Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen, den es inzwischen auch in gedruckter Form und als eBook gibt – siehe “Hinter den Kulissen deutscher Start-ups“. Der kurze Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen. Heute präsentieren wir die interessantesten und besten Antworten auf die Frage: Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir hätten früher aus dem Gemeischaftsbüro auziehen sollen – fürs Team, die Kultur und Identität ist ein eigener Ort sehr wichtig.
Amber Riedl von makerist
Ich bin sehr zufrieden wie es damals gelaufen ist. Schwer wurde es, als wir die ersten Mitarbeiter verpflichtet haben. Ich bin froh, dass wir jetzt viel besser darin geworden sind, Abläufe und die interne Kommunikation zu organisieren. Als wir zu dritt waren verstanden wir uns blind. Es war ein Lernprozess, zu erkennen, dass das mit immer mehr Mitarbeitern irgendwann so nicht mehr funktioniert. Heute arbeiten wir mit rund 70 Personen im Team ausgesprochen effektiv zusammen. Ich würde jedem Gründer raten, sich zu Beginn hierfür Hilfe zu holen.
Nicolaj Armbrust von Traum-Ferienwohnung
Ich würde mir sehr genau überlegen, ob der Standort Deutschland der richtige ist, um die Gründung durchzuführen. Die Rahmenbedingungen in Ländern wie den USA sind Stand heute erheblich besser. Was Spirit, Offenheit und Risikobereitschaft angeht, hat Deutschland noch erheblichen Nachholbedarf.
René Marcel Schretzmann von Cloud&Heat
„Burn Your Business Plan“ – als unerfahrener Gründer neigt man stark dazu, aus Unsicherheit und letztendlich Angst vor Fehlern, sich viel zu lange mit sich selbst zu beschäftigen und erliegt dem Irrglauben, dadurch die Unsicherheit zu mindern – anstatt einfach mal loszulaufen.
Veit Blumschein von fromAtoB
Ich hätte gerne früher den Hebel von guten Mitarbeitern gekannt und eingesetzt. Sicherlich wäre ich zudem im Nachhinein nicht unglücklich darüber, einen großen Investor bei der ein oder anderen Idee mit an Bord gehabt zu haben. Dennoch hat sich unsere Arbeitsweise bewährt: Wir arbeiten zunächst in kleinen Dimensionen, detailliert, aber realistisch gearbeitet und so Unternehmen gebaut, die sich rechnen und am Ende des Jahres ein positives Ergebnis erzielen.
Marcus Seidel von Blumen.de
Wirklich anders machen, würde ich nichts. Aber vielleicht hätten wir rückblickend insgesamt noch mehr wagen können.
Bill Jones von CiteeCar
In der frühen Phase würde ich wohl nicht mehr mit VCs zusammensitzen; vielmehr zuerst ein Proof of Concept erarbeiten, denn das hat damals viel Zeit gekostet.
Sven Donhuysen von cashcloud
Es gibt sicherlich hunderte Fehler, die ich jetzt im Nachhinein und mit der Erfahrung der letzten 6 Jahre nicht noch einmal machen würde. Aber Fehler sind dafür da, gemacht zu werden. Was ich definitiv nicht ändern würde, ist die Geschwindigkeit, mit der wir eben solche gemacht und anschließend korrigiert haben.
Lukas Brosseder von eDarling
Nichts. Wir hatten uns ein überschaubares Budget gesetzt und diese Tatsache hat uns zu ungeahnter Kreativität beflügelt, die inzwischen auch zu so etwas wie unserem unternehmensinternen Erfolgsrezept geworden ist.
Robert Litwak von kautionsfrei
Ich würde mich eher von meinem Vollzeitjob als IT Researcher trennen, um nicht mehr als ein Jahr Urlaubsguru und Vollzeitjob parallel betreiben zu müssen.
Daniel Marx von Urlaubsguru
Ich würde mich noch stärker auf das Kernprodukt konzentrieren, hier schneller die Marktreife anstreben und erste Erfahrungen sammeln. Kundenspezifische Anpassungen würde ich auf ein Minimum reduzieren, da diese die spätere Skalierbarkeit beeinträchtigen. Unser Gründerteam aus 3 Technikern würde ich rückblickend früher um jemanden mit Sales-Erfahrung ergänzen und dafür zu Beginn keine Zeit mehr in Marketing und PR investieren.
Robert Wetzker von aklamio
Gemäß der Devise von Horst Evers, die da lautet „Hinterher hat man es meist vorher gewusst!“, gibt es natürlich eine Reihe von Punkten, die ich heute anders machen würde. Damals waren es aber plausible Entscheidungen. Ein Beispiel: Das Listing der Fidor Bank AG. Gedacht war es, um den Nutzern der Bank auch eine einfache Partizipation am Kapital dieser Community-Bank zu ermöglichen. Auch sollte es zur Kapitalbeschaffung dienen. Beides ist so nicht eingetreten. Es gibt kein Start-up, kein Unternehmen ohne Fehlentscheidungen. Wichtig ist, dass man eng dran ist und schnell korrigiert. Man darf also keine Angst vor Fehlern haben und muss den Mut zur konsequenten Korrektur aufbringen.
Matthias Kröner von Fidor Bank
Wenn ich eine Sache ändern sollte, dann wäre es die Besetzung der Geschäftsführung. Da ich ganz alleine war, hat mir manchmal ein Mitstreiter gefehlt, um bestimmte Herausforderungen gemeinsam zu besprechen. Auf der anderen Seite habe ich dadurch gelernt, Entscheidungen schnell und alleine zu treffen und mich manchmal auch auf das Bauchgefühl zu verlassen.
Christian Riesenberger von Surprice Hotels
Mit Jurato sind wir sehr schnell an Investoren herangetreten, bevor wir die Plattform überhaupt richtig ausgebaut hatten. Rückblickend würde ich dies vielleicht anders machen und mich erst nach einer gewissen Zeit – nach den ersten Learnings – an Investoren richten, um dort dann auch konkrete Zahlen vorstellen zu können. Auch wenn wir vieles geahnt haben, gibt es immer wieder Sachen, die man erst später lernt und bemerkt. Gerade weil auch der Markt sehr dynamisch ist, erschließen sich viele Herausforderungen – aber auch Lösungen – erst nach der ersten Testphase.
Philipp v. Bülow von Jurato
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