“Wir sehen uns als das Trivago oder Mymüsli für Finanzen”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
In einem Wort: Selbstverwirklichung. Man verbringt so viel Zeit seines Lebens damit zu arbeiten, dass es mir sehr wichtig ist, mir mit der Arbeit etwas Eigenes aufzubauen. Nur wenn man weiß, wofür man jeden Tag 12 bis 14 Stunden arbeitet, hält man die Quantität und Intensität der Selbstständigkeit durch.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ein Special im Handelsblatt gab den Ausschlag. Darin ging es um die Frage, warum die Reichen immer reicher werden. Hauptgrund sind nicht Verteilungsfragen, sondern letztlich die Art und Weise wie das vorhandene Geld angelegt wird: 2.000 Milliarden Euro, also 40 Prozent der deutschen Geldvermögen, liegen auf Tages-/Festgeld-/Girokonten unterhalb der Inflationsrate geparkt.
Die Masse dieses Kapitals stammt von normalen Sparern. Währenddessen legen Vermögende, aber auch Firmen und Universitäten wie Harvard ihr Geld breit gestreut in Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen und Immobilien, aber auch Unternehmensanteile wie Start-ups an.
Wenn man dies mit – sagen wir – 5.000 Euro nachbilden möchte, braucht man viele Konten bei vielen Anbietern, bei denen man überall Gebühren zahlt und vor allem viel Zeit aufbringen und Erfahrung haben muss. Mit Cashboard lösen wir dieses Problem. Wir sehen uns als das Trivago oder Mymüsli für Finanzen. Mit uns kann jeder bereits ab 1.000 Euro und mit nur einem sicheren Bankkonto in die ganze Welt der Geldanlage investieren. Alles online und automatisiert, ohne Vorkenntnisse und ohne sich selbst um die Verwaltung kümmern zu müssen.
Das Beste aber ist, dass es neben uns kein anderes Angebot gibt, mit dem man sein Geld ganz ohne Kontoführungsgebühren, Transaktionskosten oder Ausgabeaufschläge anlegen kann. Wir erhalten nur eine faire Gewinnbeteiligung und das auch nur auf die wirklich erzielte Rendite.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben den Start und das Wachstum unseres Unternehmens zunächst sehr erfolgreich mittels Crowdfunding via Seedmatch finanziert. In das Portal Cashboard sind bislang vor allem eigenes Kapital und eine Anschubfinanzierung geflossen.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Stolpersteine im klassischen Sinne gab es bei uns eigentlich nicht.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde mit dem Going-Live etwas länger warten. Es ist super, Traction und Kunden zu haben, aber es ist anstregend, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen: ein Start-up aufbauen, Kunden betreuen und gleichzeitig eine Finanzierungsrunde vorbereiten. Umso dankbarer bin ich, dass ich in meinem Bruder Stephan, Marius Schulze und André Holdschick starke Mitgründer habe.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Presse über Produkt-/Technologieinnovation und die Teilnahme an Veranstaltungen sind am Anfang unersetzlich, weil diese nicht nur Reichweite, sondern auch Vertrauen in die Firma und das Team schaffen. Umso mehr haben wir uns über den Platz unter den TOP-10 beim „Next Bank Europe“-Award und natürlich über den Sieg beim „Seven Ventures Pitch Day“ auf der NOAH Conference in London gefreut. Mit dem Preisgeld von 4 Millionen Euro TV-Budget werden wir kommendes Jahr dann TV als strategischen Kanal etablieren.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Frau. Wir haben drei Kinder und zwei davon sind Zwillinge, jetzt 3 Jahre alt. Wenn meine Frau mir unter der Woche nicht den Rücken frei halten würde, könnte ich nicht die ganze Woche auf Konferenzen und nachts vorm Laptop verbringen.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Talk, talk, talk! Geht raus, besucht Events und reist, um wichtige Kontakte persönlich zu knüpfen.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Schnelles Internet hin oder her. Letztlich dreht sich alles um Geld und das deutsche Steuersystem ist leider immer noch eher hinderlich als förderlich für Wachstumskapital.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Vermutlich wäre ich in der Strategieberatung geblieben. Hier gibt es wahrscheinlich den höchsten Grad an Selbstbestimmung und die meiste Abwechslung im Angestelltendasein.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Mhm, ich schaue – offen gestanden – mehr nach Asien …
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die USA zur Zeit des „wilden Westens“.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich stecke es in die Firma. Vielleicht abzüglich eines ordentlichen Autos, um mit meinen MBA-Kommilitonen gleichzuziehen, die nicht gegründet haben und mir jedes Jahr ihren neuesten Dienstwagen unter die Nase reiben.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Im Grünen mit meinen Kindern.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Warren Buffet.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Robert Henker hat 2010 an Business School ESCP Europe in Paris als MBA graduiert und sich an der Deutschen Börse und der EBS zum Berater für Kapitalmarktprodukte weiterqualifiziert. Er verantwortet bei Refined Investment/Cashboard als Gründer und CEO die Themen Strategie, Organisation sowie Recht.