“Liebling, lass uns doch ein Start-up gründen”
Dann schauen wir uns doch wieder einmal an, was so passiert ist bei “Die Höhle der Löwen” und vor allem werfen wir mal einen Blick darauf, was wir als GoG (Gründerinnen oder Gründer) daraus lernen können. Wow, was war denn in der siebten Folge los? Herzlich Willkommen zur ersten Folge bei “Die Höhle der Schmusekätzchen”. Ach nein, Quatsch. Tatsächlich war es schon Folge sieben unserer geliebten Start-up Show. Was durften wir nicht wieder alles bestaunen: 5-Sterne Küche für Zuhause, Kekse für die Glückseligkeit oder einen kleinen Kindheitstraum mit Flügeln. Doch alles der Reihe nach.
Ehekrise? Nicht für Start-up Gründer
Ich werde immer wieder gefragt, was erfolgreiche Gründer eigentlich mitbringen sollten? Die heutige Folge DHDL hat’s verdeutlicht: einen Ehepartner. Habe ich richtig mitgezählt? Gleich drei der sieben Start-Ups waren Ehepaare: Mind Cookies, My Pillow Factory und Flyrad. Man kann da sicherlich geteilter Meinung sein über den Sinn oder Unsinn einer ehelichen Gründung. Klar, man versteht sich für gewöhnlich super, kommt miteinander klar und kennt die Stärken und Schwächen des Mitgründers. Doch auf der anderen Seite muss man eben auch in der Lage sein, Privates und Geschäftliches strickt trennen zu können. Schließlich soll sich eine Ehekrise nicht auch aufs Unternehmen auswirken oder andersrum. Dass keiner der dreien ein Investment gekriegt hat, könnte man schon fast als Wink mit dem Zaunpfahl deuten. Doch nichts ist unmöglich!
Gut geprobt ist halb gewonnen, oder?
Heute gab es viel Lob, vor allem für die einstudierten Pitches der Gründer. Bei Mind Cookies wurde man quasi mit der „Happiness“ überschüttet und auch My Pillow Factory hat uns gleich an unsere Liebsten denken lassen. Doch eine gute Präsentation ist lediglich eine notwendige, nicht aber eine hinreichende Bedingung. Viel wichtiger ist das Produkt, welches ich dort präsentiere. Dann kann die Präsentation auch gerne schon mal in den Hintergrund rücken. So werden die Investoren plötzlich zu verantwortungsbewussten Löwen und investieren lieber in gesunde und hochwertige Nahrung als in einen zuckerhaltigen Keks. Und das obwohl die Präsentation von Dinnery nicht ganz optimal war – zumindest für Investoren. Doch Glück gehabt: wenn Löwen zu Tisch bitten, muss es eben auch nahrhaft und frisch sein. Guten Appetit!
Psssst. Das ist geheim!
Die Gründer von Mind Cookies wollten es nicht. Cofix oder Mapeau waren da hingehen sehr offen. Die Rede ist von wichtigen Unternehmenskennzahlen, vor allem die Produktionskosten. Da muss sich jeder Gründer einfach selbst hinterfragen, mit welcher Zielstellung er in die Löwenhöhle geht. Will ich nur Werbung für mein Produkt machen oder wirklich ein Investment? Ich persönlich finde es vollkommen in Ordnung seine Produktionskosten zu nennen. Schließlich sollte jeder normale Zuschauer wissen, dass Produktionskosten nicht der einzige Kostenblock in meinem Unternehmen sind und er daher eben nicht EUR 13 sonder EUR 59 für meinen Cofix zahle. Aber die Entscheidung muss letztendlich jeder selbst treffen. Auch wenn es Mind Cookies am Ende des Tages vermutlich das Investment von Vural Öger gekostet hat. Die Gründer werden Ihre Gründe haben.
Mit der Hand am Arm
Warum gibt es überhaupt so Leute wie mich? Gründungsberater und Coach? Das hat man eindrucksvoll sehen können: bei vielen fehlt es einfach an betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und Branchenwissen. Mit 125.000 EUR kann ich Werbung schalten, natürlich. Doch für mehr als eine Handvoll Spots – beispielsweise in der Werbepause der Höhle der Löwen – reicht es kaum. Sowas sollten Gründer wissen, wenn sie um Geld bitten. Auch die überaus charmante Gründerin von Mapeau kann an der einen oder anderen Stelle sicherlich betriebswirtschaftliche Unterstützung gut gebrauchen. Doch diese Gründer haben als Ausgleich eben die Hand am Arm und brennen für ihr Geschäft. Ähnlich wie die Flyrad-Gründer. Doch dafür sind sie ja in der Höhle der Löwen: nicht nur das Geld zählt, sondern auch das Fachwissen der Löwen. Darüber darf sich jetzt vor allem TobyRich freuen. Mit Frank Thelen gibt es Unmengen an Wissen und Erfahrung bei der Entwicklung seiner Elektrospielzeuge. Und wir lernen: willst du Frank Thelen beeindrucken, mache etwas Elektrisches.
Was ist überhaupt ein Investmentcase?
Das Buzzwort des Abends war dann wohl „Investmentcase“. Leider jedoch in verneinter Ausführung. War heute wirklich so viel dabei, was für Löwen einfach ungeeignet ist? Ja und Nein. Bei Cofix wäre ich als Investor schon interessierter gewesen als unsere Löwen. Warum? Weil das Produkt gut, die Margen hoch und der Markt eindeutig vorhanden ist. Schließlich haben die Löwen neulich schon in Hunde (also den Markt) investiert. Bei Mapeau sind wir uns da vermutlich schon einiger: für Private Labeling brauchen die Investoren keine Gründerin, das könnten sie im Zweifel auch selbst stemmen – und der ein oder andere Löwe verdient damit bereits sein Geld. Um auf die Ursprungsfrage zurückzukehren. Klar, Skalierung sollte möglich sein, Traction wäre super, am Ende muss aber auch einfach das Gesamtpaket von Produkt, Gründer, Zahlen, Pitch und Co passen. Da wird das Argument des Investmentcases vermutlich gerne auch schon mal als Grund vorgeschoben, wenn es insgesamt einfach nicht passt.
Lehrreiche Löwen – besser als Schule
Ich muss die Löwen auch mal in Schutz nehmen. Oftmals kriege ich zu hören, die Investoren seien zu hart und unfair. Nein, das kann ich definitiv nicht bestätigen. Die zehn Minuten im TV sind ja lediglich ein Best-of des Pitches und entsprechend für die Unterhaltung des Zuschauers zusammengeschnitten. Für viele gibt es in den restlichen Minuten sehr viele wertvolle Tipps, quasi eine kostenlose Beratungsstunde. Judith Williams hat es doch ganz nett verpackt: sie fühlt sich gar verpflichtet, ehrlich mit den Gründern zu sein. Denn nur das hilft – auch wenn es Träume zerplatzen lässt.
Investment vs. Kredite
Das war knapp für die Jungs von TobyRich! Beinahe wäre ihnen der eigene Kredit zum Verhängnis geworden. Investiert Frank Thelen da gerade eigentlich in ein bankrottes Unternehmen? Vural Ögers Aussage nach muss man das ja schon fast annehmen. Aber wie wir gesehen haben, gibt es immer Wege und Mittel, um zu verhindern, dass das Kapital in die Tilgung des Kredites fließt. Wäre das nicht so, gäbe es wohl kaum Investments in Start-Ups. Der Bankkredit ist schließlich immer noch der meistgenutzte Weg, um an Kapital zu kommen und ein Unternehmen zu gründen.
Internet als Nonplusultra?
Ist Dinnery eigentlich ein Online-Business? Oder Cofix? Die Gründer waren vom Netz begeistert, schließlich gibt es hier höhere Margen. Auch Mapeau vertreibt lieber übers Internet. Aber ist man dann gleich ein Fall für Frank Thelen? Definitiv nein. Wichtig ist, dass das Internet als Vertriebsweg genutzt wird und als solcher auch angesehen wird, mehr nicht. Ich würde mir gelegentlich wünschen, dass wieder vermehrt Gründer auf traditionelle Vertriebswege setzten. Sicherlich ist das ein härterer Weg, aber Cofix in jedem Fressnapf Deutschlands hätte schließlich auch (finanziellen) Charme. Und wie es Frank Thelen richtig erkannt hat: das Internet wird immer kompetitiver. Nicht einfach für Gründer.
Zur Person
Fotogalerie: “Die Höhle der Löwen” (2. Staffel)
Wir werfen ein Blick hinter die Kulissen von “Die Höhle der Löwen” und stellen die Jury vor. Einige Eindrücke der etwas anderen Gründer-Show gibt es in unserer kleinen, aber feinen Fotogalerie.