“Als Familienvater ist es nicht immer so einfach”
Wer ein Start-up gründet, steht vor vielen Herausforderungen, vielen Entscheidungen sowie vielen Höhen und Tiefen. Wir haben fünf Gründer gefragt: “Was würden Sie bei Ihrem nächsten Start-up anders machen?” Unser Dank für die ehrlichen Antworten geht an Philipp Götting (WirNachbarn), Alexander Graf (Spryker), Christoph Huebner (exmedio), Magnus Schmidt (scoo.me) und Sven Zuschlag (SmapOne).
Was würden Sie bei Ihrem nächsten Start-up anders machen?
Ach, es gibt da so einiges Gott sei dank! Als Familienvater mit zwei Kindern und Häuschen ist es nicht immer so einfach, die monatlichen privaten Verpflichtungen zu verdrängen. Es braucht zum Start eine gewisse Zeit und diese ist schwer, das Geld muss im Start-up bleiben. Ins kalte Wasser zu springen ist aber absolut notwendig. Die Berufserfahrung hilft ungemein, auch das Netzwerk, dennoch würde ich jedem empfehlen nicht zu lange zu warten und das Risiko nicht zu scheuen. Mit 40 ist man nicht zu alt, dennoch ein paar Jahre früher bedeutet schnelleren Spaß und eine steilere Lernkurve!
Sven Zuschlag, SmapOne
Ich würde schon in den allerersten Gesellschaftsvertrag eine Vesting-Klausel aufnehmen, die klar regelt, wie Mitglieder des Gründungsteams dazu motiviert werden, dabei zu bleiben, und wie die Sache aussieht, wenn jemand vorzeitig vom Boot geht. Denn es kann bei einem Start-up auch schon sehr früh Entwicklungen geben, die eine Veränderung im Team sinnvoll erscheinen lassen – entweder aus Sicht des Teams oder aus individueller Perspektive. Das ist nur natürlich, sollte aber vorab sinnvoll geregelt sein.
Christoph Huebner, exmedio
Die Dinge, die ich gelernt habe würde ich natürlich immer einbringen, aber eine Art A/B-Test-Szenario versuche ich zu vermeiden. Bisher war das “nächste” Unternehmen meist größer, ambitionierter, komplizierter als der Vorgänger und das führt dann wieder zu neuen Learnings die einem niemand vorher verraten kann. Dinge noch schneller und konsequenter entscheiden wäre aber sicherlich eine Maßnahme die ich mir zu Herzen nehmen würde. Zwischen 2011 und 2013 haben wir in unserem Gründerteam auch viele unterschiedliche Unternehmen vorangetrieben und mittlerweile fokussieren wir uns auf B2B/Commerce Themen. Dieser Fokus ist extrem hilfreich, aber einem jungen Gründer würde ich nicht raten sich zu fokussieren sondern viele Dinge auszuprobieren. Wir wären nicht dort wo wir heute sind ohne die vielen Fehler die wir auf dem Weg gemacht haben.
Alexander Graf, Spryker
Nicht nochmal auf Anraten von Christian Vollmann kurz nach seinem Abgang von ResearchGate seinem Freund Lukas Brosseder als potentiellem Angel-Investor unsere Strategie und Zahlen schicken. Zwei Monate später hören wir, Vollmann wird ein Konkurrenzportal aufbauen, bei dem Brosseder als Angel-Investor einsteigt.
Philipp Götting, WirNachbarn
Ich würde es geduldiger und gelassener angehen.
Magnus Schmidt, scoo.me
Die befragten Gründer im Kurz-Portrait
Philipp Götting ist Mit-Gründer von WirNachbarn, der lokalen Online-Pinnwand für die Nachbarschaft, bei der sich Nachbarn austauschen und unterstützen können. WirNachbarn ging Ende des vergangenen Jahres an den Start. Nach einigen Konzeptanpassungen freut sich Götting über “ein lebendiges Nachbarschafts-Leben in Berlin und Köln”. Im nächsten Jahr soll die Plattform in Zusammenarbeit mit Partnern in andere Städte ausgerollt werden.
Alexander Graf ist Seriengründer, Autor und Geschäftsführer von Spryker Systems, einem Commerce-Technologie-Anbieter, den er 2014 zusammen mit Project A Ventures gegründet hat. Graf ist zudem Herausgeber des Blogs Kassenzone und Autor zahlreicher Fachartikel und -bücher. Im Juni 2015 erschienen ist “Das E-Commerce Buch”. Zusammen mit Prof. Holger Schneider von der FH Wedel bringt er darin Marktbedingungen und –herausforderungen zusammen, aktuelle Best Practices sowie die Perspektiven Derjenigen, die Online-Handel in Deutschland gestalten und verändern.
Christoph Huebner ist Ideengeber und Mitgründer von exmedio, einer Vorsorgelösung für das eigene Ableben. Als Entrepreneur aus Leidenschaft hat er mit 16 sein erstes Gewerbe angemeldet und ist inzwischen Spezialist für komplizierte oder schwierige Themen – wie den Tod (exmedio.de) oder Versicherungen (selbermakler.de).
Magnus Schmidt gründete im Mai 2014 das Scooting Sharing-Angebot scoo.me. Zuvor war der ausgewiesene Experte für Digital-Marketing und Business Development in verschiedenen leitenden Funktionen tätig – zuletzt für Payback. Dort übernahm er im Juli 2012 die Leitung des neu geschaffenen Bereichs Digital Marketing. Weitere Stationen mit Führungsverantwortung waren unter anderem United Internet Media, webmiles und Yoc.
Sven Zuschlag ist Gründer & Vorstand der smapOne AG mit Schwerpunkt auf Strategie und Sales & Marketing. Bis 2014 leitete er den Solution-Partner-Channel bei Microsoft. Als Vertriebsleiter verantwortete er 200 direkt betreute Lösungs-Partner mit ungefähr 550 Niederlassungen. Als studierter Diplom-Betriebswirt mit über 18 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Unternehmen und Rollen kennt er die Trends und die Anforderungen von Unternehmen an moderne IT genau.
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