Sologründer – Die größten Vorteile und Nachteile
In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen – siehe dazu auch “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“. Wir haben mehrere Sologründerinnen und Sologründer gefragt, was denn der größte Vorteil bzw. der größte Nachteil ist, den Sologründer haben?
Vorteile
Alle Entscheidungen selbst treffen zu können ist der größte Vorteil, den Sologründerin haben. Keine großen Diskussionen, Meetings und langen Entscheidungswege zu haben, sondern einfach machen zu können! In der Summe aller Entscheidungen sollten die richtigen und guten überwiegen. Das zeichnet einen erfolgreichen Gründer aus!
Thorsten Piening, qualitytraffic, regiomatch
Bei ‘einfachen’, zumeist eher administrativen Entscheidungen im Tagesgeschäft ist keine zeitraubende Abstimmung notwendig, sondern die Themen können direkt entschieden werden.
Manuel Hinz, Toroleo
Mir ging es einzig alleine um eine Lösung meines Problems: die Kontakte meiner Kontakte sichtbar zu machen und dafür brauchte ich keinen Mitgründer. Wenn man ein klares Ziel hat, geht es einfach schneller, wenn man sich nicht abstimmen muss; meist mit einem gleichberechtigten – Mitgründer.
Lars Hinrichs, Xing
Genossen habe ich die Möglichkeit, ziemlich kompromisslos meine Vorstellungen umsetzen zu können. Das kann ein großer Vorteil sein, wenn man reif genug ist sich Rat und Feedback von außen zu holen.
Christian Wolf, asgoodasnew
Ganz allein das Kommando zu haben, um damit einen klaren Kurs für das eigene Unternehmen zu setzen. Wenn eine Kurskorrektur nötig ist, kann ich das von heute auf morgen entscheiden und ich brauche dabei keine Abstimmungsprozesse. Außerdem gibt es keine Streitereien über Prioritäten, über den Kurs der Firma oder darüber, ob alle Gründer gleich viel arbeiten und sich engagieren.
Stefanie Jarantowski, eventsofa
Der größte Vorteil eines Einzelkämpfers ist ganz klar die Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung. Egal, ob ich eine gute Idee für eine neue Funktion auf der Webseite habe oder eine neuen Vertriebskanal ausprobieren will: Ich kann das sofort entscheiden und eine Sekunde später umsetzen. Das ist ein großer Luxus, birgt aber auch eine große Gefahr: Sie bekommen keine „zweite Meinung“. Wenn Sie nicht alles genau durchdenken, kann die “tolle Idee viel Zeit und/oder Geld kosten. Passiert schon mal.
Armin Hierstetter, bodalgo
Den größten Vorteil sehe ich in der Wendigkeit, also der Manövrierfähigkeit des eigenen Unternehmens. Ich kann jederzeit Entscheidungen treffen und sofort umsetzen, ohne sie vorher in Meetings oder anderen langwierigen Verfahren abzustimmen. Dadurch sind die einzelnen Entscheidungen vielleicht nicht alle besser als Team-Entscheidungen, aber durch die hohe Schlagzahl an Entscheidungen komme ich einfach schneller voran.
Thorsten Kucklick, Ultrapress
“Die Ideen sind frei. Man kann sich seine Ideen, seine Kreativität komplett ausleben: Im ersten Jahr haben wir direkt die 1LIVE Weltretter Reise veranstaltet und dieses Jahr haben wir den zweiten Platz der Goldenen Palme gewonnen. Es gibt keine Vorgaben, Absprachen, aber halt auch kein Feedback.
Meike Haagmans, jovenTOUR
Die Geschwindigkeit und Flexibilität ist der größte Vorteil. Ich kann Entscheidungen sofort treffen und muss mich nicht erst mit jemandem abstimmen. Zudem kann ich neue Ideen schnell Umsetzen und im Erfolgsfall weiter ausbauen, oder direkt wieder verwerfen. Das kann schneller sein, als das Ganze vorher zu besprechen und gemeinsam zu entwickeln.
Jannis Gebauer, pricemesh
Entscheidungsfindung und keine internen Zerwürfnisse. Außerdem finanzielle Stabilität. Abstimmungswege dauern lange und kosten Zeit und Energie. Nicht so bei Sologründern. Sie bekommen Dinge schneller umgesetzt, müssen selten Kompromisse eingehen und bleiben häufig ihrer Ursprünglichen Idee treu. Abstimmungen und Kompromisse erfordern Geduld und Zugeständnisse. Die beste Freundschaft kann an einer guten Idee zerbrechen. Hierarchien sind oft der Anfang vom Ende. Zum Thema finanzielle Stabilität: Es ist leichter, ein Unternehmen zu gründen, wenn man nicht die Verantwortung für mehrere Menschen tragen muss. Je weniger Personalkosten es am Anfang gibt, desto entspannter kann man in die Zukunft blicken. Desto weniger ist die Kundensuche auf finanzielle Absicherung, sondern auf persönliche Präferenz ausgelegt.
Henning Schulze, Güldenstein
Nachteile
Oftmals niemanden beziehungsweise nicht den richtigen Gesprächspartner zu haben, mit dem man diskutieren kann, ist der größte Nachteil, den Sologründer haben. Unternehmen müssen jeden Tag neu hinterfragt und gedacht werden. Fehlende Dynamik haben namhafte große Konzerne wie Schlecker oder Neckermann scheitern lassen und die langatmige und inhaltslose Diskussion über eine nicht erforderliche Opel-Rettung in Bochum kann langsam auch niemand mehr hören und lesen. Gerade und insbesondere im Internet herrscht eine unglaubliche Dynamik, die man sich zu Nutzen machen muss, um erfolgreich zu sein. Für Fragen zum Unternehmen und zur strategischen Ausrichtung ist es hilfreich, kontroverse Gespräche zu führen und das mit jemandem, der die gleichen Ziele verfolgt: im Idealfall der Mitgesellschafter und Mitgründer.
Thorsten Piening, qualitytraffic, regiomatch
Als Sologründer fehlt einem der Mitgründer als natürlicher ‘Sparringspartner’. Ich habe dies in meinem Fall gelöst, indem ich einige Themen, die man normalerweise mit dem Mitgründer besprochen hätte, mit ausgewählten Mitarbeitern diskutiert habe, und für andere Themen mir einen externen Coach genommen habe, der dann als „Sparringspartner“ diente.
Manuel Hinz, Toroleo
Zu Beginn ist der größte Nachteil, dass nur eine Person kostengünstig ohne Gehalt arbeitet. Außerdem muss man sich als Sologründer durch Ups und Downs allein durchwinden. Und im Gegensatz zum Gründerteam, bei dem jeder unterschiedliches Know-how einbringt, muss man sich fehlendes Wissen selbst aneignen.
Stefanie Jarantowski, eventsofa
Größter Nachteil ist eventuell die fehlende Skalierbarkeit, wenn man danach schielt, Investorengelder einzusammeln – das hat mich jedoch nie interessiert. Vielleicht bei einem nächsten Projekt.
Armin Hierstetter, bodalgo
Ich hatte nie jemanden, der mich auf Fehler hingewiesen hat oder auf andere Themenfelder aufmerksam gemacht hat. Bei mir ging dies aber alles noch einigermaßen gut, da meine damalige Freundin mit im Unternehmen gearbeitet hat und viele Freunde bei mir arbeiteten, so war dann doch immer noch jemand da, der auch mal ein kritisches Wort sagte.
Heiko Hubertz, Bigpoint
Das hängt in meinen Augen von der eigenen Persönlichkeit ab. Wer sich gern vor Entscheidungen durch Feedback absichert oder einfach ein gewisses Gesprächs-Ping-Pong vorher braucht, hat vielleicht Schwierigkeiten ganz allein zu entscheiden. Und dann sollte man auch damit klar kommen können, dass man – zu Beginn jedenfalls – von außen hier und da kleiner wahrgenommen wird als Teamgründungen, nach dem Motto “Das ist ja nur ´ne One-Man-Show”.
Thorsten Kucklick, Ultrapress
Ein Wegbegleiter, der den gleichen Entrepreneur Spirit lebt. Meine Lösung: Ich teile mir das Büro mit einer anderen Gründerin, die den gleichen Spirit hat, aber in einem anderen Bereich. Wie ergänzen”.
Meike Haagmans, jovenTOUR
Niemanden zu haben, der das Produkt so gut kennt wie du selbst. Family und Friends können bei Problemen hilfreiche Hinweise liefern, ersetzen aber keinen Mitgründer der sich täglich damit auseinandersetzt.
Jannis Gebauer, pricemesh
HR. Der Feind eines Einzelgründers ist die Personalfindung. Nicht selten ist die eigene Firma ein intimer Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Wer passt in mein Team heißt immer auch wer passt zu mir? Die Trennung von persönlichem und beruflichem ist unmöglich. Recruiting kostet viel Zeit – oft wird nach Hybriden gesucht, eierlegenden Wollmilchsäue wie man selbst – das ist natürlich illusorisch. Aber wenn man wachsen möchte, ist das ein nötiges Übel, dem man sich stellen muss.
Henning Schulze, Güldenstein
Passend zu unserem Themenschwerpunkt Sologründer empfehlen wir folgende Artikel: “Als Einzelgründer durchstarten – aber wie?” und “Mit weniger als 1.000 Euro zum eigenen Start-up?“. Weitere Artikel über Einzelgründer gibt es in unserer Übersicht zum Themenschwerpunkt Sologründer.
Buchtipp: Ausführliche Informationen über Solopreneurship bietet das brandneue Buch “Solopreneur“ von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg. Hier ein Auszug: “Lieber solo gründen? Drei Mythen rund um Teams“.