Gastbeitrag von Katharina Wolff
Mobile Recruiting – was ist damit überhaupt gemeint?
Im War for talents um qualifizierte Bewerber profitiert besonders eine Gruppe: Die Jobsuchenden. Der Kampf um die High Potentials hat den Bewerbungsprozess stark verändert. Es müssen nicht mehr nur Bewerber um die Gunst potenzieller Arbeitgeber buhlen, auch Unternehmen müssen immer kreativer und auch flexibler agieren, um auf freie Vakanzen aufmerksam zu machen und passende Bewerber für sich zu interessieren. Mithilfe sozialer Medien und neuer Online-Technologien lässt sich die klassische Bewerbung längst ersetzen und trifft die sogenannten Digital Natives dort, wo sie sich am häufigsten online bewegen: auf ihren mobilen Endgeräten.
Gedruckte Stellenanzeigen und die klassische Personalsuche haben weitestgehend ausgedient. Im Werben um die Kandidaten stehen heute vor allem Onlinemedien im Fokus.Treffen Personaler aufeinander, fällt dabei früher oder später stets das Schlagwort Mobile Recruiting. Doch was ist überhaupt damit gemeint?
Keine Frage, Deutschland ist mobil, nicht nur die so genannten Digital Natives nutzen die Möglichkeiten des mobilen Internets. In puncto Karriere sind es jedoch gerade die jungen Bewerber, die ihr Handy bereits bei der Jobsuche einsetzen. Für Firmen ist es deshalb geradezu Pflicht, online präsent und repräsentativ zu sein. So gut die Voraussetzungen für die mobile Jobsuche inzwischen bereits sind, so sehr mangelt es bisher an der überzeugenden Umsetzung einer mobilen Ansprache von Bewerbern. Zwar sind immer mehr Stellenbörsen und Karriereseiten von Unternehmen mobil optimiert, Responsive Design allein reicht jedoch nicht aus, um die geeigneten Kandidaten zur Bewerbung zu motivieren. Selbst wenn der Jobsuchende sich auf seinem Smartphone oder Tablet durch die mal mehr, mal weniger optimierte Karriereseite navigiert, wird er höchstwahrscheinlich am mobilen Bewerbungsprozess scheitern. Selbst wenn Unternehmen eine mobile Bewerbung ermöglichen, wird ein interessierter Kandidat wohl kaum von unterwegs seine Bewerbung ins Mobile Device tippen oder ein Online-Bewerbungsformular in der U-Bahn ausdrucken. Nicht umsonst gaben 43 % der Teilnehmer der Online Talent Communications-Studie vom Marktforschungsinstitut Potentialpark an, einen mobilen Bewerbungsprozess schon einmal abgebrochen zu haben.
Richtig eingesetzt kann Mobile Recruiting aber sehr wohl ein wichtiges Werkzeug bei der Kandidatensuche sein. Denn wer die mobile-affinen Digitaltalente erreichen will, muss sie dort ansprechen, wo sie sich aufhalten. Nicht mobile-optimierte Seiten stehen für Smartphone-Nutzer im Vordergrund – die meiste Zeit verbringen sie, wie von Medien, Spielen oder hilfreichen Tools gewöhnt, in Apps, die ihre Bedürfnisse befriedigen. Höchste Zeit also, dass auch Unternehmen auf diesen Zug aufspringen. In Job-Apps, wie beispielsweise bei unserer eigens entwickelten iPhone-App, müssen Kandidaten nicht direkt einen langen Bewerbungsprozess von unterwegs anstoßen. Vielmehr erhalten sie die Möglichkeit, im ersten Schritt auch einfach ihre bloße Wechselbereitschaft zu signalisieren. Per Push-Nachricht erhalten sie dann schnell und effektiv Vorschläge für passgenaue Jobs. Haben sie konkretes Interesse an einer Stellenausschreibung, bekunden sie dieses mit einem Klick und werden in den Bewerbungsprozess mit einbezogen, sollte ihr Profil für die ausgeschriebene Position passen. Denn wichtig beim Mobile Recruiting ist vor allem eines: Schnelligkeit! Wer zu langsam bei der Auswahl ist und lange auf Feedback warten lässt, läuft Gefahr die guten Kandidaten an den Wettbewerb zu verlieren. Hoch qualifizierte Leute, wie in der IT, sind im Schnitt gerade mal zwei Wochen am Markt, bevor sie einen neuen Job antreten. Grund genug, auf schnelle Kommunikationswege umzusatteln.
Besonders relevant werden neue Kommunikationswege bei speziellen Jobs oder hohen Positionen. Hier macht es kaum mehr Sinn entsprechende Stellen über klassische Stellenanzeigen auszuschreiben. Jobs müssen heutzutage ebenso wie Konsumartikel an ihre Zielgruppe vermarktet werden. Apps eignen sich dafür als ein spannendes und zukunftsorientiertes Tool: Überzeugt eine App durch Content und gelungenes Handling, spiegelt dies maßgeblich die Kompetenz des Unternehmens wider und senkt zudem die Einstiegshürden für den Kandidaten. Eine mobile Bewerbung sollte deshalb immer mit einem Klick zu erledigen sein. Das kann zum Beispiel das Übermitteln des XING- oder LinkedIn-Profils sein, um dem Personaler einen ersten Eindruck zu vermitteln. Die professionellen Netzwerke sind für Studenten und Absolventen längst eine wichtige Informationsquelle geworden und werden verstärkt zu Karrierezwecken eingesetzt. CV-Parsing heißt das vielversprechende Zauberwort. Das verlinkte Tool auf den Internetseiten der Arbeitgeber ermöglicht es den Bewerbern, ihre auf den Netzwerken hinterlegten Lebensläufe mit einem Klick an passende Stellenangebote zu übermitteln. Das zeitraubende Ausfüllen von Formularen bleibt so erspart. Obwohl die Implementierung dieser zeitgemäßen Möglichkeiten verhältnismäßig einfach ist, tun sich deutsche Unternehmen bisher schwer in solche Technologien zu investieren: Erst wenige bieten CV-Parsing an, auch wenn die Tendenz langsam steigend ist.
Auch wenn Mobile Recruiting bereits in aller Munde ist, sieht die Realität im HR-Bereich noch anders aus: Noch zu wenig bekannt sind die vielen und umfangreichen Möglichkeiten des Mobile Recruitings in Personalabteilungen und zu gering ist das technische Fachwissen, um auf den stetigen technologischen Wandel in der Personalarbeit zu reagieren. Wenn Unternehmen sich aber mit mobilen Career-Apps nach vorne wagen und mit digitaler Schnelligkeit auf Bewerber reagieren, wird Mobile Recruiting auch in renommierten Unternehmen garantiert die E-Mail-Bewerbung ablösen, die einst die klassische Bewerbungsmappe erfolgreich verdrängt hat.
Abgeleitet von den Grundprinzipien unternehmerischen Handelns lautet auch das Ziel erfolgreichen Recruitings: Erkenne den Bedarf deiner Zielgruppe und reagiere schneller als die Konkurrenz!
Zur Person
Katharina Wolff ist Gründerin von premium consultants, der Personalberatung für die Digitalwirtschaft. In ihrer Position als Managing Director ist sie für die strategische Planung und das operative Geschäft des Unternehmens verantwortlich. Daneben unterstützt sie mit ihrer Beteiligungsgesellschaft Wolff Ventures Startups mit Geld, Know-How und einem umfangreichen Netzwerk bei den verschiedenen Phasen der Gründung. Neben ihrer Unternehmertätigkeit ist Katharina Wolff Autorin und hat das Buch „Selbstverständlich Frau“ veröffentlicht.