Handelsblatt vs. Navinum

Dicke Rechnungen an Start-ups sind manchmal nötig

Vor wenigen Tagen entfachte das Start-up Navinum den Logo-Streit! Und bekam zunächst viel Zuspruch. Inzwischen sieht die Lage aber anders aus, denn das Handelsblatt hat den Sachverhalt aus seiner Sicht geschildert. Denn Navinum nutzte das Handelsblatt-Logo nicht, um auf Artikel über sich zu verweisen.
Dicke Rechnungen an Start-ups sind manchmal nötig
Donnerstag, 26. März 2015VonAlexander

Als Jan Bechler, Mitgründer von Navinum, vor wenigen Tagen bei Facebook berichtete, dass das Handelsblatt ihm eine Rechnung geschickt hat, war der Aufschrei in der deutschen Gründerszene groß. Wie es schien auch zu recht! Bechler schrieb nämlich: “Was ist passiert? Das Handelsblatt hat in der Vergangenheit mehrfach über Navinum geschrieben. Wir haben den Artikel freudig und auch ein bisschen stolz verlinkt und dabei auch das Handelsblatt-Logo mit eingebaut” – siehe dazu auch “Handelsblatt schreibt dicke Rechnungen an Start-ups“.

Inzwischen sieht die Lage ganz anders aus, denn das Handelsblatt hat den Sachverhalt aus seiner Sicht geschildert, allerdings leider erst eineinhalb Tage nachdem Bechler den Logostreit entfachte. Das Unternehmen schrieb Bechler bei Facebook: “Das Handelsblatt-Logo ist ein wertvolles Markenzeichen und daher markenrechtlich geschützt. Für die Nutzung unseres Logos von Dritten für Eigenwerbezwecke muss eine Genehmigung eingeholt werden. Dies ist ein gängiger und seit Jahrzehnten üblicher Vorgang, der Herrn Bechler – wie er ja selber schreibt – ebenfalls bekannt ist. Unsere Bestimmung ist keinesfalls, Seiten mit unserem Logo aufzuspüren und Rechnungen zu stellen. Wenn dritte Parteien unser Logo oder Artikel auf ihrer Seite einbinden bzw. auf einen Artikel des Handelsblatts verlinken möchten, finden wir eine Lösung. Das ist täglich geübte Praxis. Dies setzt allerdings voraus, dass man vorher zum Hörer greift und uns über sein Vorhaben in Kenntnis setzt. Was hingegen den Wert unserer Marke nachhaltig beschädigen kann, ist, dass unser Markenzeichen ohne unser Wissen im Netz verbreitet und zu persönlichen Werbezwecken auf fremden Seiten unkontrolliert eingesetzt wird. Keine Marke – ob Medium, Unternehmen, Produkt oder Persönlichkeit – möchte, dass der eigene Absender unkontrolliert für externe Werbezwecke eingesetzt wird”.

So weit so gut. Nun geht es aber ans Eingemachte: “Im Fall von Navinum.de wurde unser Logo ohne unser Wissen und ohne unsere vorherige Zustimmung auf der Seite eingebunden”. Und zwar nicht, “um auf einen Handelsblatt-Artikel zu verlinken, sondern um unter der Überschrift ‘Viele Weine sind bekannt aus den Medien’ den Verkauf der eigenen Produkte anzukurbeln, ohne Bezug auf eine Berichterstattung zu nehmen”. Völlig zu recht, schreibt das Handelsblatt: “Das finden wir ziemlich uncool – vor allem auch im Hinblick auf andere Unternehmen (darunter auch Start-Ups), die zuvor angefragt und für die Nutzung unseres Logos bezahlt haben. Wir sind jederzeit zu Gesprächen bereit und fördern junge Unternehmen mit Freude. Durch Berichterstattung und die Nutzung unserer Artikel. Wir legen allerdings großen Wert darauf, die Markenführung nicht aus der Hand zu geben. Fragen Sie uns und Sie werden überrascht sein”. Und in der Tat, das Handelsblatt-Logo war auf Navinum nur unter der werblichen Aussage “Viele Weine bekannt aus” zu finden. Ebenso wie Logos von anderen Medien. Es ging im Logo-Streit somit gar nicht, um einen verlinkten Presseartikel von Navinum, sondern um Werbung, die Navinum mit dem Handelsbatt-Logo gemacht hat. Da kann man die dicke Rechnung, die das Handelsblatt Navinum geschickt hat glatt nachvollziehen. und über Bechlers Darstellung des Sachverhalts kann man sich in dem Fall nur wundern.

Bechlers Antwort möchten wir Euch auch nicht vorenthalten: “Liebes Handelsblatt-Team, danke für Eure Antwort. Ihr habt in vielen Punkten ja inhaltlich Recht, auch wenn ich nach wie vor denke , dass ein Anruf vieles schneller und einfacher gelöst hätte (aber ja, wir hätten auch bei Euch vor der Logoverwendung anrufen können…fair enough). Am Ende haben wir auf jeden Fall etwas gelernt, ein bisschen Lehrgeld bezahlt und hoffentlich dem einen oder anderen Gründer durch diesen Hinweis etwas Geld gespart, indem ihm so etwas nicht auch passiert. Euer Statement ‘Wir sind jederzeit zu Gesprächen bereit und fördern junge Unternehmen mit Freude’ ist ein gutes und richtiges Signal. Insofern: lasst uns gemeinsam versuchen, mehr für die Startup-Förderung und gegen zuviel gründungsfeindliche Bürokratie zu tun”.

Hausbesuch bei Navinum

ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek durfte sich Navinum kürzlich einmal ganz genau umsehen. Er fand viele Flaschen Wein und eine Kiste Bier. Einige Eindrücke gibt es in unserer kleinen, aber feinen Fotogalerie.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.