“Eine Seed Finanzierung ist nach wie vor schwierig”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich lege sehr viel Wert darauf, neue Themen und Produkte, möglichst frei von politischen Bedenken, entwickeln zu können. Wichtiger als das Chef sein, ist die Möglichkeit, eigene Ideen und Strategien gezielt umsetzen zu können.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die besten Ideen kommen, wenn man sich kurz vom Tagesgeschäft befreit und darüber nachdenkt, was Kunden und User in 2 bis 3 Jahren gebrauchen könnten. Wir machen das auch heute noch so – auch wenn die Zeit dafür manchmal sehr rar ist. Aber nur so können wir weitere innovative Ideen und Features für unsere Kunden entwickeln.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Glücklicherweise war das nicht mein erster Exit, sodass es bereits eine Basis gab, auf deren Grundlage man die Ideen entwickeln konnte. Eine Seed Finanzierung ist in Deutschland nach wie vor schwierig. Das ist in den USA wesentlich einfacher. Gründer haben dort viel mehr Möglichkeiten als wir hier in Deutschland.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wer ein Unternehmen gründet und aufbaut, muss sich täglich neuen Herausforderungen stellen. Am wichtigsten ist es aber, ein starkes Team hinter sich zu haben. Alle müssen an einem Strang ziehen, denn viele Ziele kann man nur gemeinsam erreichen. Gerade Tech Companies müssen eine große Bandbreite an Wissen abdecken. Es ist nicht immer einfach, für jeden Bereich gleich ein kompetentes und engagiertes Teammitglied zu finden.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wenn ich könnte, würde ich weniger Anteile an Investoren abgeben.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir legen besonders viel Wert auf die Positivspirale. Indem wir stets unser Bestes geben, empfehlen uns zufriedene Kunden automatisch weiter. Außerdem ist es für uns sehr wichtig, den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden zu pflegen. Das heißt, wir versuchen, bei allen relevanten Veranstaltungen vor Ort und präsent zu sein.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Während der Gründung war meine Familie eine sehr große Stütze für mich. Solange man auf sich allein gestellt ist, ist Gründen einfach. Man kann sich voll und ganz auf die Realisierung seiner Idee konzentrieren. Mit Familie und Kindern ist es da schon etwas schwieriger. Wichtig ist hier, dass man immer darauf achtet, dass die Familie nicht zu kurz kommt.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Es ist wichtig, den Kunden richtig zuzuhören und auch mal kritisch zu sein. Man sollte offen darüber sprechen, wie man Produkte verbessern kann, sollte dabei aber die Ideen und Visionen des Kunden nicht aus den Augen verlieren.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Chancengleichheit. Nach wie vor besteht sowohl bei Steuer-, Rechts- als auch bei Datenschutzaspekten viel Unsicherheit im Markt. Marktteilnehmer aus anderen Regionen berufen sich oft auf das Safe-Harbour-Abkommen oder ignorieren lokale Gesetze, die Companies mit deutschem Firmensitz beachten müssen.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Vermutlich hätte ich ein anderes Start-up gegründet. Die Phase der ersten Jahre ist sehr dynamisch und die rasante Entwicklung besonders spannend. Darauf möchte ich ungern verzichten.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Es gibt viele Start-ups, die interessante Geschäftsmodelle haben. Aber Start-ups aus den Bereichen Finanzen und Fintech, also Unternehmen, die versuchen, die Payment Landschaft zu verändern, finde ich besonders spannend.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die Zukunft! Dann könnte man sehen, ob unsere Versuche, eine bessere Zukunft zu gestalten, Wirkung zeigen oder wir einige Aspekte der Wirtschafts- und Umweltpolitik doch anders angehen sollten. So könnten wir neuen Generationen auch etwas Wertvolles übergeben.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde das Geld vermutlich in meine nächste Unternehmensidee stecken.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Am liebsten verbringe ich sonntags Zeit mit meiner Familie. Wenn man unter der Woche viel unterwegs ist und jede Nacht ein anderes Hotel hat, ist es umso schöner, wenn man am Sonntag gemeinsam mit der Familie etwas unternehmen kann und zur Abwechslung im eigenen Bett schläft.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Barack Obama. Ich habe Bill Clinton vor einigen Jahren getroffen, aber Obama steht noch auf meiner „Muss ich unbedingt treffen“-Liste.
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Zur Person:
Dino Bongartz ist Gründer und CEO von The ADEX, einem europäischen Technologie Spezialisten für Data Driven Advertsing. Er blickt auf 15 Jahre Gründungs- und Branchenerfahrung im digitalen Business zurück und hat zuvor mehrere erfolgreiche Unternehmen im Digitalbereich gegründet. Neben seiner Tätigkeit bei The ADEX ist Dino Bongartz stellvertretender Vorsitzender der Fokusgruppe Realtime Advertising im BVDW und Vice Chair für das Programmatic Committee des IAB Europe.