Überflüssig!
Und wieder hetzen Münchner Gründer gegen Berlin
Schon im Frühjahr dieses Jahres war es völlig überflüssig, dass Best of Munich den Versuch unternahm München “als Gegenpol zum Startup Hotspot Berlin” zu etablieren. Und genauso überflüssig ist es nun, dass mehrere Münchner Start-ups den Versuch unternehmen, via Presseaussendung München gegen Berlin in Stellung zu bringen. “Isar statt Spree: Start-ups loben München” heißt die merkwürdige Kampagne, die so überflüssig ist wie ein Eisverkäufer in der Arktis. Die Vorwürfe dieser Kampagne in Kurzform: Berlin sei nur eine Hype-Bühne, in Berlin sei man nur am schnellen Exit interessiert, Berliner Gründer würden keine millionenschweren Branchen adressieren, in Berlin würde nur Copycats geben etc.
Im Umkehrschluss – drängt es sich auf – ist München deswegen quasi ein innovativer, pleitenfreier und extrem fruchtbarer Nährboden für junge Unternehmen. Ein vergleichbarer, überflüssiger Angriff auf Berlin kam kürzlich erst aus Hamburg – siehe “Hey Hamburg, hör’ doch mit dem Berlin-Bashing auf“. So wenig Arsch in der Lederhose hat München nicht nötig.
Ein Auszug aus dem Münchner Pamphlet, im dem vor allem fromAtoB, Landwärme, Flixbus, tado und Finanzchef24 zu Wort kommen: “Mehr als 30 % aller Investorengelder wandern nach Berlin. Die Stadt an der Spree scheint förmlich ein Erfolgsgarant zu sein – oder doch nur eine Hype-Bühne? Das zumindest vermuten einige Start-ups aus der bayerischen Landeshauptstadt”. Tatsächlich sitze in München laut Statistik die höchste Anzahl von Start-ups, die bereits den fünften Geburtstag feiern konnten. Bei Weitem keine Selbstverständlichkeit in Berlin – hier werde laut Start-up-Radar öfter auch schon im Gründungsjahr der Stecker gezogen, heißt es weiter.
Wortmeldungen gegen Berlin
“In München entstehen Unternehmen, in Berlin Start-up-Projekte”, sagt Zoltan Elek von Landwärme. In der Aussendung heißt es weiter: “Das Unternehmen ist führend in Geschäftsmodellen für Biogas – kein klassisches Berlin-Thema, aber eine millionenschwere Branche”.
“Was ich an München und den hier ansässigen Unternehmern so schätze, ist die Ausrichtung auf nachhaltigen Unternehmenserfolg und nicht auf den schnellen Exit“, sagt Veit Blumschein, Geschäftsführer von fromAtoB.
„In München sind nicht nur die Berge hoch und schön steil, sondern auch die Umsatzkurven der Online Start-ups!”, sagt Ralf Müller, Geschäftsführer von Finanzchef24.
“Von München aus haben die FlixBusse mittlerweile ganz Deutschland erobert und sind nun auf dem Weg nach ganz Europa. Unsere Schaltzentrale bleibt aber an der Isar. Hier finden wir alles was wir brauchen: Etablierte Partner, motivierte Mitarbeiter, starke Investoren und die passende Infrastruktur für unser weiteres Wachstum“, sagt Jochen Engert, Gründer und Geschäftsführer von Flixbus.
“Durch die Nähe zur IT-Industrie ist München der optimale Standort für Start-ups, die technologisch geprägt sind. Außerdem gibt es eine nennenswerte Zahl von Risikokapitalgebern, die direkt vor Ort sitzen”, sagt Christian Deilmann, Gründer von tado. In der Pressemitteilung heißt es dann weiter: “Das Unternehmen bietet eine Smartphone-App sowie eigene Hardware zum effizienten und komfortablen Regulieren der heimischen Heizung oder Klimaanlage. Auch das ist kein klassisches E-Commerce – oder ‘Me-too’-Thema”.
Überflüssig!
Ich wiederhole mich: München oder Hamburg oder Köln müssen kein Gegenpol zu Berlin sein, alle Städte haben eine vitale Gründerszene, die für sich selbst stehen kann – die Macher in den Städte müssen sich nicht gegen Berlin in Stellung bringen. Vielleicht gelingt dies auch mit der Initiative Gründerland Bayern – siehe “Gründerland Bayern soll für Goldgräberstimmung sorgen“. Also: Nicht meckern, nicht auf andere draufhauen! Die deutsche Gründerszene muss an einem Strang ziehen, damit sie dauerhaft bestehen kann.
Passend zum Thema: “‘Berlin wird leider noch immer total unterschätzt’ vs. ‘Berlin ist kein geeignetes Pflaster für Gründungen oder Investitionen’“.