Dies sollten Gründer vor Investoren niemals machen!
Wer diese “5 Tipps, wie man man besten einen Investor anspricht” ernst genommen hat, steht nun vor einem potenziellem Geldgeber. Jetzt geht es ans Eingemachte. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten! Was sollten Gründer vor Investoren niemals sagen oder machen? Wir haben fünf Gründerinnen und Gründer genau danach gefragt. Danke an Linh Nguyen (Kisura), Thomas Ruland (cloudcontrol), Felix Schollmeier (Finanzchef24), Simon Specka (Zenmate) und Michael Wendt (Locafox).
Was sollten Gründer vor Investoren niemals sagen oder machen?
Kritisch finde ich, wenn Gründer implizieren, dass sie nicht 100 Prozent “committed” sind; wenn sie nur auf einen schnellen Exit aus sind und keine große Vision haben. Außerdem finde ich es sehr wichtig, bei jedem Mitarbeiter des Investors einen guten und respektvollen Eindruck zu hinterlassen. Im Zweifel entscheiden zwar die Partner, aber wenn ich das Office-Management und die Associates oder Analysten ignoriere oder despektierlich behandle, kann das im Zweifel auch eine Investmententscheidung beeinflussen.
Felix Schollmeier, Finanzchef24
Ich glaube, ich bin hier ein schlechtes Beispiel, da ich prinzipiell die Realität oft einfach benenne. Ich spreche Dinge oft direkt und ungefiltert an – auch vor Investoren, von denen ich raisen möchte und habe mich auch schon mal etwas gezofft, was sicherlich nicht die beste Idee ist. In den meisten Fällen war es aber schlussendlich konstruktiv und wurde am Ende positiv, als “no bullshit”, als auch als integer gewertet. Die meisten Investoren wollen und sollen ja auch alles ungefiltert wissen, um eine Investmententscheidung zu treffen. Sachen unausgesprochen zu lassen hilft manchmal kurzfristig, schadet aber meist langfristig. Eine angemessene Professionalität und Höflichkeit ist aber natürlich selbstverständlich, da Investoren ja in erster Linie Geschäftspartner sind, die das selbe Interesse wie Gründer und MitarbeiterInnen haben – eine langfristig erfolgreiche Firma aufzubauen. Bei guten Investoren gilt: je “gemeiner” die Fragen umso grösser das ehrliche Interesse zusammen zu arbeiten, also sollte man nicht beleidigt sein bei schwierigen oder unangenehmeren Fragen.
Simon Specka, Zenmate
“Darf ich dir mal schnell mein Start-up pitchen?” wäre schon mal ziemlich unklug. Aber im Ernst: Solange man einem Investor nicht über den Mund fährt – zum Beispiel: “Das Ticket ist ja eh zu klein für euch!” – und es schafft, bei Vorschlägen zuzuhören – fast alle Gründer sind der Überzeugung, ihr Unternehmen am besten zu kennen und keinen guten Input mehr kriegen zu können -, ist alles okay. Man darf ruhig auch mal zugeben: “Das wissen wir auch noch nicht”. Ehrlichkeit zahlt sich aus.
Michael Wendt, Locafox
Im Gespräch mit dem Investor ist kein Platz für Selbstzweifel, aber auch nicht für Größenwahn. Ein selbstbewusstes Auftreten ist wichtig, dabei sollte man aber offen für die Ratschläge des Gegenübers sein. Ein „ich weiß nicht“ würde ich jedoch jedem abraten. Gründer sind Erfinder – wir müssen den Weg und die Lösung kennen. Egal wie trivial und/ oder absurd die Fragestellung oder Kritik des Investors klingen mag.
Linh Nguyen, Kisura
Niemals beleidigend oder unprofessionell auftreten.
Thomas Ruland, cloudcontrol
Die befragten Gründerinnen und Gründer im Kurz-Portrait
Linh Nguyen gründete Kisura gemeinsam mit Tanja Bogumil. Zuvor gründete Nguyen bereits Vaovia, eine Online Plattform zur Erstellung von Lebensläufen. Anschließend war sie bei der M&A-Beratung Corporate Finance Partners tätig und verantwortete dort wichtige Transaktionen im E-Commerce-Bereich. Kisura ist eine Personal-Shopping Plattform für Frauen zwischen Ende 20 und Mitte 50. Die Plattform ging im Mai 2013 offiziell an den Start.
Thomas Ruland gründete cloudcontrol gemeinsam mit Philipp Strube und Tobias Wilken. cloudcontrol unterstützt Webentwickler mit Hilfe einer hochverfügbaren und skalierbaren Lösung bei der Entwicklung, dem Hosting und der Wartung ihrer Software. Dabei können verschiedene Entwickler gleichzeitig an verschiedenen Versionen der Software arbeiten, ohne sich gegenseitig zu behindern.
Felix Schollmeier gründete Finanzchef24 im Jahre 2012 gemeinsam mit Hendrik Rennert. Das Münchner Start-up positioniert sich als unabhängiges Online-Vergleichsportal für Gewerbeversicherungen. Kleinunternehmer und Selbständige können über die Plattform Versicherungen vergleichen und direkt online abschließen. Zuvor wirkte Schollmeier unter anderem bei Target Partners und HW Capital.
Simon Specka gründete das Berliner Start-up Zenmate gemeinsam mit Markus Hänel. Das junge Unternehmen ermöglicht mit seinem Browser-Plugin verschlüsseltes Surfen – wie in einem virtuellen privaten Netzwerks (VPN). Mit einem Klick ist jeder Browserinhalt verschlüsselt und die original (IP) Adresse des eigenen Rechners versteckt. Rund um dieses Produkt soll langfristig eine Produktfamilie für Endnutzer entstehen. Zenmate ist das Startup des Jahres 2014.
Michael Wendt gründete Locafox im Juni 2013 gemeinsam mit Karl Josef Seilern, Fabian Friede, Lukas Zels und Rob Morgan. Mittlerweile arbeiten rund 50 Mitarbeiter im Office in Berlin-Kreuzberg. Locafox hilft Konsumenten dabei, Produkte aus Geschäften in ihrer Umgebung zu finden. Zu den bisherigen über 350 Kooperationspartnern zählen auch Einzelhandelsgrößen wie MEDIMAX, Conrad Electronics, Gravis, Cyberport, Hugendubel und Peek&Cloppenburg.
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