“Musik ist mein Spielfeld und meine Leidenschaft”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Sehr viel, denn es bedeutet für mich, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Wir überlegten, wie man am besten und schnellsten Live-Musik vor Ort vermarkten kann. Die Industrie muss einen enormen Marketingaufwand leisten, um die Fans nach zum Teil mehr als einem Jahr wieder in die Läden zu locken, um eine Live-CD eines Künstlers zu verkaufen. Das musste doch einfacher gehen, dachten wir und machten uns ans Werk.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die Gründung lief eigentlich sehr dynamisch an, da wir zum Start von Bleecker Street ausschließlich eigenes Geld investiert haben und uns aufgrund unserer vorherigen Tätigkeiten bestens mit dem Geschäft und der Branche auskannten. Aktuell sammeln wir zusätzliches Kapital über die Crowdinvesting-Plattform Seedmatch ein.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ehrlich gesagt nichts.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Für uns ist die Bewerbung unserer Produkte über die sozialen Kanäle der Künstler das wichtigste Marketing-Tool. Je besser die Aktion im Vorfeld der Tour durch den Künstler bzw. die Band erklärt wird, desto besser sind im Anschluss die Verkaufszahlen.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
In aller erster Linie meine Frau, die mit mir zusammen Geschäftsführende Gesellschafterin ist. Wir sind ein sehr Team-orientiertes Unternehmen, daher kann ich an dieser Stelle auch unser gesamtes Team nennen. Wir kennen uns alle schon aus Simfy-Live-Zeiten und jeder weiß, was zu tun ist. Das gibt uns eine ungeheure Dynamik und Standfestigkeit.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Der Pitch zur möglichen Geschäftsidee muss gut vorbereitet sein und die Pipeline an möglichen Investoren, die gepitcht werden sollen, muss gut gefüllt sein, damit am Ende eine realistische Chance für zumindest einen investierenden VC besteht. In jedem Fall sollte man darauf vorbereitet sein, sein Start-up ohne die Unterstützung von Banken zu starten, denn die gibt es faktisch nicht!
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Deutlich mehr unbürokratische Unterstützung von innovativen Gründern. Nur wenn diese entsprechend gefördert werden, kann sich die deutsche Wirtschaft langfristig am Weltmarkt behaupten.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
In jedem Fall würde ich im Musikbereich arbeiten, dies ist seit über 35 Jahren mein Spielfeld und Musik meine Leidenschaft.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei Rocket Internet, das würde mich dann doch mal interessieren, wie da quasi am laufenden Band Start-ups produziert und kopiert werden. Und natürlich auch bei den Meetings, wo die Exit-Bewertungen der ganzen Start-ups festgelegt werden.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ganz klar in die 60er Jahre. Ich würde die musikalischen Highlights der Rock- und Popgeschichte miterleben wollen und den Vorwärtsdrang der Wirtschaftswunderzeit. Da hätte man bestimmt einiges leichter an den Start bringen können als heute.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde einen Teil für die persönliche Absicherung meiner Familie anlegen und einen Teil in interessante Geschäftsmodelle investieren.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit meiner Familie, unseren Freunden und einer Stunde Sport.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Robert Plant von Led Zeppelin. Er scheint ein interessanter Zeitgenosse zu sein. Mich würde interessieren, wie man ein 100 Millionen Dollar Angebot für 30 Led Zeppelin Shows ablehnen kann, ohne anschließend an Schlafstörungen zu leiden.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Georg Bergheim ist echter Kölner, seit vielen Jahren im Musikbusiness tätig und hoffnungslos Konzert-süchtig. Bleecker Street Entertainment gründete er gemeinsam mit seiner Frau Denise im April 2012 als Einzelunternehmen, das im September 2013 in eine GmbH umgewandelt wurde. Vor der Gründung von Bleecker Street war er COO und Vorstandsmitglied des Kölner Musik-Streaming-Dienstes Simfy, den er gemeinsam mit Gerrit Schumann, Steffen Wicker und Christoph Lange (davor noch als Music Networx AG bekannt) mitgegründet hat.