Von Alexander
Montag, 24. November 2014

Was weiß Hessens Finanzminister über Start-up-Finanzierung? Nichts!

Es geht mal wieder um das Anti-Angel-Gesetz! "Dass nur jemand Geld gibt und nur zuguckt, ist in dieser Diskussion zwischen Business Angels und Venture Capital eher selten", sagt der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (CDU). "In den allerwenigsten Fällen geht jemand in ein Start-up mit weniger als 10 %-Beteiligung".

Wir haben bereits Ende Oktober darüber berichtet: Das Anti-Angel-Gesetz steht vor der Rückkehr – leider! Hintergrund ist eine Bundesratsinitiative des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer (CDU), wonach künftig Erträge aus der Veräußerung von Streubesitzbeteiligungen wieder einmal besteuert werden sollen – siehe dazu auch “Hessens Finanzminister gefährdet Start-up-Finanzierung“. Nun gibt es neues Futter in dieser Sache: In einem Interview mit Alexander Bode spricht Finanzminister Schäfer öffentlich über seine Sicht der Dinge auf die Start-up-Finanzierung im Lande (siehe unten).

Zitat aus dem hanebüchenen Gespräch über Start-up-Finanzierung: “In den allerwenigsten Fällen geht jemand in ein Start-up-Unternehmen mit weniger als 10 %-Beteiligung. Die meisten gehen mal mindestens mit 25,1 % um einen bestimmenden Einfluss auf das Unternehmen zu haben. Dass nur jemand Geld gibt und nur zuguckt, ist in dieser Diskussion zwischen Business Angels und Venture Capital eher selten. Sofern sind die meisten nicht betroffen”, sagt Schäfer mit breiter Brust zur großen Sorge in der Szene, dass das Vorhaben die Start-up-Finanzierung durch Business Angel faktisch verhindert.

Die Reaktionen auf das Video aus der Szene sind eindeutig: “Lieber Herr Minister Schäfer, Sie haben einfach überhaupt keine Ahnung von Startups und Business-Angel Finanzierung”, schreibt etwa Ladenzeile-Mitgründer und Business Angel Robert Maier bei Facebook. Der bekannte Business Angel Ron Hillmann stimmt dem zu uns schreibt: “Erschreckend oder? Bei meinen erfolgreichsten Invests habe ich unter 1 %.” Auch Jan Sessenhausen, zuletzt beim High-Tech Gründerfonds tätigt, meldete sich in dieser Sache bereits zu Wort. “The politician leading the initiative (Dr. Thomas Schäfer, CDU) obviously has no clue what he is talking about and what damages he will cause”, schreibt er in einem Beitrag mit dem Titel “Damage of so called “Anti Angel Law” discussion in Germany has already been done?—?and it is about much more“.

betreut-Mitgründer Steffen Zoller wiederum schreibt bei Facebook: “Kann ihm jemand eine Einladung mal schicken zu einigen Start Ups. Vielleicht hat er auch falsche Studiendaten, z.B. Business Angel Beteiligungen am Anfang vs. beim Exit. Der Finanzminister sollte mal aktuelle Daten bekommen”. Stimmt, Aufklärung wäre hier gut.

Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren stand das Anti-Angel-Gesetz schon einmal auf der Agenda, konnte aber verhindert werden. Passend zum Thema: “Anti-Angel-Gesetz vom Tisch – ‘Die Start-up-Szene hat schnell und geschlossen reagiert’

Foto: OMG! Comic Speech Bubble, Cartoon from Shutterstock