Aufgaben, wie ansprechende Texte, brillante Fotos und emotionalisierende Videos sind der Job von externen Profis. Notwendige Kompetenzen sollten bei ihnen auch kurzfristig abrufbar sein. Preisdumping und Portokasse sind weniger hilfreich, wenn es um überzeugende Ideen, zuverlässige Umsetzung, flexibles Handling und größtmöglichen Erfolg geht.
7. Alles für Events, oder nicht?
Events bieten die Chance, Stakeholder persönlich zu erreichen und an sich zu binden – z. B. das Management, Investoren oder Multiplikatoren. Die entscheidende Frage lautet: Was ist sinnvoll und was eher zu viel des Guten? Braucht es Fanfaren, eine Lightshow, Clubatmosphäre und eine große Inszenierung für die eigene Kompetenz?
Zukunftsweisende Programme schränken repräsentative Großevents auf ein sinnvolles Maß ein oder verzichten darauf. Sie produzieren dafür eigene Medienformate und kümmern sich um die erfolgreiche Platzierung, kommunizieren kontinuierlich vor, während und nach einem Batch. Damit bieten sie die Chance, überall gefunden zu werden, statt auf die Suche gehen zu müssen.
8. Das Startup-Perlentauchen
Die Digitalisierung betrifft alle Unternehmen. Die führenden Anbieter jeder Branche sind direkt betroffen und gefordert, sich für Innovationen zu öffnen. Chancen und Risiken liegen so dicht beieinander, wie nie zuvor. Es geht um die pfiffigsten Ideen, die hellsten Köpfe, die interessantesten Geschäftsmodelle. Sie pitchen jedoch nur selten für ein Programm.
Die Vorarbeit für eine umfassende Sichtbarkeit im Netz braucht bis zu 3 Monate, erste Effekte sind nach 6 Monaten sichtbar, nach einem Jahr sind Programme feste Partner für Online-Medien und Leser. Dies setzt eine regelmäßige Kommunikation vorraus, die Zeit und Ressourcen erfordert. So werden auch die Nerds aufmerksam. Und sie sind es, die die Zukunft im Hinterkopf haben.
9. Sparringspartner für Erfolg
Die meisten Innovationsprogramme deutscher Unternehmen werden von erfahrenen und partnerschaftlich agierenden Managern geführt. Ihnen steht meist ein kleines und schlagfertiges Team für Investments, Mentoring, Marketing, PR und Event zur Seite. Dennoch reichen die Ressourcen nicht immer, um nachhaltig arbeiten zu können.
Aus meiner Erfahrung ist eine Kombination von internen und externen Partnern in Marketing, PR und Event ideal – um zusätzliche Kompetenzen abzurufen, flexibel zu agieren und einen Know how-Transfer zu ermöglichen. Das setzt ein Team erfahrener, zusammenarbeitender Dienstleister voraus, um Reibungsverluste zu vermeiden. Hier setzen unsere Partner ein.
10. Alumni und neue Chancen
Nahezu alle Inkubatoren und Acceleratoren besitzen ein großes Netzwerk erstklassiger Kontakte. Diese sind ein wichtiges Asset bei der Vermittlung von Investoren, Business-Partnern und geeigneten Dienstleistern. Leider endet der Support nicht selten mit Abschluss einer Klasse. Nach Demo Day und Abschlussparty hört man kaum mehr etwas von den meisten Startups.
In den Programmen reifen Ideen, bilden sich Teams und werden aus Präsentationen junge Unternehmen. Erst nach der Teilnahme beginnt die Arbeit oft Früchte zu tragen. Eine Begleitung über das eigene Programm hinaus mit regelmäßigen Updates sind eine wichtige Chance, die Arbeit nachhaltig zu kommunizieren und neue, interessante Ideen zu finden.
Auf ein persönliches Wort
Die Herausforderungen in Kommunikation und Marketing sind für Inkubatoren, Acceleratoren und Innovationlabs weitgehend identisch – für einzelne Veranstalter, wie für Verbundangebote. Der Wettbewerbsdruck bei mehr als 60 aktiven Großunternehmen in Deutschland nimmt weiter zu. Startup-PR & Marketing von der Stange können nur begrenzte Effekte erzielen.
Pressestellen und PR-Agenturen leisten gute Arbeit. Für Startup-Garagen gelten jedoch eigene Spielregeln – z. B. im Umgang mit Techis, Startups und Communities. Hier kommen etablierte PR-Kollegen an ihre Grenzen. SPREEFACTORY hat mit führenden Medien und Dienstleistern aus der Startup-Szene den nächsten, entscheidenden Schritt umgesetzt.
In meinem exklusiven Whitepaper finden Sie aktuelle Zahlen & Fakten zu Programmen und Herausforderungen. Anhand technischer Trends und organisatorischer Fragen bringe ich die wichtigsten Chancen und Risiken für Innovations- und Programmmanager auf den Punkt. Fordern Sie Ihr kostenloses Exemplar an unter innovations@spreefactory.com.
Über den Autor
Thomas Keup ist langjähriger Journalist und Kommunikationsspezialist in Berlin. Seit mehr als 24 Jahren arbeitet er für Hörfunk, Fernsehen und Online-Medien, u. a. als Chefredakteur von Gründermetropole Berlin und Gastautor bei Deutsche Startups. Seit 18 Jahren betreut er Konzerne, Mittelständler, Verbände, Startups und Tech-Comunities in ihrer Kommunikation, in Social Media und Marketing. Mit dem Startup-Service Spreefactory engagiert sich Thomas Keup u. a. in den Bereichen E-Commerce, E-Health, FinTech und Mobile Apps. Weitere Informationen im Blog und auf spreefactory.com.