Ich gehe am liebsten mit Menschen essen, die ich noch nicht kenne”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich genieße die Freiheit: Ich kann lange ausschlafen ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen oder in den Urlaub fahren, wann immer ich will. Der Nachteil sein eigener Chef zu sein: Ich kann nicht krankfeiern.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee kam nicht aus dem Nichts, sondern ergab sich durch meine langjährigen Erfahrungen bei weltweit führenden Ecommerce-Unternehmen. Bevor ich deltamethod gründete, arbeitete ich mit unterschiedlichsten Rocket Internet Portfolio Unternehmen zusammen und war unter anderem als Head of Search Engine Marketing bei TopTarif, einem unabhängigen Vergleichsportal für Verbraucher, tätig.
Dadurch erkannte ich früh das Potenzial großer Datenmengen im Online Marketing und die Relevanz von professionellem Suchmaschinenmarketing für den harten Wettbewerb im Online-Handel. Davon angetrieben entwickelte ich zusammen mit meinen Mitgründern die Grundidee sowie die Software-Lösungen von deltamethod.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir sind sowohl auf Investoren als auch auf Business Angel zugegangen. Dadurch sammelte deltamethod seit der Gründung in 2012 einen insgesamt mittleren siebenstelligen Betrag von eventures, Dirk Freytag, Oskar Hartmann und anderen ein. Darüber hinaus haben wir Gelder aus dem Profit-Programm der Investitionsbank Berlin erhalten.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die Entscheidung, ob ein Gas-Grill oder Holzkohle-Grill die bessere Wahl ist. Außerdem geeignetes Personal für den Bereich Online Marketing zu finden. Seitdem holen wir in unseren Augen fähige Menschen an Bord und bilden unsere Elite im Online Marketing selbst aus.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
In Bezug auf Recruiting würde ich statt Hire fast, fire slow, das nächstes Mal auf Hire slow, fire fast setzen. Außerdem „Drum prüfe wer sich ewig bindet“ beachten: Bevor man sich für eine Software-Architektur entscheidet, sollte man unbedingt einige Zyklen mit internationalen IT-Experten durchlaufen bzw. in die Entscheidungsfindung nicht zu wenig Geld investieren.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Natürlich spielen wir als SEA-Experten auch für unser eigenes Unternehmen die gesamte Klaviatur des Online Marketings aus. Ich setzte daneben aber vor allem auf mein bereits vorhandenes Netzwerk, sprich die Beziehungen die durch vorherige Arbeitgeber entstanden sind und Fachkonferenzen auf denen ich referiere. So wurde deltamethod zunächst klassisch über Mundpropaganda bekannt.
Erst dann haben wir uns in einem nächsten Schritt PR-Hilfe, um auch in Fachmedien präsent zu sein. Zudem schreibe ich regelmäßig Gastbeiträge zu aktuellen Themen des Suchmaschinenmarketings – beispielsweise im September diesen Jahres über die Änderungen bei Google AdWords. Wissen zu teilen ist mir sehr wichtig und kommt auch der Bekanntheit von deltamethod zu Gute.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Mitgründer Sebastian Russezki, Max Renneberg und Tim Lemke, meine besten Mitarbeiter Beate Müller und Christian Steinbock, mein Mentor Florian Heinemann, der mich in den Tiefen des Marketings seit 2007 unterstützt sowie meine Eltern Viktor und Elena, die sich von meinen Ideen haben überzeugen lassen und seitdem eine konstante Stütze sind.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Davon habe ich gleich vier:
1. Habe eine genaue Vorstellung davon, wann Pragmatismus und wann Exzellenz angebracht ist.
2. Folge der Formel: (Trial + Error) / Geschwindigkeit = Steigerung des Erfolgs.
3. Tauche deinen Füller nicht in Firmentinte – auch nicht im Praktikum!
4. Es gibt die Redewendung „Wer stehen bleibt, verliert.“ Im Internet-Business gilt aber: Wer einen Gang runterschaltet, verliert.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Dass Herr Gabriel das Anti-Business-Angel-Gesetz stoppt, was Hessen vor kurzem erneut angeschoben hat. Das Ende der Steuerfreiheit von Veräußerungsgewinnen (z.B. beim Unternehmensverkauf) bei sogenannten Streubesitzbeteiligungen (d.h. jemand, der unter 10% Unternehmensanteile hält) wird viele Business Angels künftig davon abhalten, zu investieren. Das schadet dem Gründungsstandort Deutschland, die Politik unterschätzt diesen Effekt und sieht nur Steuermehreinnahmen.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Erzieher, Kampf-Jet-Pilot oder Pornofilm Licht-Double.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei der Konkurrenz und einmal Probeliegen bei dormando.de.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
1985 zu Marty McFly um ihn anschließend bei seinen Reisen zu begleiten.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Die Million nehme ich auf meine Zeitreise mit und investiere das Geld in meine persönliche Ausbildung, unterstütze Freunde und Familie, kaufe einen Fussball-Verein und würde noch mehr Kinder adoptieren.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Die Hälfte des Tages verschlafe ich eh, weil ich erst um 7 Uhr im Bett war. Danach eröffne ich aber den Tag mit einem Brunch mit Freunden und Familie und genieße ansonsten ausgiebig den Tag – Seize the day.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich gehe am liebsten mit Menschen essen die ich noch nicht kenne – wer Lust hat meldet sich.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Elias Russezki ist Gründer und Managing Partner bei dem auf SEA spezialisierten Berliner Start-up deltamethod. Bevor Elias deltamethod mitgründete, war er als Head of Search Engine Marketing bei TopTarif, einem unabhängigen Vergleichsportal für Verbraucher und eines der ersten Rocket Internet Portfolio Unternehmen, tätig. Elias wurde in Tujmasy, Russland, geboren und wuchs in Berlin auf. Er lebt nach wie vor in der Hauptstadt.