Gastbeitrag von Björn Jüngerkes

5 Dinge, die Fintechs über ihre Bankpartner wissen sollten

FinTech-Start-ups sind mit hohen aufsichtsrechtlichen Anforderungen konfrontiert. Für die meisten ist daher ein Partner mit Vollbanklizenz unabdingbar, der ihnen den Rücken freihält und den Auf- und Ausbau der eigenen Marke ermöglicht.
5 Dinge, die Fintechs über ihre Bankpartner wissen sollten
Montag, 14. Dezember 2015VonTeam

Rund 200 Fintech-Start-ups programmieren in Deutschland derzeit Prototypen für die Finanzwelt von morgen. Die jungen Gründer setzen in erster Linie überall da an, wo klassische Bankdienstleistungen wie Kontoverwaltung, Kreditvergabe, Geldanlage, Versicherungen oder mobile Bezahlsysteme einfach zu standardisieren sind und aus ihrer Sicht Mehrwerte für Kunden geschaffen werden können.

Start-ups in diesen sensiblen Marktbereichen sind allerdings mit hohen aufsichtsrechtlichen Anforderungen konfrontiert. Für die meisten ist daher ein Partner mit Vollbanklizenz unabdingbar, der ihnen den Rücken freihält, die Konzentration auf die eigene Produktentwicklung und den Auf- und Ausbau der eigenen Marke ermöglicht. Die gelungene Auswahl kann über den Erfolg des ganzen Geschäftsmodells entscheiden!

Was Gründer auf jeden Fall im Blick haben sollten:

1) Partner ist nicht gleich Partner

Zwei Banktypen stehen für eine Zusammenarbeit zur Wahl: Vertriebsbanken wollen ihr Produkt- und Serviceportfolio mit innovativen Geschäftsideen von Fintechs anreichern. Dafür versprechen sie schnellen Zugang zu einer großen Kundenbasis. Will ein Start-up vor allem seine Eigenständigkeit wahren, sind Transaktions- beziehungsweise Abwicklungsbanken die bessere Alternative: Die technologiegetriebenen Institute sind auf die Automatisierung von Bankprozessen (im Hintergrund) spezialisiert und verstehen sich in der Partnerschaft mit einem Start-up in erster Linie als Enabler. Schauen Sie sich die Referenzen der Bank und ihre Vernetzung im Fintech-Markt an! Transaktionsbanken helfen auch dabei, Lösungen in eigene oder externe Geschäftsmodelle zu integrieren.

2) Es gibt nur eine Chance für den ersten Eindruck

Banken haben Erwartungen an die Start-ups, die einem Pitch in Finanzierungsrunden vergleichbar sind. Fintechs, die ins Erstgespräch mit ihrer künftigen Partnerbank gehen, sollten Gründerteam, Geschäftsmodell und Business Case detailliert vorstellen können. Machen Sie der Bank klar, welchen Mehrwert eine Zusammenarbeit haben wird! Gründer sollten ihrerseits wesentliche Fragen an die Bank parat haben: Wer hält die Kundenbeziehung? Welches Team betreut auf Bankenseite? Wer zeichnet für die technische Umsetzung verantwortlich? Kann die Bank auch eine Internationalisierung begleiten? Ist die Bank flexibel, um das Geschäftsmodell zu betreuen?

3) Sie bewegen sich in einem streng regulierten Raum

So innovativ Fintechs auch sein mögen – der Bankpartner erwartet, dass sich Gründer bereits vor dem Erstgespräch in groben Zügen mit dem regulatorischen Umfeld auseinandergesetzt haben. Grundsätzlich gilt: Die Bank bringt die Expertise ein, um alle aufsichtsrechtlichen und Haftungsfragen zu klären. Vielen Start-ups ist beispielsweise nicht bekannt, dass bestimmte Aussagen auf ihrer Webseite und in den Kundendokumenten nach rechtlichen und regulatorischen Maßstäben mit dem Bankpartner abzustimmen sind.

4) Schnellschüsse funktionieren nicht

Fintechs sind gut beraten, einen genauen Zeitplan für die Gespräche und die Auswahl des Bankpartners sowie für die Klärung aufsichtsrechtlicher Fragen zu erstellen. Weder die Bank noch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de) gewähren Start-ups Privilegien. Ganz im Gegenteil stellt der intensive Prüfungsprozess so manchen Gründer vor eine harte Geduldsprobe. Vermeiden Sie böse Überraschungen, hinterfragen Sie die eigenen Prozesse kritisch! Kann zum Beispiel, entgegen allen Erwartungen, das Aufsetzen der IT-Plattform zum “Flaschenhals” werden?

5) Beratung ist Investition

Die Leistungen eines Bankpartners sind hoch qualifiziert und haben ihren Preis. Zwar verhandeln erfahrene Institute womöglich individuelle Lösungen mit vielversprechenden Fintechs. Aber realistisch kalkulierte Kosten gehören in jeden Businessplan! Smarte Start-ups denken frühzeitig über eine mögliche Equity-Beteiligung ihres Bankpartners nach. Damit können sie die Kosten verschlanken und man hat seinen Wunschpartner langfristig an der Seite.

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Zur Person
Björn Jüngerkes arbeitet seit 2012 als Leiter der Geschäftsentwicklung und Prokurist bei der biw Bank für Investments und Wertpapiere AG, ein Unternehmen der FinTech Group AG. Die biw AG ist ein erfahrener Technologie- und Bankpartner der deutschen Fintech-Szene mit Kunden wie auxmoney, fashioncheque, Savedo und Zinspilot. Jüngerkes steuerte die Markteinführung zahlreicher innovativer Geschäftsideen und ist innerhalb der Unternehmensgruppe der zentrale Ansprechpartner für das Thema Fintech. Er gehört unter anderem der Jury des Entwickler-Wettbewerbs Bankathon an.

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