Alles muss stimmen: Gründer, Produkt und Papa
Dann schauen wir uns doch wieder einmal an, was so passiert ist bei “Die Höhle der Löwen” und vor allem werfen wir mal einen Blick darauf, was wir als GoG (Gründerinnen oder Gründer) daraus lernen können. Wow, was war denn in der fünften Folge los? Es gab jede Menge klasse Produkte und dazu einzigartige Gründerpersönlichkeiten. Was jedoch noch beeindruckender war, waren die Beträge, die plötzlich abgerufen wurden. Und Frank Thelen zeigt, warum er wirklich zu den ganz Großen zählt. Doch alles nacheinander.
Der Investor will sein Geld zurück?
Ich habe das Gefühl, als könne ich meinem Vorsatz für heute nicht folgen. Eigentlich wollte ich nicht über das Thema Bewertungen reden, aber nach der Folge geht es wohl nicht anders. Wenn ich das richtig sehe, gab es ganze fünf Gründer, die ihr Unternehmen auf über eine Millionen Euro beziffert haben. Manche sogar weit darüber hinaus. Da stellt sich für den Investor natürlich die eine Frage: sehe ich mein Geld jemals wieder? Hier haben wir etwas dazugelernt: wer die Löwen für sich gewinnen will, sollte auch wissen, wie sie investieren. Dass Frank Thelen so schnell wie möglich aus den Unternehmen mit Gewinn raus will und den Exit sucht, konnte man ahnen. Damit sind jedoch erhebliche Renditen verbunden – schließlich muss teilweise ein gelungener Exit für mehrere gescheiterte Firmen aufkommen. Ob Herrensocken von von Jungfeld zu den Gewinnern zählt? Nicht nur Frank Thelen hatte Zweifel. Anders schätze ich hingegen Jochen Schweizer mit seinen über 50 Unternehmensbeteiligungen ein. Hier darf man auch gerne mal zur Cash Cow reifen und einfach nur jedes Jahr Gewinne erzielen. Mydog365 samt Agentur passt da perfekt ins Portfolio. Entsprechend gab es auch ein Angebot.
Business Plan? Brauche ich nicht!
Jochen Schweizer fragt gerne mal nach dem Business Plan und der damit verbundenen Finanzkalkulation. Es scheint mir, als hätten das nicht alle Gründer „auf dem Plan“ und sind entsprechend teilweise nicht so gut vorbereitet. (Anmerkung: Ich als Berater kann daran leider auch nicht immer etwas ändern.) Ich traue Jörg von Bottoms Up Beer definitiv zu, dass er mit diesem einzigartigen Produkt Erfolg hat, jedoch ist es für einen Investor extrem schwer, wenn sich der Gründer nicht mit der Zukunft beschäftigt. Das komplette Gegenteil hat man bei TomYang gesehen. Hier gab es einen Business Plan, nur rechtfertigt der alleine noch kein Investment. „Traction“ ist das Stichwort: der Investor will Zahlen, Umsätze, Gewinne und am besten schon jede Menge Kunden. Das nimmt ihm das Risiko, dass der Business Plan am Ende des Tages vielleicht doch nicht hält, was er verspricht. Schließlich kommt es in den meisten Fällen anders, als der Business Plan denkt.
99 Problems but Money ain’t one!
Ich glaube, Sie stimmen mir zu, wenn ich behaupte, dass uneingeschränkt alle Produkte Potenzial haben – das war wirklich selten der Fall. Und ich glaube auch, dass alle Produkte und Gründer ihren Weg gehen und auf die eine oder andere Art Erfolg haben werden. Doch wie beziffert sich dieser Erfolg? Meistens in Geld. Und hier sehe ich eindeutig Verbesserungspotenzial in manchen Geschäftsmodellen. MyDog365 will sein Geld also mit Werbung machen. Klar, das kann funktionieren. Ob damit aber riesen Sprünge möglich sind, kann angezweifelt werden. Hier hätte ich eigentlich auf ein Abo-Modell gehofft. Genau das, was Math 42 macht. Doch, dass sowas auch floppen kann, sieht man beim Blick in den Appstore. Von der 5-Sterne Bewertung sind die symphytischen Jungs nach Einführung des Abo-Modells weit entfernt. Naja, immerhin ein uneingeschränkt spannendes Geschäftsmodell haben wir gesehen: Bottoms Up Bier. Es ist unglaublich clever, den Kunden an sich zu binden und gleich mehrfach zur Kasse zu bitten. Das gefällt auch den Löwen.
Gründen? Das kann doch jeder!
Spannende Gründerpersönlichkeiten hatten wir heute. Wenn ich mir den Lebenslauf manch eines Teilnehmers ansehe, da wird mir ganz schwindlig. Als „Normalo“ sollte man sich daran wohl besser nicht orientieren. Als Katharina von HeelBopps in die Löwenhöhle marschiert ist, hatte ich insgeheim mit einem Investment gerechnet. Diese Frau ist wirklich schon rumgekommen. Mailand, Paris, London: sie versteht etwas von ihrem Fach. Doch hier zeigt sich, dass ein Gründer nicht unbedingt ein Experte sein muss. Es zahlt sich manchmal aus, wenn er einfach ein gewisses Allroundtalent besitzt und nicht nur in seinem Gebiet was auf dem Kasten hat, sondern auch den nötigen Business Sense mitbringt. Maxim und Raphael haben gezeigt, wie man alles vereint. Klar, die Jungs spielen in einer anderen Liga, aber zeigen sie doch ganz anschaulich, was man als Gründer braucht. Know-How, ein freches und sympathisches Auftreten und den Sinn fürs Geschäft. Schade, dass es hier nicht geklappt hat.
Was redet der da von Business Sense?
Natürlich zahlt es sich aus, wenn der Gründer dann auch noch seinen Markt richtig einschätzen kann. Wer das kann, erweckt auch gleich einen besonders guten Eindruck auf die Löwen. Doch dabei ist es nicht nur wichtig, die Größe des Marktes zu kennen, sondern auch, welchen Marktanteil man für sein eigenes Unternehmen sichern kann. So wird es für von Jungfeld sicherlich nicht einfach, im Sockenmarkt zu bestehen. Doch das hatte man sich vielleicht auch neulich beim anderen Adel von von Floerke auch gedacht. Da wussten die Jungs von MyDog365 schon eher, wie sie ein großes Stück vom Kuchen kriegen. Na gut, die drei Herren sind auch schon etwas länger im Business.
Die Schatzsucher
„Das sind Gold Digger“ hörte man von Frank Thelen zwischendurch sagen. Ja, sowas gibt es auch in der Höhle der Löwen. Gründer, die die Show schlichtweg als Plattform nutzen und gar keinen Deal haben möchten. Klar, ist das nicht das Ziel der Sendung, aber am Ende des Tages ist dieser Sendeplatz extrem wertvoll und finanziell fast höher einzuschätzen als jedes Investment in der Löwenhöhle. Schließlich kosten 30 Sekunden-Spots bei Vox auch gut und gerne mal ein paar Zehntausend Euro. Mit ein bisschen Dreisatz kann man sich errechnen, wie teuer dann ein zehn minütiger Sendeplatz ist. Vielleicht hatte es von Jungfeld darauf abgesehen, vielleicht auch HeelBopps. Wir wissen es nicht, aber vermutlich sind bei den Gründern nach der Sendung einige Bestellungen eingegangen. Manchmal wird eben auch ein gutes Produkt von den Zuschauern belohnt.
Der Investor ist mehr als nur Geld
Habt ihr es gesehen? Lencke Steiner, sonst ja eher mit ihren Angeboten zurückhaltend, hätte gerne in TomYang investiert. Umso erstaunlicher war, dass die Gründer – ohne mit der Wimper zu zucken – abgelehnt haben. Das Geld hätten die Jungs sicherlich gut gebrauchen können, doch zeigt sich hier, dass ein Investor mehr ist, als nur sein Geld. Schließlich ist Geld überall gleich. Ich glaube, dass TomYang genau wusste, wo und mit wem sich der Grill am besten verkaufen lässt. Typisches Fernsehshopping-Produkt, oder?
Frank Thelen: mein Held!
Da sage noch einmal einer, die Höhle der Löwen käme nicht an seine Pendants in den Staaten oder Großbritannien ran. Ja, Frank Thelen und Vural Öger wollten tatsächlich 2.000.000 Euro (in Worten: zwei Millionen) in die Jungs von Math 42 investieren. Das sind Summen, die wir bislang in der Höhle der Löwen noch nie zu Gesicht bekamen. Auch wenn der Deal nicht klappte, der Deal zeigt, dass wir uns in Deutschland nicht verstecken brauchen. Auch wenn viele immer über die Schwierigkeit von Wachstumsfinanzierungen in Deutschland meckern: hier wäre im TV beinahe nicht gerade wenig Geld geflossen. Und auch die Nachrichten der letzten Tage zeigen, dass sich das ein oder andere deutsche Start-Up auch mehr als nur die Angelfinanzierung holen kann. Am Ende des Tages muss dafür aber auch alles stimmen: Gründer, Produkt und die Zusage vom Papa.
Nächste Woche geht’s weiter. Hoffentlich genauso spannend wie dieses Mal. Wie fanden Sie die Folge? Lassen Sie es mich wissen!
Zur Person
Fotogalerie: “Die Höhle der Löwen” (2. Staffel)
Wir werfen ein Blick hinter die Kulissen von “Die Höhle der Löwen” und stellen die Jury vor. Einige Eindrücke der etwas anderen Gründer-Show gibt es in unserer kleinen, aber feinen Fotogalerie.