“Der entscheidende Faktor ist der Suchtfaktor”
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Viele Eltern wollen es, die meisten Kinder hassen es. Ein Instrument zu erlernen bedeutet Fleiß, Ausdauer und auch ein bisschen Talent. Daher wird aus den wenigsten Kindern ein neuer Beethoven oder Rachmaninov. Doch dann kommt der Zeitpunkt, an dem man dann doch gerne musizieren können würde. Hier setzt das Start-up flowkey um Gründer Jonas Gößling an. Im Gründer-Kurzinterview spricht er über den Spaß, den es macht, ein Instrument zu erlernen, die Konkurrenz durch Videokanäle und sprachenunabhängige Didaktik.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Mehr als jeder zweite Mensch träumt davon, ein Musikinstrument spielen zu können. Dennoch hat sich die Art und Weise, wie wir Instrumente lernen, seit Jahrzehnten kaum weiterentwickelt. Für eine Stunde Unterricht zahlen wir viel Geld und sitzen den Rest der Zeit alleine zuhause mit einem Notenblatt – eine zeitaufwändige, teure und häufig auch frustrierende Angelegenheit.
Die Idee hinter flowkey ist, das Erlernen eines Instruments fundamental zu vereinfachen. Dies geschieht auf Basis einer neuen, interaktiven Web-Technologie, die wir entwickelt haben. flowkey ist somit eine Plattform, die es jeden Menschen ermöglicht, einfach und mit Spaß ein Instrument zu lernen.
Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Wir haben einige Iterationsschritte bis zum jetzigen Konzept durchlaufen. Ganz zu Beginn bestand unser Konzept darin, interaktive eBooks zum Instrumente lernen anzubieten. Schnell haben wir gemerkt, dass eine web-basierte Technologie und Plattform deutlich besser funktioniert.
Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Unsere Mitbewerber sind Videoanbieter, allen voran natürlich Youtube, zudem Apps wie PianoMaestro, Synthesia oder Tonara und Spiele wie zum Beispiel Rock Smith für die Playstation. Wir grenzen uns durch drei Alleinstellungsmerkmale ab:
Erstens sind wir der einzige Anbieter weltweit, der eine interaktive Akkord- und Tonerkennung mit Lernvideos verknüpfen kann, wodurch unsere Nutzer bis zu 80% schneller lernen, als mit anderen Methoden.
Zweitens liefern wir Noten, Klang und Bewegungsabläufe für eine große Auswahl von Songs in absoluter Top-Qualität. Und drittens können wir all dies skalierbar produzieren, da unsere Technologie plattformübergreifend funktioniert, die Inhaltserstellung schnell geht und die Didaktik sprachenunabhängig ist.
Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Der entscheidende Faktor ist der Suchtfaktor. Wir müssen es schaffen, eine Gewohnheit zu werden. In einigen Jahren soll man wie selbstverständlich zu flowkey greifen, wenn man ein Instrument lernen möchte – so, wie man heute zu Facebook geht, wenn einem gerade langweilig ist.
Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Unser Geschäftsmodell basiert auf einer monatlichen Subscription, ähnlich wie bei Spotify. Dafür bekommt der Nutzer alle Inhalte, alle Funktionen und alle Apps freigeschaltet. Ab wann wir schwarze Zahlen schreiben, hängt von der eingesetzten Kapitalmenge und vielen anderen Faktoren ab. Wir halten uns deshalb öffentlich mit Prognosen zurück. Im Moment sind wir erstmal in der Beta Phase.
Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Mittelfristig wollen wir die DACH Region und langfristig die ganze Welt erobern. Wir fokussieren uns dabei in den nächsten zwei Jahren ausschließlich auf die Instrumente Klavier und Keyboard. Ein bisschen haben wir übrigens jetzt schon die Welt erobert: Wir haben in den letzten vier Monaten knapp 10.000 Anmeldungen aus 118 Ländern erhalten. Deutschland macht nur noch 30 Prozent unserer täglichen Anmeldungen aus.
Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Da gibt es drei zentrale Meilensteine: Erstens wollen wir mobile Apps releasen, um somit langfristig aus allen Geräten verfügbar zu sein. Zweitens soll es eine Version für Schulen und Lehrer geben. Und drittens wollen wir zumindest prototypartig ein weiteres Instrument neben Klavier und Keyboard testen.
Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews
Zur Person:
Jonas Gößling spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Klavier und nutzte sein Talent, bereits als Jugendlicher anderen Kindern das Piano-Spiel näher zu bringen. Nach seinem Abitur arbeitet er zunächst in Argentinien, ehe er sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Berlin aufnahm. Weitere berufliche Erfahrungen sammelte er als Unternehmensberater, parallel gründete er flowkey Anfang 2014.