Schober sucht innovative Start-ups und findet keine
Mit ganz viel Tamtam ging vor wenigen Wochen (die ersten Ankündigungen gab es sogar schon vor Monaten) der Schober Innovation Slam an den Start. Der Marketing-Service-Dienstleister war im Rahmen des Wettbewerbs auf der Suche nach “Daten-Experten, Informations-Jongleuren, Marketing-Talenten, IT-Nerds und Ideenschöpfern der besonderen Art”. “Beim !StartUP Schober Innovation Slam habt ihr die Chance, euer kreatives Potenzial im Bereich Marketing Automation zu verwirklichen und euer eigenes Unternehmen zu gründen”, teilte das Unternehmen zum Start der Ausschreibung mit.
Der Schober Innovation Slam sei die optimale Gelegenheit für alle kreativen Jungunternehmer, mit ihrer eigenen Geschäftsidee den Markt zu revolutionieren und durch professionelle Unterstützung ihr Unternehmen erfolgreich aufzubauen, hieß es weiter. Als Preis konnten die besten Jungunternehmer neben Geldprämien (100.000 Euro) auch Sach- und Mentorleistungen gewinnen. Doch daraus wurde alles nichts, Schober sagte den Wettbewerb kürzlich ab. Löschte sogar alle offiziellen Presseaussendungen zum Wettbewerb von der Firmenwebsite.
Und so begründet Schober die Absage: “Wir haben den Schober Innovation Slam mit dem Ziel ins Leben gerufen, junge Gründer und Talente im Bereich Marketing Automation zu fördern, um mit ihnen nachhaltige Ideen für ein erfolgreiches Digitalmarketing zu finden und diese am Markt zu etablieren. Während der offiziellen Bewerbungsphase vom 15. April bis 15. August 2015 registrierten sich mehr als 100 junge Gründer und Startups für den Slam; 56 Jungunternehmen reichten ihre Bewerbungen zur finalen Prüfung und Freigabe ein. Alle Bewerbungen waren facettenreichen und mit viel Esprit verfasst. Aufgrund des von uns fest vorgegebenen Branchenfokus sehen wir jedoch leider bei zu wenigen Bewerbungen ausreichend Potenzial, um sich für ein Investment durch uns zu qualifizieren. Weil dies nicht dem Gedanken eines Gründerwettbewerbs, wie er von uns angedacht war, entspricht, sehen wir uns schweren Herzens gezwungen, als Veranstalter des Wettbewerbs diesen an dieser Stelle zu beenden. Unser allerhöchster Respekt gilt euch, die ihr euch die Zeit genommen habt, eure Ideen und Konzepte vorzubereiten und unsere Neugierde für eine Zusammenarbeit mit euch zu wecken. Euch allen wünschen wir alles Gute für die Weiterentwicklung eurer Projekte”.
In den vergangenen Tagen erreichten uns zahlreiche erboste Mails von Teilnehmern des Schober Innovation Slams. Einige Bewerber sind sehr verärgert. Immerhin haben sie viel Zeit in ihre Bewerbung gesteckt und mussten Schober dabei zahlreiche “vertrauliche Informationen” preisgeben. Einige Bewerber fühlen sich von Schober gar richtig verschaukelt, immerhin wurde der Wettbewerb kurz nach dem Ende der Einreichungsphase abgesagt. “Ich habe ein bisschen das Gefühl, Schober hatte nie wirklich vor, irgendwo zu investieren, sondern wollte nur mal schauen, was es so für tolle Ideen in der Startup-Szenen existieren”, schreibt uns ein Bewerber in einer Mail. So weit muss man wohl nicht gehen, aber hanebüchen ist die Absage schon. Sie zeigt aber auch, dass es inzwischen ein Überangebot an Wettbewerben und Co. für Start-ups gibt und es für die Veranstalter immer schwieriger wird, die Werbetrommel für ihre Events zu drehen bzw. spannende Start-ups zu finden. Als Unternehmen sollte man aber darauf vorbereitet sein, dass nicht nur Top-Kandidaten sich bewerben. Der Schober Innovation Slam ist somit ein Fiakso – für Schober.
“Natürlich verstehen wir die Enttäuschung einiger Bewerber. Es ist nicht leicht, den Gründerteams, die so viel Arbeit in ihre Bewerbungen gesteckt haben, eine zufriedenstellende Antwort zu geben, und mit Argumenten gegen die verständliche Enttäuschung anzugehen. Die von einigen Bewerbern geäußerten Ängste hinsichtlich Datenschutz oder Ideenklau sind jedoch gänzlich unbegründet”, teilt Schober auf Anfrage mit. Und weiter: “Als Schober Investment Group war und ist unser klares Ziel eine Beteiligung und keine eigenständige Gründung. Daher ist es für uns natürlich selbstverständlich, die eingereichten Ideen in keinster Weise für eigene Zwecke zu verwenden”.