Wir brauchen einfach mehr weibliche Business Angel
Frauen haben als Gründerinnen längst die Start-up-Szene erobert und wissen, wie man erfolgreich mit seiner Idee bei Investoren Geld einsammelt – siehe dazu auch “5 Tipps, worauf man bei der Investorensuche achten sollte“. Aber wo sind eigentlich die weiblichen Business Angel? Was sich bei Start-up-Gründungen inzwischen etabliert hat, ist auf Investorenseite kaum vorhanden. Bei meinen eigenen Investments waren noch nie weibliche Co-Investoren an Bord. Die Zahl der Frauen, die sich auch als Investoren betätigen, sind schnell aufgezählt. Woran liegt es, dass Frauen sich nicht in diesen Bereich vorwagen und das Thema Investments in der Start-up-Szene den Männern überlassen?
1. Mehr Beziehungsarbeit als reine Profitdenken
In der Regel sind Frauen weniger risikobereit als Männer. Seien wir mal ehrlich: Wie viele Frauen besitzen Aktien und spekulieren damit? Wie viele Frauen investieren regelmäßig in Crowdfunding-Projekte? Ähnlich wie bei Gründungen selbst, sind sie bei Investitionen jeder Art eher zögerlicher und entscheiden nicht so schnell wie ihre männlichen Kollegen. Dabei setzen Frauen vor allem auf Ideen, die auch nachhaltig funktionieren. Wenn sie dann aber investieren, ist die Bereitschaft, sich für die Idee und das Team einzusetzen umso größer, selbst wenn der Anteil des Investments gar nicht so groß ist. Und ein weibliches Engagement kann auch für Gründer von Vorteil sein. Denn erstens schreiben Frauen Ideen nicht so schnell ab, wie Männer es tun, wenn diese nicht sofort performen, sondern geben dem Geschäftsmodell mehr Zeit, sich zu etablieren. Zweitens sind weibliche Business Angel gerade für weibliche Gründerinnen eine gute Anlaufstelle, die sich von männlichen VCs nicht immer verstanden fühlen, weil diese eine andere Auffassung von Erfolg haben. Ein wichtiger Teil beim Investment ist Beziehungsarbeit. Gerade Frauen können hier, wie in anderen Bereichen auch, Vorbild für andere Frauen sein und sich untereinander helfen, weil sie die Ideen und Beweggründe und in manchen Fällen auch den Markt, in den die Frauen wollen, besser verstehen.
2. Mehr Donald Trump als Mutter Teresa
Wer jetzt aber glaubt, Frauen ginge es nur um fürsorgliche Unterstützung und guten Gründerspirit, der irrt gewaltig. Denn Frauen handeln natürlich nicht nur in Mutter-Teresa-Manier, sondern denken ebenso businessgetrieben und erfolgsorientiert, wie ihre männlichen Kollegen. Aber Frauen unterstützen gern Frauen, wenn sich die Investition auszahlt. Monica Dodi aus Kalifornien hat beispielsweise das Geld aus ihren vier erfolgreichen Startup-Gründungen genommen und damit 2011 den weltweit einzigen Risikokapitalfonds für Frauen, den Women’s Venture Capital Fund, aufgelegt. Als Grund gibt sie an, dass in den USA das große Geld bevorzugt an männliche Gründer gehe, Frauen würden von den dortigen Investoren weitestgehend ignoriert. Die Idee zum Fonds ist nicht aus reiner Nächstenliebe entstanden, sondern weil Monica Dodi glaubt, dass sich mit der Investition in Frauen sehr viel Geld verdienen lässt. Die holländische Bankerin Cillian Jansen Verplanke bringt diesen Glauben an Frauen nach Europa und hat mit ihren Partnerinnen in diesem Jahr den ersten europäischen Investmentfonds aufgelegt, der nur in Firmen investiert, bei denen im Gründungsteam beide Geschlechter sitzen. Auch dieses Engagement geschieht weder aus Mitleid, noch dem Wunsch nach Chancengleichheit oder überzeugtem Feminismus, sondern weil sie Studien glauben, die besagen, dass gemischte Teams eine bessere Rendite erzielen und seltener Bankrott gehen.
3. Gründerinnen von heute, Business Angel von morgen?
Warum gibt es aber bisher so wenige weibliche Business Angel? Können sie im männlichen Haifischbecken der Investmentbranche nicht bestehen? Sie können schon, wenn sie die richtigen Skills mitbringen. Aber Frauen wird, wie so oft, in diesem Bereich nicht viel zugetraut. Bisher gab es einfach keine großen Erfolgsstorys, die Frauen in diesem Bereich vorweisen können, um Skeptiker zu überzeugen. Musste man früher die weiblichen Gründer regelrecht suchen, machen sie heute schon eine respektable sichtbare Masse aus und wirken als Vorbild für andere Frauen. Die erfolgreichen Gründerinnen von heute werden so ganz einfach die erfolgreichen Business Angel von morgen. Auf diese Weise lassen sie andere von ihrem Erfahrungsschatz profitieren und wissen genau, was Gründer benötigen und welche Idee echtes Erfolgspotential hat. Noch sind Frauen wie Sandra Fisher, Daniela Hinrichs und Martina Neefs in der Minderheit, aber wenn die Frauen der Gründerszene weiter so Vollgas geben, bleiben sie sicher nicht allein.
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Zur Person
Katharina Wolff ist Gründerin von premium consultants, der Personalberatung für die Digitalwirtschaft. In ihrer Position als Managing Director ist sie für die strategische Planung und das operative Geschäft des Unternehmens verantwortlich. Daneben unterstützt sie mit ihrer Beteiligungsgesellschaft Wolff Ventures Startups mit Geld, Know-How und einem umfangreichen Netzwerk bei den verschiedenen Phasen der Gründung. Neben ihrer Unternehmertätigkeit ist Katharina Wolff Autorin und hat das Buch „Selbstverständlich Frau“ veröffentlicht.