TVSmiles ist weiter aktiv – aber mit neuem Modell
Wieder einmal das leidige Thema Second Screen: Das junge Start-up TVSmiles bleibt zwar auch künftig ein Bonusprogramm für TV-Werbung (das Nutzer fürs Fernsehschauen belohnt), die Ausrichtung des Unternehmens ändert sich aber trotzdem grundlegend. Geschäftsführer Christian Heins nennt TVSmiles weiter einen “natürlichen Gegenentwurf zum Ad-Blocker”. Durch die Incentivierung einerseits und die Gamifizierung der Werbung andererseits habe der Konsument einen echten Mehrwert bei der Nutzung von TVSmiles, berichtet er weiter. Trotzdem ging das bisherige Konzept des Unternehmens nicht auf – unter anderem, weil TVSmiles als neues Modell nicht in die etablierten Budgets bei Mediaagenturen und Werbekunden passe. Im Grunde ein klassisches Problem, das viele Unternehmen haben, die neue Werbeformen anbieten bzw. andere Ansätze bei der Vermarktung fahren.
“Das ‘Silo-Denken’ ist in Deutschland sehr stark ausgeprägt. Zudem kommt eine generelle Hilflosigkeit dem Thema Mobile gegenüber und ein fast an Nibelungentreue erinnerndes Festhalten an klassischen TV- und Print-Budgets ganz unglücklich zusammen. Insgesamt wurde mit dem ‘alten’ Konzept von TVSmiles nur 23 % des Gesamtumsatzes in 2014 verdient. Wenn nun aber mehr als ¾ aller Umsätze aus anderen Quellen stammen, dann muss man einen Strategiewechsel einfach in Betracht ziehen”, sagt Heins gegenüber deutsche-startups.de. Am Ende solle dies nicht heißen, dass man in diesem Markt nicht weiter aktiv sein werde. “Allerdings ist uns bewusst, dass wir hier noch eine Menge Überzeugungsarbeit zusammen mit unserem Partner SevenOne Media werden leisten müssen”.
So funktionierte das alte TVSmiles: Das Start-up verlängerte TV-Werbespots auf das Smartphone und ermöglichte Werbekunden so Dialogmarketing und Lead-Generierung direkt aus dem TV-Spot. Die Vergütung war dabei rein performance-basiert. Und was macht das Start-up nun? “TVSmiles stellt sein Werbeinventar seit kurzem auch über Supply Side Plattformen für Ad-Exchanges und Demand Side Plattformen zur Verfügung und hat dafür standardisierte Werbeflächen definiert”, sagt Heins. Somit ist TVSmiles nun für viele Agenturen und Kunden direkt buchbar und nicht mehr nur eine Art Anhängsel von anderen Kampagnen.
Mit diesem erweiterten Konzept will Heins in den kommenden Wochen und Monaten die wichtigsten Werbemärkten in den USA, Großbritannien, Japan, Brasilien und Südkorea erobern. “In diesen relevanten Märkten wollen wir sowohl den Umsatz als auch die Reichweite maßgeblich steigern. Ähnlich wie in Deutschland streben wir in den jeweiligen Märkten eine Top-Position in den relevanten Werberankings an, sodass TVSmiles automatisch in den Mediaplänen berücksichtigt wird. In Deutschland ist uns dies partiell bereits im Bereich App-Marketing (CPI) gelungen”, sagt Heins. Zunächst einmal geht das junge Unternehmen den britischen Markt an. “In Großbritannien ist das Marktvolumen etwa doppelt so groß wie in Deutschland und ungefähr 50 % der Etats werden in Real-Time gehandelt. In den USA verhält es sich ähnlich und dieser Markt wäre nach Großbritannien der Nächste auf der Roadmap von TVSmiles. Damit dies alles gelingt, steht vorher noch eine B-Finanzierungsrunde an.
In den vergangenen Monaten versuchten viele Start-ups den Second Screen zu erobern. Etliche wie Fernsehen.de, TunedIn und mcCheckin und Zapitano scheiterten. wywy (Start-up des Jahres 2012) wiederum ist weg vom Thema Social-TV-Apps. Stattdessen setzt das Münchner Unternehmen inzwischen auf das “Zusammenspiel von TV und Online-Werbung”. “Wir konzentrieren uns inzwischen darauf, TV-Zuschauer direkt über mit dem TV-Spot synchronisierte Online-Werbung zu erreichen und auch den Einfluss von TV-Werbung auf die Webseite von Werbetreibenden zu messen”, sagte Andreas Schroeter, Gründer des Social-TV-Start-ups, vor wenigen Wochen. Passend zum Thema: “So kämpft wywy um die Nutzer auf dem Second Screen”