Oliver Schimek von CrossLend
“Allzu viele Kompromisse mussten wir nicht eingehen”
Das Berliner Start-up Crosslend ist eine grenzüberschreitende Kreditplattform, die Kreditnehmer aus Hochzinsländern mit Investoren aus Niedrigzinsländern verbindet. Gründer Oliver Schimek spricht im Gründer-Kurzinterview über Alternative Finance, Wertpapiere und Vermittlungsgebühr auf Transaktionen.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
In Europa gibt es seit einiger Zeit einen Graben zwischen den Kreditmärkten: Im Norden erhalten Anleger geringe Renditen, im Süden zahlen Kreditnehmer sehr hohe Zinsen. Die Idee CrossLend ist, Privatpersonen, die einen Kredit suchen, mit privaten und institutionellen Investoren zusammenzubringen, die diese Kredite finanzieren. Wir haben ein Setup geschaffen, das den gesamten Europäischen Markt als einen Markt abbilden kann.
Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Die Grundidee hat sich eigentlich kaum verändert. Aufgrund unserer vorherigen Arbeitserfahrung im Bereich Alternative Finance, hatten wir eine sehr konkrete Idee davon, was wir umsetzen wollen, wie wir das Produkt gestalten und welche Standards es zu beachten gibt. Allzu viele Kompromisse mussten wir gar nicht eingehen.
Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
In Europa gibt es etwa seit 2005 Plattformen mit Marketplace-Lending-Angeboten. Wir sind jedoch bisher die einzigen, die ein reguliertes grenzüberschreitendes Modell anbieten und damit das Tor zum europäischen Kreditmarktplatz öffnen. Bei uns investieren Anleger in Wertpapiere. Dieses Setup bietet sehr viele Vorteile gegenüber gängigen Modellen, z.B. sind Wertpapiere prinzipiell handelbar und können in Bankdepots gehalten werden.
Darüber hinaus haben wir alle Prozesse auf Anleger- und Kreditnehmerseite fast vollständig papierlos ausgestaltet. Die Bonität eines Kreditnehmers überprüfen wir mittels eines selbstlernenden Scoring-Systems, welches neben Kreditbürodaten auch andere Datenquellen analysiert. Das ermöglicht uns, eine schnelle und zuverlässige Entscheidung zu treffen, ob ein beantragter Kredit abgelehnt oder vergeben wird.
Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Es gibt praktisch nie nur einen entscheidenden Faktor. Es ist die Summe der Einzelteile auf die es ankommt. Was unseren Erfolg stützt ist vor allem das Team, nicht nur das komplementäre Gründerteam, sondern auch unsere mittlerweile fast 70 Mitarbeiter, die CrossLend mit ihren Expertisen aus verschiedenen Bereichen jeden Tag ein Stück voran bringen.
Wie wollen Sie Geld verdienen?
Wir monetarisieren an verschiedenen Stellen. Primär nehmen wir eine Vermittlungsgebühr auf Transaktionen auf unserer Plattform.
Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Da wir ein europäisches Produkt anbieten, liegt unser langfristiges Interesse im Gesamt-Europäischen Raum, wir gehen jedoch Schritt für Schritt und Land für Land vor. Darüber hinaus schauen wir uns auch andere Kreditprodukte an, die wir gerne mit auf die Plattform nehmen möchten.
Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
In den nächsten 12 Monaten möchten wir das Geschäft in den bereits aktiven Ländern Deutschland, Spanien, Großbritannien und Niederlande weiter ausbauen und unser Angebot auf weitere Länder ausweiten. Außerdem möchten wir einen Zweitmarkt für Kreditprodukte öffnen.
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Zur Person:
Oliver Schimek ist CEO und Gründer von CrossLend. In dieser Funktion verantwortet er den gesamten Auf- und Ausbau des Geschäfts von CrossLend in Deutschland und Europa. Vor der Gründung von CrossLend war Oliver Schimek Chief Financial & Investment Officer bei der Kreditech Holding in Hamburg. Schimek hat Physik und Volkswirtschaft an der Freien Universität zu Berlin studiert.