Von Elke Fleing
Montag, 22. Juni 2015

Wie man die richtige Video-Produktionsfirma findet

Werbespot oder Content Marketing? Ist YouTube die richtige Plattform für Werbung? Verbreitet sich ein Viral eigentlich wirklich wie von selbst? Welches Ziel oder Format auch immer: Das richtige Briefing der Film-Produzenten ist die halbe Miete. Dieser Beitrag hilft dabei.

Für fast jedes Start-up kommt irgendwann der Zeitpunkt: Bewegte Bilder müssen her – Videos sollen produziert werden. Die Art der Videos ist für jedes Ziel anders. Also, wie geht man vor, um Filme produzieren zu lassen?

Welches Format oder Medium ist das richtige für meine Werbung
Die erste Frage ist die nach dem Ziel der Werbung: Soll das Video etwas verkaufen oder Vertrauen aufbauen?

Sollen der Umsatz gesteigert oder die Conversion hochgetrieben werden, dann ist ein Werbespot das Richtige.

Ist das Ziel hingegen, Vertrauen in die Marke aufzubauen oder eine Positionierung als Experte, sollten mehrere Videos produziert werden, um Content Marketing zu betreiben.

Werbespot
Ein Werbespot kann als Pre-Roll auf YouTube eingesetzt werden oder als TV-Spot. Er kann auch auf der Homepage laufen, um das Produkt und seine Alleinstellungsmerkmale zu kommunizieren.

Einen Werbespot produziert man einmal und lässt ihn dann länger laufen. Er ist aufwendig und sollte eine lange Haltbarkeit haben.

Video-Content Marketing
Content hat eine hohe Relevanz. Potenzielle Kunden kommen auf die Website, weil sie dort Inhalte von Experten erwarten. Regelmäßigkeit – in einem Blog oder auf YouTube – bindet die Besucher und bewegt sie zum Wiederkommen.

Mit Hilfe von Content Marketing werden Interessenten zu Fans. Statt eines einzelnen, aufwendigen Werbefilms werden mehrere filmisch weniger aufwendige Videos produziert. Diese stützen dafür aber mit Inhalten, die informativ und hilfreich sind, die Expertenpositionierung.


Dieses Video ist vom ‘Guitar Center’-YouTube Kanal. Dort macht man sehr vieles richtig beim Content: Sehr genaue Ansprache der Zielgruppe (Setting, Personen, Thema).

Es geht nicht um das Produkt, sondern um das Lebensgefühl. Die Qualität ist gut, aber nicht ‘Hochglanz’. Sowas könnte (und sollte) jedes Startup machen :-)

Viral
Ein Viral ist eine Mischform. Der Inhalt versucht nicht zu verkaufen, sondern hat einen hohen Unterhaltungs- und Wiedererzähl-Wert.

Das Video animiert dazu, geteilt zu werden. Das ist nicht planbar, kann aber begünstigt werden.

Man sollte etwas Mut mitbringen, denn ein Viral funktioniert besser, wenn es polarisiert und vielleicht sogar einigen Leuten ein wenig auf den Schlips tritt.

Wie aber erklärt man seine Ziele einer Film-Produktion oder Agentur?

Das Briefing in 8 einfachen Schritten
Damit alle effektiv arbeiten können und am gleichen Strang ziehen, ist ein gutes Briefing wichtig. Je präziser ein Briefing formuliert ist, desto einfacher wird es, verbindliche Absprachen zu treffen und das Ergebnis zu überprüfen. So werden unnötige Korrekturschleifen vermieden und das Budget sinnvoll eingesetzt.

Das Briefing sollte insgesamt prägnant und ohne ‘kreative’ Ausschweifungen formuliert sein. Auch wenn das eigentliche Briefing mündlich erfolgt, sollte es immer zusätzlich eine schriftliche Version geben. Es sollte folgende Punkte enthalten:

Um welches Produkt, welchen Service geht es, welche Firma steht dahinter?
Das Produkt bzw. der Service, um den es in dem Video gehen soll, sollte so einfach und treffend wie möglich beschrieben werden. Simpel und für jedermann verständlich.

Wer ist die Zielgruppe?
Auch die Definition der Zielgruppe ist wichtig. ’18-49-Jährige’ ist als Zielgruppen-Beschreibung nicht genau genug, ‘Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren, die gerne Longboard fahren’, schon eher.

Was wird der Zielgruppe geboten?
Die Zielgruppe hat ein Problem oder ein Bedürfnis, dass das angebotene Produkt oder der Service lösen bzw. befriedigen kann. Damit die Werbung nicht inhaltslos wird, sollten Problem und Lösung dazu klar im Briefing beschrieben sein.


Die Zielgruppe richtig ansprechen

Die richtige Tonalität, den für die Zielgruppe passenden Duktus zu finden, endet nicht mit ‘Sie’ oder ‘Du’ als Anrede. Ein Steak-Fan will anders angesprochen werden als werdende Mütter.

Wahl des Video-Formats
Je nach Ziel, Zielgruppe, Produkt bzw. Service und der anderen Parameter bieten sich unterschiedliche Werbeformen und –Formate an: TV-Spot oder Viral, Content Marketing oder Abverkauf-Banner.

Natürlich hilft eine Agentur oder Filmproduktion in diesem Prozess. Gedanken sollte man sich aber vorher schon gemacht haben.

Beispiele finden
Existieren schon klare Vorstellungen und Wünsche bezüglich des Videos, dann helfen Beispiele, um diese der Agentur/Filmproduktion zu verdeutlichen: Videos von Marken aus ganz anderen Branchen oder sogar Mitbewerbern, die den eigenen Geschmack treffen. Diese Beispiele können der Agentur oder Filmproduktion als Inspiration dienen. So fällt es leichter, alle Beteiligten in dieselbe Richtung marschieren zu lassen.

Das Budget
Ein Werbefilm wird nicht billiger, wenn man sein Budget geheim hält. Eine genau Zahl zu nennen ist nicht nötig, eine Preisspanne reicht aus. Sie hilft den Kreativen und den Zahlenmenschen der Filmproduktion/Agentur, im richtigen Rahmen zu denken. Agentur oder Filmproduktion können helfen, das richtige Konzept für (fast) jedes Budget zu finden.

Es hilft niemandem, wenn ein großartiges Konzept geliefert wird, das der Auftraggeber nicht bezahlen kann. Und die Kreativen ärgern sich gegebenenfalls, für die Tonne gearbeitet zu haben.

Timing
Klare Deadlines für alle internen und externen Prozesse sollten definiert werden: Wann kommt das Go für das Projekt, wann muss das Konzept abgegeben werden und bis wann kommt das Feedback.

Am besten erstellt man dieses Timing gemeinsam mit der Agentur bzw. der Filmproduktion, so kann Geld gespart werden, indem zum Beispiel Nacht- und Wochenendschichten vermieden werden.

Wer Peanuts zahlt, wird von Affen bedient oder: Was kann ich für mein Geld erwarten

Bei Start-ups sitzt das Geld selten locker. Kunden und Vertrauen – und wahrscheinlich Videos dafür – brauchen sie aber dennoch. Auch für ein kleines Budget kann man saubere Arbeit erwarten. Man sollte sich nicht auf Deals mit Produktionsfirmen einlassen, bei denen das Video-Projekt mal eben ‘dazwischengeschoben’ wird. Wird Geld in die Hand genommen, sollten Partner gesucht werden, die einen ernst nehmen.

Im Gegenzug sollten der Gegenüber und seine Zeit und Arbeit wertgeschätzt werden:

Der Auftraggeber sollte sich gut vorbereiten, genau überlegen, was er will und mit der Produktionsfirma zusammen dann auf den Punkt kommen. Die Produktionsfirma sollte alle benötigten Infos – möglichst gebündelt und natürlich innerhalb des verabredeten Timings – erhalten. Das wird sich nicht nur positiv auf die Geschäftsbeziehung, sondern auch auf die Qualität des Videos auswirken.

Einen Film in Auftrag zu geben, ist vergleichbar mit einem Autokauf: Man sollte wissen, ob man einen Polo oder Porsche sucht und bereit sein, dafür entsprechend zu zahlen. Es gibt drei Faktoren, die eine Video-Produktion – und jede andere Arbeit wohl auch – beeinflussen:

Tempo, Preis und Qualität

Zwei der Kriterien können – und sollten – gleichzeitig erfüllt werden: Soll der Film großartig und schnell werden, wird er teuer. Will man ihn schnell und billig, wird er qualitativ schlecht. So einfach ist das.

Produktionsfirmen, die beteuern, alle drei Kriterien gleichzeitig erfüllen zu können, können entweder nicht rechnen oder versprechen vorab zu viel.

Wenn man diese Faustregel verstanden hat, wird es einfacher zu entscheiden, was man will und womit man rechnen muss.

Was genau allerdings ‘gut’ oder ‘preiswert’ bedeutet, ist eine Definitionsfrage. Eine Film-Produktionsfirma sollte diesbezüglich ähnliche Vorstellungen haben wie man selbst.

Worauf muss man achten, wenn man sich Angebote ansieht
Neben dem Preis gibt es andere wichtige Faktoren, die entscheiden, welches Angebot das richtige ist. Dabei geht es nicht nur ums Preis-Leistungsverhältnis, sondern auch um versteckte Kosten, die einen später teuer zu stehen kommen.

Preis-Leistung
Entscheidend ist das Verhältnis zwischen Budget und Ergebnis. Man sollte sich das Showreel und Beispielarbeiten der Agentur oder Produktionsfirma ansehen.

Natürlich muss das Angebot bezahlbar sein, daher sollte man sich Arbeiten zeigen lassen, die ein ähnliches Budget hatten. Dabei geht es nicht um ein paar Hundert Euro, sondern um den groben Rahmen: Beträgt das Budget für die eigene Filmproduktion 5.000 bis 10.000 Euro, sollte die Produktionsfirma keine Beispiele zeigen, die 50.000 bis 100.000 Euro gekostet haben, sonst entstehen falsche Erwartungen. Also: Nachfragen!

Denn erst, wenn Filme aus der ‘gleichen Preisliga’ miteinander verglichen werden, ist ein echter Qualitätsvergleich mehrerer Angebote möglich.

Die verschiedenen Angebote sollten im Gespräch mit den Produktionsfirmen Punkt für Punkt durchgegangen werden. Manche Punkte heißen bei unterschiedlichen Produktionsfirmen vielleicht verschieden.

Bei den Kalkulationen sollte man sich nicht an den Tagessätzen festbeißen, sondern lieber versuchen, das große Ganze im Blick zu behalten: Entsprechen angebotenes Endergebnis und Gesamtkosten den eigenen Erwartungen?

Und gibt es wichtige Elemente, die die eine Firma anbietet, eine andere aber nicht? Wenn ja, sollten diese Punkte angesprochen werden. Jede Produktionsfirma hat ihre eigene Art, Filme umzusetzen.

Ist alles dabei, was ich brauche?
Sind alle Faktoren im Angebot berücksichtigt: Korrekturen, Abnahmen oder Spesen?

Es sollte zum Beispiel klar definiert werden, wie viele Änderungsrunden im Preis inbegriffen sind. Eine sollte mindestens enthalten sein. Die Spesen wird der Auftraggeber immer tragen müssen, wichtig ist nur zu wissen, ob sie schon eingeplant sind oder später noch on top berechnet werden.

Buyouts und Lizenzen für Darsteller, Kreative oder Musik können teuer werden. Es muss also vor dem Zuschlag abgeklärt werden, welche Rechte man als Auftraggeber braucht und welche bereits im Preis einkalkuliert sind. Die Nutzungsrechte fürs Internet zum Beispiel sollten in der Regel bereits im Gesamtpreis enthalten sein. Zur Sicherheit sollte detailliert nachgefragt werden.

Die Chemie
Man wird mit der Agentur oder Produktionsfirma eine Menge Zeit verbringen und viel Kontakt haben. Das sollte auch Spaß machen und einfach von der Hand gehen. Dass es menschlich passt, ist neben all den Hardfacts also auch wichtig!

Passend zum Thema: “Jeder sollte Videos in sein Online Marketing einbinden“, “10 Tipps, Tricks und Kniffe für reichweitenstarke Videos” und “22 gute Adressen, um Erklärvideos produzieren zu lassen“.

Zur Person

Simon Kaiser ist einer der Geschäftsführer der Filmproduktions-Firma parcyvall und Regisseur. parcyvall produziert Video-Content für Konzerne, Start-ups und Verlagshäuser. Dabei reicht das Portfolio von TV-Spots über Native-Video-Ads bis hin zu täglich erscheinenden Web-Formaten. Interessierte und Neugierige seien herzlich auf einen guten Kaffee ins Hamburger Filmstudio eingeladen.

Bild oben: Shutterstock, Videoproduktion Bilder Venn-Diagramm und Simon Kaiser © parcyvall GmbH; Bild vom Affen: Pixabay unter CC0 Lizenz von Sophia Nel