Gourmet-Popcorn
Wie myPopcorn Deutschlands größte Handelsketten beliefert
Es ist ein USA-Besuch, der Mario Cale 2007 zu myPopcorn inspiriert. Die dortigen Popcorn-Shops mit ihren unzähligen Sorten beeindrucken ihn, genauso wie die Qualität des Produkts. Das hat nichts mit dem krümeligen, körnigen und versalzenen Popcorn zu tun, das er aus deutschen Kinos kennt.
Zwei Jahre später hat der ehemalige Event-Manager und professioneller Bowling-Spieler seinen Online-Shop im Netz. Als gelernter Kaufmann hat er von Popcorn zwar keine Ahnung, aber Google und YouTube helfen weiter. Der Rest läuft über Selbsttest bei vertrauensseligen Verwandten. Und einer Art unbezahltem Praktikum bei einem Chocolatier, der ihm in drei Monaten beibringt, wie man mit Schokolade und Kuvertüre umgeht. Denn der Clou bei myPopcorn ist das Zusammenspiel von Popcorn mit feinster belgischer Schokolade, Kokos- und Nussraspeln sowie Specials wie Spekulatius und Karamell.
„Kein Problem für Plomben!“
Aber nicht nur die Zutaten rechtfertigen das „Gourmet“ – auch die Zubereitung. Cale verspricht, dass Kunden praktisch keine unaufgepoppten Maiskörner zu sehen bekommen: „Bei uns braucht man nicht zu befürchten, dass man sich eine Plombe raushaut!“ Auch künstliche Aromen, Konservierungsstoffe und Fett bleiben dem Produkt fern. Schon früh wurde das Fernsehen auf die Popcorn-Macher aufmerksam und trug so zur wachsenden Bekanntheit bei.
Die erste große Errungenschaft des in Essen stationierten Start-ups war dann ein echt amerikanischer Popcorn-Ofen, der aber bei der Nachbarschaft aufgrund der starken Geruchsbelästigung nicht sonderlich gut ankam. Erst mit dem Wechsel in neue Räume wurde es besser. Seitdem hat sich myPopcorn immer wieder gewandelt, das Team experimentierte mit dem Preis, mit der Verpackung (von Eimern zu Tüten), mit Zutaten und mit dem Design.
Mittlerweile sind 90% der Kunden Handelsketten
Im Laufe der Jahre ist myPopcorn vom reinen B2C-Produkt zum B2B-Produkt aufgestiegen: Zu den Kunden zählen Edeka, Karstadt, Galeria Kaufhof und andere Ketten. „Mittlerweile sind 90% unserer Kunden aus dem Handel“, berichtet Cale. Über eine Bekannte, die bei Edeka tätig war, kamen Cale und Abraham an ihren ersten Großkunden. Mit dieser Referenz war es dann auch leichter, andere Handelsketten für sich zu gewinnen.
Zum Glück, erzählt Cale, engagierte Edeka Rhein-Ruhr sie als Streckenlieferant und nicht als Direktlieferant. Das bedeutet, dass sie nicht pauschal sämtliche Edeka-Filialen beliefern mussten sondern sich einzelnen Märkten vorstellten und diese dann eigenständig entschieden, ob die Filiale das Produkt aufnimmt oder nicht. So konnten sie nach und nach den Bedarf erhöhen.
Anders lief es mit Kaufhof: Die Kette bestellte 2012 auf einen Schlag 35.000 Tüten Popcorn. „Da haben wir uns die Füße platt gelaufen und viele Überstunden gemacht. So viel Popcorn hatten wir zuvor auf das ganze Jahr verteilt verkauft.“ Heute nehmen sie solche Aufträge nur noch mit entsprechender Vorlaufszeit an. Seitdem die Bürofläche von 60qm auf 300qm angewachsen ist und das Team nun aus acht Personen besteht, ist aber vieles einfacher geworden.
Break Even für 2015 angedacht
Bis 2013 hat Cale die Investitionen in myPopcorn möglichst gering gehalten, da das Start-up selbstfinanziert ist. Im vergangenen Jahr nun haben die Gründer gut 100.000 Euro investiert, vor allem in Maschinen. Auch Vertrieb und Marketing seien noch ausbaufähig. Demnach muss der Break Even auch noch ein bisschen warten (bis 2015), trotz des niedrigen sechsstelligen Betrages, den das Start-up laut Cale 2013 umgesetzt hat. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 10-15% Steigerung und die Entwicklung damit durchaus vielversprechend.
Was die Popcorn-Variationen angeht, hat das Team das Sortiment zuletzt auf die beliebtesten Sorten reduziert. Im Herbst kommen dann noch Weihnachts-Specials dazu. Was jetzt noch fehlt, ist ein Investor – am besten ein strategischer aus demselben Segment, der mit der Herstellung von Süßwaren zu tun hat. Spätestens dann will myPopcorn auch den Weg ins europäische Ausland wagen, einzelne Kunden aus den Nachbarländern gibt es schon jetzt. Denn anständiges Popcorn soll es schließlich nicht nur in den USA geben, sondern auch in Europa – falls der Image-Wandel gelingt, steht dem nichts mehr im Wege.