Gastbeitrag von Carlo Siebert
10 Adwords-Fehler, die Start-ups richtig Geld kosten
Jedes StartUp kommt irgendwann (hoffentlich) an den Punkt , dass das Produkt “fertig” ist. Die ersten Tests sind abgeschlossen – nun sollen die ersten echten Kunden gewonnen werden. Dafür eignet sich Adwords eigentlich ganz gut, weil du dein Produkt direkt zum relevanten Problem präsentieren kannst:
Ich will ein Iphone kaufen – das Problem
“Iphone s6 shop” – der Suchbegriff
Ein Onlineshop – die Lösung
Für dein StartUp sieht das natürlich anders aus – aber ähnlich.
Warum lohnt sich Adwords noch?
Es dauert nicht so lange, bis du Ergebnisse siehst. SEO ist zwar super, aber bis richtig was passiert kann es Monate dauern und je nach Branche Jahre. Solltest du also eine Idee für ein StartUp haben, kannst du mittels Adwords testen, ob sich genügend Leute dafür anmelden würden.
Für alle StartUps, die kein Geld verbrennen können (mit einer hohen Cash-Burn-Rate braucht man sich nicht schmücken) und für alle, die das können aber nicht wollen, folgende 10 Hinweise für einen guten Start in Adwords:
#1 Keine korrekte Verwendung von Keyword-Optionen.
Ein Keyword in der Keywordoption weitgehend passend heißt folgendes: Dir geht extrem viel Geld durch die Lappen.
Adwords erlaubt es dir deine Keywords mit verschiedenen Optionen zu versehen – Neben Weitgehend passend, gibt es noch genau passend, passende Wortgruppe und den Modifer.
Weitgehend passend spielt dein Suchbegriff in allen möglichen Varianten aus und eigentlich auch ohne irgendwelche Grenzen.
Einfach gesagt: Finger weg!
Der erste Adwords Trick: Fang lieber mit genau passend (nur wenn der Suchbegriff GENAU SO eingegeben wird, wird die Anzeige ausgespielt) und vielleicht probierst du noch den Modifer: +iphone +6 +shop.
Jede Suchanfrage mit mindestens diesen drei Keywords bekommt deine Anzeige ausgespielt. Da kann wenig schiefgehen, wenn es nicht zu allgemein gehalten ist.
Passende Wortgruppe wäre auch eine Möglichkeit: “iphone 6 shop” muss genau in dieser Reinfolge eingegeben werden, allerdings darf davor und danach auch noch etwas stehen.
#2 Keine Verwendung von negativen Keywords.
Ok – du hast nur Genau passend und die Modifer/Passende Wortgruppe drin. Aber selbst da kann noch viel Mist dabei sein.
Bei Genau passend natürlich nicht, aber bei den Modifer und bei Passende Wortgruppe.
Zum Beispiel: “Iphone 6 shop gebraucht” oder “Iphone 6 kaufen Amazon” oder “Iphone 6 Ebay” oder “Iphone 6 shop mit Vertrag” oder, oder, oder. Alles Begriffe, die du eigentlich nicht willst, aber. Aber Adwords würde ohne weitere Einschränkungen bei jeglichen Begriffen weiterhin deine Anzeigen ausspielen.
Deswegen hier der zweite Adwords Trick für dein StartUp: Es gibt die Möglichkeit negative Keywords einzustellen. Damit kannst du sicherstellen, dass unter bestimmten Umständen deine Anzeigen nicht geschaltet werden. Das hat den Vorteil, dass sinnlose Klicks und Impressionen kein Geld mehr Fressen.
#3 Keine (granulare) Struktur.
Ein typisches Konto: 1 Kampagne, 5 Anzeigegruppen, überall 50 Keywords drin und noch ein paar Anzeigen.
Übersichtlich könnte man jetzt denken.
Nein!
Eigentlich nicht, weil das absolut nicht problemorientiert sein kann. Du hast die Möglichkeit auf Kampagnenebene Einstellungen zum Standort vorzunehmen.
Wenn deine besten Kunden aus der Schweiz kommen, dann kannst du in der Schweiz höhere CPC bieten als in Deutschland. Das geht zwar auch mit einer Kampagne, ist aber übersichtlicher mit zwei Kampagnen und auch einfacher zu kontrollieren.
Adwords Tipp Nummer Drei: Deine Keywords sollten immer gruppiert zu einzelnen Themen sein. So kann die Ansprache in den den Anzeigen auch besser zu dem Suchbegriff (Problem) der User passen. Bei 50 Begriffen funktioniert das aber nicht mehr. Als Faustformel sagt man: es sollen maximal 20 Keywords in einer Anzeigengruppe sein.
#4 Unpassende Kampagneneinstellungen
“Unpassende” Kampagneneinstellungen gibt es viele.
Als erstes sind es in der Regel die Gebote für Smartphones. Zwar gibt es Geschäftsmodelle und Webseiten, die 80% des Traffics von Smartphones bekommen und dieser Traffic auch sehr gut konvertiert – das ist aber NOCH selten.
In vielen Fällen ist die Seite nicht wirklich Smartphone optimiert. Ist das bei dir der Fall – senke die Gebote für Smartphones.
Hier der vierte Tipp zum Geld sparen: Ob deine Seite gut auf Smartphones / Tablets funktioniert kannst du zb. hier testen.
Weiterhin kannst du in den Kampagneneinstellungen die Gebote für einzelne Regionen anpassen, ebenso die Uhrzeit. Wenn du bereits einige Daten aus Analytics hast, dann nutze diese und passe deine Gebote an bzw. schließe irrelevante Uhrzeiten aus.
Wenn über Adwords der Rubel rollt, dann verwende die Einstellung: “Beschleunigte Anzeigenschaltung” in den Kampagneneinstellungen. Wenn du allerdings dein Budget schonen willst und gleichmäßig über den Tag die Anzeigen schalten willst, dann lasse die Standardeintellung.
#5 Kein Conversion – Tracking
Dieser Punkt könnte eigentlich auf Platz 1, aber ist etwas seltener. Du gibst Geld für Adwords aus, aber hast keinen wirklichen Plan, ob es funktioniert?
“Ein paar Anmeldungen kamen seit wir Adwords nutzen – muss also daran liegen.” ist KEIN Tracking!
Das Conversion Tracking ist ein MUSS. Entweder über Analytics, dann aber müssen Adwords und Analytics verknüpft werden oder aber separat via Adwords-Code.
Absolute Pflicht.
Trick Nummer Fünf: Tracke auch, ob es Newsletteranmeldungen gab oder was du noch so tracken kannst (zum Beispiel Anrufe). Das sind alles wertvolle Informationen für die du täglich Geld investierst.
#6 Keine A/B Tests in den Anzeigen
In Adwords sind A/B Tests sehr einfach. Ein A/B Test ist einfach nur ein Test, der feststellen soll, ob Variante A oder Variante B besser funktioniert. Bezüglich Adwords sind Anzeigen gemeint.
Wie geht das (alias Tipp Nummer Sechs):
Dazu schreibst du einfach IMMER mindestens zwei Anzeigen für jede Anzeigengruppe. In einer Anzeige erwähnst du Feature 1 und in der anderen Feature 2 oder Benefit 1 und Benefit 2 oder eine persönliche Ansprache und eine formelle Ansprache oder USP 1 und USP2 – da gibt es keine Grenzen.
Nach 100 Klicks siehst du, welche Anzeige zum einen bessere Conversions (Punkt #5 nicht vergessen) erzielt hat und zum anderen einen besseren CTR hat. Den Verlierer pausierst du und schreibst eine neue Anzeige.
#7 Langweilige Anzeigentexte.
Wo wir gerade bei Anzeigen sind. Geldverschwendung können auch langweilige Anzeigen sein.
Warum?
Weil sie das falsche Publikum anzieht. Ein gutes Beispiel sind immer Versicherungen. Google mal nach: KFZ Versicherung.
Was siehst du? Überall den gleichen Text.
Du wirst wahrscheinlich nach dem Zufallsprinzip irgendwo klicken und gucken, ob das ein gutes Angebot ist. Worauf du aber auf alle Fälle klicken würdest, wäre eine Anzeige, die aus der Masse herausstricht, vielleicht so etwas wie “Bis zu 50% sparen”. Daher lohnt sich vorher immer ein kurzer Blick auf die Konkurrenz und was diese so treibt.
Dieser Tipp Nummer Sieben für Adwords ist ein schon etwas altes PDF von gergey.com. Der Inhalt ist aber dennoch zeitgemäß.
#8 Keine korrekte Nutzung der Ziel-URL.
Traurig, aber oft wird einfach nur auf die Startseite verlinkt.
“Der User findet sich dann schon zurecht – wir haben ja eine tolle Navi“.
Das ist aber nicht so. Wenn du keine konkrete Landingpage hast, dann ist das “Okay” (Fang schnell mit dem Erstellen von spezifischen Landingpages an!), aber hast du bereits auf der Seite mehrere Unterseiten zu verschiedenen Themen, dann leite den User doch direkt auf diese Unterseiten. Warum soll er sich die Mühe machen, wenn du sie ihm so einfach abnehmen kannst? Das kostet nur viel Geld, welches besser investiert werden könnte.
Adwords Tipp Nummer Acht: Speziell Onlineshops können mit der Suchfunktionen ganz schnell sehr spezifische Landingpages erstellen. Oder mit der Filterfunktion, wenn diese eine dann über eine separate URL aufrufbar ist.
Auch kannst du für jedes Keyword eine eigene Ziel-URL nutzen. Zu erst musst du dir die Spalte mit den Ziel-URLs auf Keywordebene anzeigen lassen: Keywords > Spalten > Spalten anpassen > Attribute > Zielseite
Danach kannst du für jedes Keyword eine eigne Landingpage hinterlegen.
#9 Keine Ahnung vom CLV
CLV? Was? Ist dein StartUp im Bereich SaaS unterwegs und du hast keine Ahnung was das heißt, dann wird es höchste Zeit für etwas Nachhilfe.
Wenn dein StartUp kein Softwareprodukt hat, dann übrigens auch.
Das Customer Lifetime Value ist der Wert, den dein Kunde hat – solange er dein Kunde ist. Zahlt er also 20€ pro Monat für dein Produkt und bleibt 13 Monate dein Kunde, dann hat er eine CLV von 260€. Im Abocommerce ist das auch so, ebenso bei Shops und Dienstleistungen. Du kannst ungefähr ausrechnen, wie oft ein Kunde wieder dein Produkt in Anspruch nimmt bis er etwas Neues braucht (weil er vielleicht zu groß geworden ist dank deines Startups und nun auf eigene Lösungen zurückgreift).
In dem konkreten Fall kannst du also bis zu 259,99€ pro Neukunde investieren und machst noch “Gewinn”. Bist du dir des CLV aber nicht bewusst, würdest du wahrscheinlich schon denken, dass alles über 20€ ein Verlust sei.
Hier also kein direkter Adwords Trick oder Tipp, aber das “Hintergrundwissen” ist absolut wichtig.
#10 Zu wenig Gedanken zur Zielgruppe
Was dir auch viel unnötiges Geld kosten kann, ist eine ungenaue Vorstellung deiner Zielgruppe. Sprichst du die falsche Zielgruppe an, so kannst du machen, was du willst – sie wird nicht zu deinen Kunden werden. Da kannst du machen, was du willst. Daher überlege genau wie dein Wunschkunde aussieht bzw. wie der Kunde aussieht, der dein Startup braucht.
Welches Problem hat er?
Wenn du diese Frage richtig beantworten kannst, dann hilft dir das nicht nur für Adwords, sondern es hilft dir allgemein dein Produkt besser zu verkaufen.
Der letzte Adwords Tipp ist ein Tool von Hubspot: Makemypersona
So – und jetzt ab zu Google Adwords, Tipps & Tricks anwenden und Geld sparen!
Falls du Fragen hast, helfe ich gerne in den Kommentaren.
Passend zum Thema: “Wissenssammlung – Nur wer Fehler macht, kommt garantiert weiter”
Zur Person
Carlo Siebert ist selbständiger Adwords Freelancer. Neben der Umsatzsteigerung über Adwords berät er Mittelständler und einige kleine Unternehmen bei der Onlinestrategie, sowie hält regelmäßig Vorträge zu Online Marketing Themen. Weiterhin betreibt er zu seiner eigenen Webseite noch ppcflow.com – eine Anlaufstelle für alles Wissenswerte zu Adwords & Paid per Click Marketing.