Aufregung in Bayern

Freistaat fördert Ankaufplattform für Pornofilme

Bayern Innovativ hat einen so genannten Innovationsgutschein an eine Ankaufplattform für Hardcore-Pornos vergeben. Man darf hier getrost davon reden, dass das Unternehmen das Erfolgsmodell von reBuy.de, Momox und Co. auf Pornofilme erweitert hat. Im Freistaat macht sich nun Entsetzen breit!
Freistaat fördert Ankaufplattform für Pornofilme
Donnerstag, 13. November 2014VonAlexander Hüsing

Große Aufregung im Freistaat: Bayern Innovativ, im Auftrag des Wirtschaftsministeriums unterwegs, hat einen so genannten Innovationsgutschein (mit dem man bis zu 18.000 Euro bekommen kann) an eine Ankaufplattform für Hardcore-Pornos vergeben. Das bayerische Wirtschaftsministerium räumte die pikante Förderung auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks (BR) ein. Konkret geht es um die Plattform larotika.de, eine simple Ankaufplattform für Erotikfilme aller Art. Man darf hier getrost davon reden, dass der Ableger des Unternehmens Jakob, ein mittelständisches Familienunternehmen mit rund 80 Mitarbeitern, das Erfolgsmodell von reBuy.de, Momox und Co. auf Pornofilme erweitert hat. Genau damit wirbt das Unternehmen sogar! “Wir kaufen nach dem gleichen Prinzip wie alle großen Ankaufsportale wie z.B. Momox, flip4new oder Rebuy an. Geben Sie einfach den EAN-Code (die Zahl unter dem Strichcode auf der Verpackung) des Filmes, welchen Sie verkaufen möchten, in das Suchfeld auf der Startseite ein”.

“Wie genau es zu dem Innovationsgutschein für die Zitat ‘erste Ankaufplattform nur für Hardcore-Erotikfilme ab 18’ kommen konnte, ist unklar”, berichtet der Bayerische Rundfunk weiter. Bayern Innovativ selbst wollte sich dem Bericht zufolge nicht zur erotischen Förderung äußern. “Auch weil der umstrittene Gutschein in die Amtszeit eines ehemaligen Geschäftsführers und des früheren Wirtschaftsministers Zeil fällt”, heißt es in dem Bericht weiter. Das Bayerische Wirtschaftsministerium wiederum lässt sich zu folgender Stellungnahme hinreißen: “Die Innovation im vorliegenden Fall ermöglicht insbesondere den Vertrieb unter Beachtung aller Jugendschutzauflagen in Deutschland.” Deutlich wird dagegen Annette Karl (SPD): “Innovationsgutscheine sollen junge Unternehmen stützen und nicht die Verbreitung von Pornografie.”

ds-larotika

Die BR-Leser sehen den Fall dagegen nicht so dramatisch: “So lange sich das geforderte Unternehmen im rechtlichen Rahmen bewegt ist es nach meinem Verständnis genauso gleich zu behandeln und fördern wie ein Unternehmen das zum Beispiel Steuerungschips (die für sonst was verwendet werden können) entwickelt. Willkommen im 21. Jahrhundert”, schreibt ein Leser. “Ich finde an der Förderung gibt es nichts auszusetzen. Bürger können dadurch gebrauchte Ware verkaufen, und das Geld wieder für was-auch-immer ausgeben – da freut sich die Wirtschaft. Zusätzlich wird die häusliche Pornosammlung kleiner, dass sollte dann doch auch die besorgten Politiker freuen”, ein anderer Leser. Ein weiterer Kommentar lautet: “Ich verstehe die Aufregung nicht. Endlich hat jemand eine gute Idee, hat den Mut diese Idee umzusetzen und dann darf er nicht gefördert werden.”

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Foto: XXX Adult written on multiple road sign from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.