Meinung

Berlin wird leider noch immer total unterschätzt

Berlin gilt als Hauptstadt für die digitale Gründerszene. Zu Recht? Pro: "Berlin ist definitiv noch immer the place to be für Gründer. Hamburg, München, Köln und Co. müssen sich deswegen aber nicht grämen". Contra: "Berlin ist für mich ein großer Hype mit vergleichsweise wenig Substanz".
Berlin wird leider noch immer total unterschätzt
Donnerstag, 28. August 2014VonAlexander

In der aktuellen Ausgabe der Internet World Business geht es in der Rubrik Pro & Contra diesmal um Berlin. Die These: Berlin gilt als europäische Hauptstadt für die digitale Gründerszene. Zu Recht? Ich durfte dabei den Pro-Teil der Diskussion übernehmen. Hier meine Meinung:

“Berlin ist definitiv noch immer the place to be für Gründer. Hamburg, München, Köln und Co. müssen sich deswegen aber nicht grämen oder verstecken. Andere Städte müssen kein Gegenpol zu Berlin sein, viele deutsche Städte haben eine vitale, eigene Gründerszene, die für sich selbst stehen kann.

Lesetipp: “Hey Hamburg, hör’ doch mit dem Berlin-Bashing auf

Berlin als Hotspot ist deswegen so wichtig, weil dieser Kristallisationspunkt langfristig ganz Deutschland helfen wird. Investoren aus dem Ausland brauchen einen zentralen Anlaufpunkt. Berlin mit seiner internationalen Ausstrahlung, seinem großen Lifestyle-Faktor kann genau dieser sein und weiter werden. Das Geld aus dem Ausland findet dann auch über Berlin seinen Weg in andere deutsche Städte. Erst einmal muss das Geld aber ins Land kommen. Und Investoren lassen sich kaum mit dem Charme eines Ruhrmetropölchens wie Bottrop anlocken.

Von vielen Deutschen wird Berlin leider noch immer unterschätzt. Im Ausland sieht man Berlin mit offeneren Augen. Die Stadt ist ein Magnet – für junge Leute, für Ideen, für Menschen, die etwas bewegen möchten. Und auch das Geld kommt langsam. Was an Start-up-Szene schon da ist, lässt sich nicht mehr verdrängen, andere Dinge, wie Ausbildungsprogramme und Infrastruktur, werden folgen. Es ist wohl typisch deutsch, zu erwarten, dass man dies alles vorher schaffen muss. Viele Fakten wurden schon geschaffen – und die Politik reagiert bereits darauf.”

Passend zum Thema: Was so im Mainstream vom Start-up-Hype ankommt” und “Wir haben einen Berlin-Hype – und das ist gut so!“.

Den Contra-Teil übernahm Matthias Götz, Gründer der Stuttgarter Unternehmensberatung Wert8 GmbH. Seiner Meinung nach ist Berlin “kein geeignetes Pflaster für Gründungen oder Investitionen”. Tatsächlich sei der Altersschnitt der Gründer niedrig, die realen Gehälter ebenso – allerdings auch die eingebrachte Erfahrung in die meisten Neugründungen. Zumal technische Fachkräfte kaum zu finden seien, während Marketingfachleute in Hülle und Fülle nach Arbeit suchten. “Berlin ist für mich ein großer Hype mit vergleichsweise wenig Substanz”.

Was meinen Sie? Ist Berlin DER Ort für Start-ups?

Foto: Berlin by night from Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.