Von Alexander
Mittwoch, 23. September 2015

“Die erfolgreichsten VCs verlangen keinen Businessplan”

Wie wichtig ist eigentlich ein Businessplan? "Die erfolgreichsten Venture Capitalists verlangen keinen Businessplan", sagt Robin Haak von Jobspotting. "Ein Businessplan ist elementar, da er dem Unternehmer hilft, die quantitativen Ziele zu operationalisieren", sagt Felix Schollmeier on Finanzchef24.

Wer ein Unternehmen aufziehen möchte, erstellt meist einen Businessplan – siehe auch “6 kostenlose Excel-Finanzplanvorlagen im Vergleichstest“. Doch, wie wichtig und bindend ist eigentlich so ein Businessplan? Wir haben erneut fünf Gründerinnen und Gründer genau danach gefragt. Danke an Robin Haak (Jobspotting), Thilo Hardt (eWings), Lea Lange (Juniqe), Felix Schollmeier (Finanzchef24) und Konstantin Urban (windeln.de).

Wie wichtig und bindend ist ein Businessplan?

Unwichtig. Man tritt ja an, um etwas zu bauen, seinen Platz zu finden. Wenn man auf dem Weg diesen findet, kann man sein Ziel und seinen Weg darauf auch anpassen. Nur bitte nicht alle zwei Wochen einen kompletten Pivot machen. Wenn man ihn macht, schnell entscheiden, umbauen und nicht zurückblicken. Die eigene Marketing-Performance anhand von KPIs – in unserem Fall sind das Sales-Kennzahlen, zahlende Kunden und Umsätze – sollte man mit einem Budget und aktuellen Zahlen regelmäßig festhalten und verfolgen.
Thilo Hardt, eWings

Ich halte den Businessplan für sehr wichtig: Das ist die Wachstumsprognose, die man seinen Investoren kommuniziert hat und an die man auch ,hoffentlich, selber glaubt. Außerdem ist es natürlich wichtig, dass die relevanten KPIs dieses Top Level Plans in allen Abteilungen zur Steuerung genutzt werden. Natürlich bedeutet das nicht, dass kleine Anpassungen nicht gemacht werden können.
Lea Lange, Juniqe

Die erfolgreichsten Venture Capitalists dieser Welt verlangen keinen Businessplan. Ein gutes Deck, mit einem hervorragenden Produkt und super Team sollte reichen. Den Rest kann man auf ein Whiteeboard malen und eine Tech Due DIlligence, ebenso wie die Commercial DD wird alles weitere aufzeigen. Der Rest ergibt sich aus dem Reporting und eben evtl. Forecast. Alles aber sehr abhängig von der Runde, die man gerade sucht.
Robin Haak, Jobspotting

Bei Early-Stage ziemlich unwichtig. Er sollte allerdings Top-Line das Umsatzpotential aufzeigen und keine 70 % EBIT Marge in Jahr 5 zeigen – alles schon erlebt.
Konstantin Urban, windeln.de

Ein Businessplan ist elementar, da er dem Unternehmer hilft, die quantitativen Ziele zu operationalisieren. Ich finde auch, dass ein Business Plan bindend ist – auf der Basis wird ja externes Geld eingesammelt. Allerdings ist professionellen Investoren auch klar, dass in einer frühen Phase des Startups eine ganze Reihe von Annahmen – Durchschnittsumsatz, CPOs, Conversion Rates, etc. – getroffen werden, die sich nicht immer genau so erzielen lassen können. Es kann also Abweichungen geben, die ich als Unternehmer erklären können und darauf reagieren muss.
Felix Schollmeier, Finanzchef24

Passend zum Thema: “Wie wichtig und bindend ist eigentlich ein Businessplan?” und Alternative Finanzierungswege und ihre Vor- und Nachteile

Die befragten Gründerinnen und Gründer im Kurz-Portrait

Robin Haak (Jobspotting)
Robin Haak gründete Jobspotting 2013 gemeinsam mit Hessam Lavi, Jan Backes und Manuel Holtz, die vorher bei Google, Axel Springer sowie diversen Start-ups gearbeitet haben. Jobspotting ist ein “datengetriebener Karriere­ Empfehlungsservice, der die neueste Graph-Technologie und semantische Analyse nutzt”. Horizons Ventures, der Kapitalgeber von Li Ka-shing, dem reichsten Mann Asiens und der Axel Springer Plug and Play Accelerator investierten bereits in das sehr junge Unternehmen.

Thilo Hardt (eWings)
Thilo Hardt gründete 2007 mit Dirk Graber, Philipp Frenkel und Björn Sykora Mister Spex. Nach Zwischenstationen bei DN Capital in London ist Hardt nun wieder in Berlin und gründete eWings, einen Markt für Flugbuchungen. Seine erste Software verkaufte er bereits mit 17 Jahren nach Taiwan, seine erste Firma im Alter von 21 Jahren.

Lea Lange (Juniqe)
Lea Lange gründete Juniqe gemeinsam mit Sebastian Hasebrink und Marc Pohl. Zuvor arbeitete sie zunächst bei Ernst & Young und Roland Berger bevor sie Head of Buying bei Casacanda und anschließend Executive Director Strategy & Analytics bei Fab wurde. Das Berliner Start-up verkauft über seine Internetplattform kunstvolle Werke. Vorwerk Ventures, Redalpine, High-Tech Gründerfonds und der Fotoservice CEWE investierten zuletzt “fast 5 Millionen Euro” in das junge Unternehmen.

Felix Schollmeier (Finanzchef24)
Felix Schollmeier gründete Finanzchef24 im Jahre 2012 gemeinsam mit Hendrik Rennert. Das Münchner Start-up positioniert sich als unabhängiges Online-Vergleichsportal für Gewerbeversicherungen. Kleinunternehmer und Selbständige können über die Plattform Versicherungen vergleichen und direkt online abschließen. Zuvor wirkte Schollmeier unter anderem bei Target Partners und HW Capital.

Konstantin Urban (windeln.de)
Konstantin Urban ist Gründer und Geschäftsführer von windeln.de, einem Online-Shop für Babyprodukte. Als Verantwortlicher für das Internet-Beteiligungsgeschäft der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck hatte er zuvor bereits bei zahlreichen Internet-Start-ups seine Finger im Spiel. Im Mai 2015 brachte Urban, der das Unternehmen gemeinsam mit Alexander Brand gründete, windeln.de an die Börse.

Foto: businessman with business plan concept on wall from Shutterstock