Von Team
Donnerstag, 20. November 2014

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil für Start-ups

Eine gelebte Nachhaltigkeitsstrategie bringt immense Wettbewerbsvorteile für Unternehmen, unabhängig von der Größe. Nachhaltigkeit ist zudem nicht als kurzfristigen Trend zu betrachten sondern als gesellschaftlicher Wertewandel. Heute stellt die Nachhaltigkeitsorientierung des Wirtschaftens einen Wettbewerbsvorteil dar.

Vergleichbare Produkte und Dienste gibt es überall. Wie hebt man sich ab? Durch ein Alleinstellungsmerkmal welches in der Digitalwirtschaft kaum vertreten ist: Nachhaltigkeit.

Vorsprung durch Nachhaltigkeit

Welches Unternehmen kennt das Problem nicht – Wie soll es sich von der Konkurrenz abheben? Vor allem wenn sein Leistungsspektrum ähnlich aufgebaut ist und gerade in der Digitalwirtschaft der Wettbewerb bei neuen Features schnell nachzieht. Eine effektive Möglichkeit die von Startups der Branche noch kaum beachtet wird ist die strategische Ausrichtung ihrer Geschäftsprozesse auf Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit oder Rentabilität?

Wer noch keine Berührungspunkte mit „Nachhaltigkeit“ hatte ist jetzt wahrscheinlich kurz aufgeschreckt, denn noch immer besteht der Irrglaube, dass Nachhaltigkeit nur Kosten verursacht und im schlimmsten Fall die Rentabilität eines Unternehmens gefährdet. Doch richtig geplant und umgesetzt kann eine Nachhaltigkeitsstrategie durch Kostenreduktion, Umsatzsteigerung, Risikosenkung sowie Image & Reputationspflege viele Vorteile für Unternehmen, Mitarbeiter, Bewerber, Kunden und Investoren bringen und auf einem hart umkämpften Markt ein Alleinstellungsmerkmal sein.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Wie kann Nachhaltigkeit einen Wettbewerbsvorteil schaffen? Eine vereinfachte Darstellung am Beispiel des Online-Versandhandels. Zwei Plattformen verkaufen Konsumprodukte und bieten vergleichbare Dienste an: schnelle Lieferung, kostenloser Versand, problemlose Rücksendung, freundlicher Kundendienst etc. Der Kunde sucht nach einem Produkt und wird auf beiden Seiten fündig, allerdings zu unterschiedlichen Preispunkten. Im Regelfall wird er sich am Preis orientieren wenn alle Zusatzdienste vergleichbar sind, es sei denn er hat bestimmte Präferenzen die meist auf Image, Reputation und Vertrauen beruhen.

Wenn das Unternehmen sich nun für eine nachhaltige Ausrichtung entscheidet, kann es z.B. gezielt Verpackungen minimieren um das Abfallaufkommen zu reduzieren, auf Recyclingpapier umstellen, Ökostrom beziehen, einen Logistik-Partner nach Nachhaltigkeitskriterien auswählen, eine CO2-Ausgleichsfunktion ermöglichen und Mitarbeiter fair behandeln, um nur wenige Maßnahmen zu nennen. Richtet es seine Prozesse auf Nachhaltigkeit aus kann das Unternehmen die Kaufentscheidung zu seinen Gunsten beeinflussen und gleichzeitig dabei Kosten sparen.

Wer legt Wert darauf?

Kunden

Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen eine deutlich zunehmende Werteorientierung in den Kaufentscheidungen der Verbraucher. Beispielsweise konnte 2013 die Biolebensmittelbranche eine Wachstumsrate von 7,2 Prozent erzielen, über 50 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Bei fair gehandelten Waren lag die Wachstumsrate mit 21 Prozent sogar im zweistelligen Bereich. Vergleicht man diese Entwicklung mit der Umsatzentwicklung des allgemeinen Einzelhandels, die im gleichen Zeitraum um etwa 1,1 Prozent zugelegt hat wird die Relevanz deutlich. Verbraucher legen vermehrt Wert auf Nachhaltigkeit und sind laut einer aktuellen GfK Untersuchung bereit, auch mehr Geld dafür auszugeben.

Mitarbeiter

Gleichermaßen wichtig für den Unternehmenserfolg sind die Mitarbeiter. Gelebte unternehmerische Nachhaltigkeit kann für diese internen Kunden die Motivation und Zufriedenheit steigern und eine erhörte Mitarbeiterbindung bewirken.

Vor dem Hintergrund der Personalbeschaffung kann Nachhaltigkeit für einen potentiellen Bewerber ein bedeutendes Kriterium sein und die Attraktivität des Unternehmens erhöhen. Laut einer Studie 2011 von PWC (Managing Tomorrow’s People) suchten 90 Prozent der U.S. Absolventen bewusst nach Unternehmen, deren Corporate Responsibility /unternehmerische Wertorientierung ihr eigenes wiederspiegelt. Nachhaltige Unternehmen sind im Wettbewerb um die besten Köpfe im Vorteil.

Nachhaltige Unternehmen performen besser

Anhand des Dow Jones Sustainability Indexes (DJSI), welcher Großunternehmen nach dem Best-in-Class Prinzip bewertet, wird deutlich, dass nachhaltigkeitsorientiere Unternehmen vor allem in der Wirtschaftskrise bessere Leistungen erzielt haben als jene die nicht im DJSI gelistet sind. Womöglich mit ein Grund warum Nachhaltigkeitsindices bei Investoren an Bedeutung gewinnen. Dieser Wettbewerbsvorteil ist auch bei den Top-Managern angekommen. In einer weltweiten Umfrage von Accenture im Auftrag des UN Global Compact gaben nach der Wirtschaftskrise sogar 81 Prozent der Top-Manager an, dass Nachhaltigkeit fundamental wichtig ist, vor der Krise 2007 stimmten nur die Hälfte der Befragten dem zu.

Eine gelebte Nachhaltigkeitsstrategie bringt immense Wettbewerbsvorteile für Unternehmen, unabhängig von der Größe. Nachhaltigkeit ist zudem nicht als kurzfristigen Trend zu betrachten sondern als gesellschaftlicher Wertewandel. Heute stellt die Nachhaltigkeitsorientierung des Wirtschaftens einen Wettbewerbsvorteil dar – zukünftig werden Unternehmen es sich nicht mehr leisten können diese Entwicklung zu ignorieren.

Passend zum Thema: “Nachhaltige Kommunikation? Noch nie was von gehört

Zur Person
Ting Lee ist Gründerin und Geschäftsführerin der sustaineration UG und unterstützt Unternehmen und Organisationen bei der strategischen Ausrichtung ihrer Unternehmensprozesse auf Nachhaltigkeit.

Foto: Potted seedlings growing in biodegradable peat moss pots on wooden background with copy space from Shutterstock