Mit etventure wird der Stahlriese Klöckner zum Start-up
Digitalisierung steht ganz oben auf der Liste beim Stahlgiganten Klöckner. In fünf Jahren will das Unternehmen, das 9.600 Mitarbeiter beschäftigt und 2013 einen Umsatz von rund 6,4 Milliarden Euro erwirtschaftete, mehr als die Hälfte seines Umsatzes übers Web abwickeln – siehe dazu auch “Der Stahlriese Klöckner lernt, wie ein Start-up zu denken“. Unterstützung bekommt die 1906 gegründete Firma dabei nach Informationen von deutsche-startups.de von der Berliner Startup-Schmiede etventure, die zuletzt etwa für den Ullstein Buchverlag das Start-up mybook ausbrütete.
Bei Klöckner geht es nun aber nicht um das Ausbrüten von eigenständigen Start-ups rund um das Thema Stahl, sondern um die Digitalisierung des Unternehmens. Die Regensburger Niederlassung von Klöckner dient dabei nun als Innovation Lab des Unternehmens. Alexander Franke von etventure erklärt dazu, dass man solche Auträge bei der Startup-Schmiede immer aus Kundensicht angehe. “Dann wissen wir relativ schnell, welche Bedürfnisse und Schmerzpunkte der Käufer wirklich hat”. etventure kümmert sich deswegen nach einer intensiven Analyse und Kundenbefragung zunächst um Themen wie die Warenverfolgung, das digitale Erfassen von Lieferscheinen und die Verwaltung von Rahmenverträgen.
Klingt für digitale Kenner alles nicht nach Hexenwerk oder Raketenwissenschaft. An alle, die im Stahlhandel nicht fit sind, so läuft der Handel in der Stahlwelt bisher: Der Kunde ruft bei Klöckner an oder schickt ein Fax. Der Stahlriese faxt dann ein Angebot zurück. Steinzeit für viele Start-up-Macher, aber Realität in dieser alten Branche. Diese Strukturen will das Duisburger Unternehmen nun aufbrechen, verändern. Treibende Kraft ist dabei Klöckner-Chef Gisbert Rühl, der zuletzt im Berliner Betahaus Start-up-Luft schnupperte. Im Oktober präsentierte Rühl auf den Media Day des Unternehmens bereits erste Ergebnisse der Digitalisierungsstrategie (PDF). In der Präsentation heißt es, die “digitale Transformation betrifft alle Wirtschaftsbereiche massiv”. Die Nutzerzentrierung soll neuen Zugang zu den bisherigen Kunden eröffnen. Methoden aus dem Silicon Valley und von Start-ups würden dabei angewandt. Schon jetzt habe man eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Erhöhung des Kundennutzens erkannt. Klingt insgesamt nach einer guten Strategie. Auch alte Unternehmen können somit den Wandel aktiv vorantreiben.
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