“Es war richtig , den Startup-Verband zu gründen”
Ende 2012 Jahren entstand der Bundesverband Deutsche Startups. “Lobbyismus für Anfänger” titelte das “Wall Street Journal” damals. Inzwischen sind die Anfänger etabliert – in der Szene, bei Unternehmen und Investoren sowie in der Politik. Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die Startup-Verband-Macher Florian Nöll (Foto: rechts, Mitte), Tom Bachem (rechts, hinten) und Sascha Schubert (rechts, vorne) über richtige Entscheidungen, internationale Vernetzung und Sichtbarkeit. Und über die Mindestlohndokumentationspflichteneinschränkungsverordnung. Ein Wort, dass man sich merken sollte!
Der Startup-Verband wird nun schon drei Jahre alt. Warum hätte es den Verband “eigentlich nicht geben dürften”, wie sie selbst sagen, und warum gibt es ihn dennoch?
Florian Nöll: Startups stehen für Zukunft, Verbände verbindet man eher mit der alten Welt. Sprich schon die Begriffe passen eigentlich nicht zusammen. Wir konnten uns, wie viele in der Branche, nicht vorstellen, dass Startups und Verband zusammenpassen und haben in der Gründungsphase intensiv über Alternativen diskutiert. Im Rückblick war es die richtige Entscheidung, den Startup-Verband zu gründen.
Die tägliche Arbeit des Startup-Verbands ist von außen nur schwer zu verfolgen. Kritiker führen an, dass der Verband außer Reisen nach San Francisco und New York zu organisieren, im Grunde nichts mache. Was möchten Sie Ihren Kritikern antworten?
Tom Bachem: Als Verband arbeiten wir in drei Themenfeldern: Wir vertreten die politischen Interessen der Startups, wir engagieren uns für ein positives Bild von Startups und ihren Gründern in den Medien und wir organisieren die Vernetzung, wo nötig innerhalb des Ökosystems, aber insbesondere auch mit der etablierten Wirtschaft und internationalen Hotspots. Keines unserer Veranstaltungsformate zahlt wahrscheinlich so stark auf diese drei Ziele ein, wie unsere Reisen. Die internationale Vernetzung ist dabei offensichtlich. Zu unseren Reiseteilnehmern zählen neben den Gründern immer auch Politiker, Journalisten, mittelständische Unternehmer und Vertreter aus der Industrie, darunter bei der letzten German Valley Week auch Vorstände von DAX-Unternehmen und KfW. Kritiker laden wir herzlich ein, uns bei den nächsten Reisen zu begleiten und sich selbst ein Bild davon zu machen.
Nöll: Den aktuellsten Überblick über unsere Aktivitäten bietet unsere Facebook-Seite.
Wie hat sich der Verband in den vergangenen drei Jahren verändert?
Sascha Schubert: Aus 20 Gründungsmitgliedern sind mehr als 500 geworden. Mehr als 70 Gründerinnen und Gründer engagieren sich ehrenamtlich und neun Mitarbeiter arbeiten mittlerweile Fulltime für den Verband.
Und wie hat sich die deutsche Gründerszene seitdem verändert?
Tom Bachem: Das deutsche Startup-Ökosystem hat eine fantastische Entwicklung hinter sich. Natürlich gab es auch vor vier Jahren schon tolle Startups und Erfolge, aber die Sichtbarkeit hat um ein vielfaches zugenommen. Insgesamt ist die Startup-Szene internationaler geworden, aber auch erwachsener, um nicht zu sagen professioneller.
Die Politik interessiert sich seit einigen Jahren massiv für Start-ups. Trotzdem wirft die Politik der Szene immer wieder Steine in den Weg – etwa beim Mindestlohn oder beim Anti-Angel-Gesetz. Was muss passieren, damit die Poltik die Startup-Szene so richtig versteht?
Florian Nöll: Zwei Dinge sind entscheidend: Zuerst gilt es schnell in die Umsetzung zu kommen. Der Erkenntnisgewinn liegt schon lange zurück. Aber es bringt uns nicht weiter darüber zu reden, was man machen müsste. Man muss es jetzt machen. Zweitens funktioniert das nur, wenn Alle an einem Strang ziehen. Im Dezember beschließt das Bundeskabinett einstimmig ein Papier für einen umfassenden Bürokratieabbau und am ersten Januar setzt die Bundesarbeitsministerin die Mindestlohndokumentationspflichteneinschränkungsverordnung in Kraft. Der Bundeswirtschaftsminister mobilisiert über KfW und EIF rund 1 Milliarde Euro Venture Capital und der Bundesfinanzminister legt auf Druck einiger Länder den Entwurf des neuen Anti-Angel-Gesetzes vor. Beim Anti-Angel-Gesetz hat die Bundeskanzlerin klar gezeigt, wo ihre Prioritäten liegen. Dieser Weg geschlossen Politik für Startups zu machen darf jedoch kein Einzelfall bleiben sondern muss der Standard werden.
Der Startup-Verband in Zahlen
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