Torsten Claus von Classic Trader

Classic Trader: Finanzierung zum “ungünstigen Zeitpunkt”

"Wir haben Classic Trader aus einer Lebenszeit dauernden Liebe zu Oldtimern gegründet und dabei vor allem Menschen gesucht, die diese Liebe teilen", sagt Mitgründer Torsten Claus zur Kapitalsuche bei Classic Trader. Er rät Start-ups "alle möglichen Finanzierungsszenarien in Betracht ziehen".
Classic Trader: Finanzierung zum “ungünstigen Zeitpunkt”
Mittwoch, 3. Februar 2016VonAlexander Hüsing

Oldtimerenthusiasten können über Classic Trader einen Zustandsbericht, den weltweiten Transport der Fahrzeuge, Versicherungsleistungen und Wertgutachten beauftragen. Langfristig soll es bei Classic Trader auch um klassische Nutzfahrzeuge, Traktoren, Zweiräder, Flugzeuge und Boote gehen. Linden Capitals, zwei Family Offices und mehrere Privatinvestoren investierten zuletzt 1,5 Millionen Euro in die Oldtimer-Plattform, die von Torsten Claus, Timo Joost und Christian Plagemann gegründet wurde. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Claus über klassische Mobilität, Liebe und Bierchen am Abend.

Kürzlich haben Sie in einer Finanzierungsrunde Geld eingesammelt: Nach welchen Kriterien haben Sie ihre potenziellen Geldgeber im Vorfeld ausgesucht?
Nach Kriterien wie strategische Relevanz, Verbundenheit mit dem Thema klassische Mobilität und Team-Fit.

Wie sehr muss ein Geldgeber denn zum Team passen?
Bei einem so emotionalen Thema wie dem unseren ist es von entscheidender Bedeutung die Sicherheit zu haben, bei wichtigen Fragestellungen schnell zu einem Konsens zu kommen. Außerdem haben wir Classic Trader aus einer Lebenszeit dauernden Liebe zu Oldtimern gegründet und dabei vor allem Menschen gesucht, die diese Liebe teilen.

Was war bei ihrer letzten Finanzierungsrunde die größte Herausforderung?
Die Runde musste zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt und einer damit verbundenen Positionierung zwischen Seed und Series A umgesetzt werden. Die sinnvolle und umsetzbare Größe der Finanzierungsrunde war “zu groß” für Seed-Investoren und “zu klein” für VCs.

Gab es deswegen viele Absagen?
Das relativ einheitliche Feedback war, dass Team, Umsetzung, Markt, und Wachstumsperspektiven sehr gut sind, aber die nötige Traktion noch sichtbarer werden muss.

Und wie haben Sie diese Herausforderung letztendlich gemeistert?
Zu unserem Glück haben wir aber viele Leute eben auch mit unserem bisherigen Track Record überzeugen können.

Wie lange haben Sie insgesamt gebraucht, um die aktuelle Finanzierungsrunde abzuschließen?
Insgesamt circa sechs Monate. Vom LOI über Termsheet zum Signing effektiv circa sechs Wochen.

Wie nimmt man sich sechs Monate Zeit, um Kapital zu suchen, wenn man ganz nebenbei noch sein Tagesgeschäft stemmen muss?
Sehr gute Frage! Man muss eben wirklich an etwas glauben, dann kann so ein Tag erstaunlich lang werden.

Wie sind Sie mit Ihren jetzigen Geldgebern in Kontakt gekommen?
Über das eigene Netzwerk und viele, viele Intros.

Wie ging es denn nach der Kontaktaufnahme weiter?
Ganz unterschiedlich. Vom Bierchen am Abend bis zur umfänglichen Due Dilligence war alles dabei.

Und nach wie vielen Gesprächen wurde es dann so richtig ernst?
Die Frage kann man leider nicht pauschal mit einer Zahl beantworten. Auch hier war von extrem schlank bis super ausführlich alles dabei. Man kann aber davon ausgehen, dass es mindestens drei ernsthafter und ausführlicher Termine bedarf bis man zu einer Zusage kommt. Je nachdem wie gut man im Vorfeld bereits die Terms kommuniziert hat gestaltet sich dann der Weg bis zum Signing.

Was raten Sie anderen Gründern, die Kapital suchen?
Am besten: Sehr früh anfangen, eine realistische Unternehmensbewertung aufrufen und wirklich alle möglichen Finanzierungsszenarien und Quellen in Betracht ziehen.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.