Griff in die Kasse
“Gute Seele” stiehlt Lieferando 665.449 Euro
Eine echte Räuberpistole aus der Start-up-Szene. Imposante vier Jahre lang griff eine Buchhalterin in die Kasse von Lieferando und schöpfte so
stattliche 665.449 Euro ab. Sie leitete das Geld, das für Restaurants und Cafés bestimmt war, einfach auf ihr Privatkonto bzw. das Konto ihres Mannes oder ihres Sohnes um. Viel Geld für ein junges Start-up, auch wenn der Lieferdienstvermittler (gehört inzwischen zu Takeaway) einst Millionen an Risikokapital eingesammelt hat – siehe “Lieferando sammelt 15 Millionen Euro ein – Macquarie steigt bei Lieferdienstvermittler ein“.
“Die Angeklagte hat eine Sicherheitslücke des damals noch jungen Unternehmens ausgenutzt”, sagte der Richter im Urteil, wie die BZ schreibt. Sie habe als “gute Seele” großes Vertrauen genossen. Wegen Betrugs wurde die 50-jährige Buchhalterin, die das gesamte Geld verprasst hat, zu sechs Jahren Haft verurteilt. Bitter dabei: Als die Buchhalterin Mitte 2010 beim Online-Lieferservice anfing, “war sie wegen Gaunereien zulasten ihres vorherigen Arbeitgebers bereits im Visier der Ermittler” – berichtet der Tagesspiegel. Damals veruntreute sie mindestens 350.000 Euro.
Das Blatt liefert zudem Hintergründe zur Tat bei Lieferando: So habe die Buchhalterin mal 750 Euro und mal knapp 9.000 Euro gemopst. Zur Verschleierung reichte sie Scheinrechnungen ein oder manipulierte Gutschriften. “Wir waren ein stark wachsendes Unternehmen”, sagte einer der Lieferando-Geschäftsführer, der als Zeuge auftrat. Es habe eine familiäre Atmosphäre geherrscht. Was wollte die Buchhalterin mit dem Geld machen – angeblich die Herztransplantation ihres Mannes bezahlen. Diese Transplantation fand aber nie statt, war nur ein Hirngespinst.
Passend zum Thema: “Takeaway übernimmt Lieferando – und sammelt 103 Millionen ein”