15 Fragen von Patrick Burkert von Go-PopUp
“Wir kreieren eine Bühne für jeden, der durchstarten möchte”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich war immer schon davon fasziniert, meiner Intuition zu folgen und eigene Ideen umzusetzen. Das hat viel mit Freiheit zu tun, die man sich allerdings erst einmal erarbeiten muss. Dann ist es mir auch egal, welcher Titel oder welche Position dahinter steht, solange diese Faktoren gegeben sind. Es bedeutet aber natürlich auch, mehr Verantwortung zu übernehmen, ein tolles Team aufzubauen und zu führen und gedanklich immer im Thema zu stecken, was wiederum aber auch viel Spaß macht.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu Go—PopUp ist eine Konsequenz aus meinem Werdegang und der immer wiederkehrenden Perspektive eines Kreativschaffenden, der seinem Gefühl folgt und eigene Ideen verwirklichen möchte. Ich gründete während meines Masterstudiums in Stuttgart mein erstes Unternehmen, für das wir mit dem Titel der Kultur- und Kreativpiloten durch die Bundesregierung ausgezeichnet wurden.
Das eröffnete den Zugang zur Kultur- und Kreativwirtschaft sowie einer Vielzahl von jungen Unternehmen, Existenzgründern und deren kreativen Ideen, die Raum und Aufmerksamkeit zur Verwirklichung benötigen. Vieles davon steckt heute in unserer Unternehmensphilosophie, denn wir möchten durch die Veränderung bzw. Mitgestaltung bestehender Strukturen in Immobilien- und Einzelhandel jede noch so kleine Idee dazu befähigen, umgesetzt zu werden.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Uns war es sehr wichtig, nicht nur reine Geldgeber für unsere Idee zu finden, sondern Investoren, die unsere Vision teilen, das nachhaltige Konzept hinter Pop Up Stores genauso wie wir sehen und uns mit viel Wissen unterstützen. So konnten wir ein internationales Konsortium an Investoren aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und den USA zusammenführen, die sowohl aus Einzelhandel als auch der Immobilienwirtschaft kommen. Zu den Investoren gehört auch das niederländische Retail Strategie Unternehmen JosDeVries, was verdeutlicht wie relevant das Thema für die Zukunft des Einzelhandels ist.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wir treten mit unserem Konzept in Bereiche ein, die seit Jahren festgefahren sind und jeglicher Innovation zunächst skeptisch gegenüberstehen. Auf der einen Seite die starre Immobilienwirtschaft, auf der anderen Seite der Einzelhandel, der den Konsumenten von heute nicht mehr richtig versteht und adressiert, dadurch aber auch den jungen und kreativen Marken den Zugang zum Markt erschwert.
Beide Branchen stehen vor einer Revolution, welche wir maßgeblich mit beeinflussen werden. Denn beide Branchen müssen sich einer neuen Kultur und Bewegung stellen, die Vielfalt und Flexibilität fordert, anstelle von festgefahrenen Strukturen und Prozesse.
Ich sehe die Entwicklung in diesen Branchen als Teil der On-Demand-Economy, welche unheimlich großes Potenzial für die lokale Wirtschaft, Kultur und Stadtentwicklung in sich birgt und viele weitere Bereiche durchdringen wird. Die große Herausforderung für junge Start-ups wie uns ist es, erst einmal Aufklärungsarbeit für diese Themen zu leisten, die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Dimensionen zusammenzuführen, um mit allen Akteuren gemeinsam an der Ausgestaltung dieser Entwicklung zu arbeiten.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich denke wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen und haben nie den Mut verloren, unseren Weg zu gehen. Daher würde ich nicht vieles anders machen, schließlich sehen wir jeden Tag unsere Idee eines Community-Marktplatzes wachsen und haben glückliche Kunden, die uns wiederum sehr glücklich machen.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Die Markenbildung spielt für uns eine essentielle Rolle, denn wir haben eine weltweit wachsende Community, die sich mit uns identifiziert. Wir investieren viel Zeit in das Rebranding, um eine Markenidentität zu schaffen, die alle Facetten dieser Bewegung wiederspiegelt.
Mit Go—PopUp kreieren wir eine Bühne für jeden, der mit seiner Idee durchstarten möchte, und das geht von der flexiblen Anmietung einer passenden Ladenfläche bis hin zum internationalen Launch eines Pop Up Stores für große Marken in 10 Städten gleichzeitig.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Da gab es wirklich viele, die uns unterstützt haben und motiviert haben, da fällt es mir nicht einfach, sich auf eine Person festzulegen. Aber das Berliner Startup Umfeld mit seinen Inkubatoren, Mentoren und Netzwerken ist immer eine große Unterstützung, ich denke hier fühlen sich jetzt die richtigen angesprochen.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Den Klassiker: Durchhalten, nicht aufgeben und viele Fehler machen, denn nur so lernt man dazu. Das Gelernte wiederum an sein Team weitergeben, denn jede Idee ist nur so gut wie die Menschen, die daran arbeiten, sie zu verwirklichen. Daher spielt in meinen Augen das Team die wichtigste Rolle bei der Gründung.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
„Schön Sie wiederzusehen.“, hehe. Nein im Ernst, der Gründungsstandort Deutschland entwickelt sich in die richtige Richtung, das liegt vor allem daran, dass in den letzten Jahren viel zugehört wurde, um die Bedürfnisse der Gründer zu verstehen.
Dennoch merken wir, vor allem eben, weil wir uns intensiv mit agilen Prozessen beschäftigen, dass gerade auch in Verwaltung und Bürokratie das Konzept der Flexibilität sich dem Zeitgeist anpassen sollte. Bis zum Eintrag in das Handelsregister vergingen bei uns 6 Wochen, ein Pop Up Store öffnet im Schnitt für 4 Wochen – das passt offensichtlich noch nicht ganz zusammen.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Meine Wurzeln liegen in der Kreation, ich wäre wohl in einer Agentur gelandet oder würde meine Brötchen als Fotograf verdienen. Ich habe ständig neue Ideen, möchte permanent etwas Neues erschaffen. Also definitiv etwas Kreatives, denn einen anderen Weg, die Welt zu sehen kommt für mich nicht in Frage.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
EyeEm. Die Geschichte dieser Jungs spiegelt so sehr das wieder, was uns hier antreibt und motiviert. Aus einem kleinen Gedanke etwas Großes entstehen zu lassen, das nun mehr denn je den Gründergeist Berlins wiederspiegelt und zeigt, dass jede gute Idee es wert ist, sie anzugehen und umzusetzen.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich konzentriere mich lieber auf die Gegenwart.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
In gute Ideen investieren.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ich gehe gerne auf Entdeckungsreisen, genieße es, mit dem Fahrrad durch Berlin zu fahren und liebe es, neue Orte, Restaurants und Cafés gemeinsam mit Freunden zu erleben.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich, deshalb wäre die Liste sicherlich lang. Aber auf unserer nächsten Office Party würde ich gerne Michail Gorbatschow ein Bier anbieten. Wir hätten uns einiges zu erzählen.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Patrick Burkert studierte Online Medien an der Hochschule Furtwangen University, bevor es ihn über Los Angeles und Tokyo nach München führte, wo er für das Media Innovation Lab von Hubert Burda tätig war. Sein anschließendes Masterstudiums absolvierte er in Stuttgart und Berlin, wo er durch die Bundesregierung als Kultur- und Kreativpilot ausgezeichnet wurde. In diesem Zuge entstand PopUp Berlin, das Fundament für das heute international agierende Start-up Go—PopUp, welches als Community-Marktplatz Marken und Kreative mit Vermietern und Eigentümern von flexibel anmietbaren Ladenflächen für Pop Up Ideen zusammenbringt.
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