15 Fragen an Amber Riedl von makerist
“Mit einer guten Organisation kann ich Arbeit und Familie vereinen”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Prioritäten setzen, Ideen schnell umsetzen und flexibel sein. Und flexibel beziehe ich nicht nur auf die Strategien oder die Arbeit an sich, sondern auch die eigene Zeiteinteilung. Als mein eigener Chef habe ich immer Arbeit, aber kann sie so verteilen, wie ich will – mit einer guten Organisation kann ich so Arbeit und Familienleben vereinen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
makerist ist eine Kombination aus verschiedenen Ideen, die jeder von uns eingebracht hat. Ich habe bei meinem ersten Startup 1001hochzeiten und auch in meinem Freundeskreis gespürt, dass DIY ein immer größerer Trend wird – Nähen und Stricken sind wieder cool. Axel hat viele Jahren bei DaWanda gearbeitet und hat auch gemerkt, dass die Leute nicht nur Handgemachtes kaufen, sondern auch selbst herstellen wollen.
Das kam nicht auf einen Schlag, sondern eher aus der Erkenntnis, dass es für das Modell „Hobby-Schule im Internet“ einen großen Markt gibt und dass dieser Markt noch nicht optimal bedient wird. Wir wussten dann aber ganz schnell, dass wir uns voll mit dem Modell identifizieren können und dass uns die Umsetzung Spaß machen wird.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Zunächst aus eigenen Mitteln – aber sehr kurz nachdem wir online waren konnten wir den Hightech-Gründerfonds als Investor gewinnen können und die CEWE Stiftung ist direkt mit aufgesprungen.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Bisher lief das Allermeiste zum Glück sehr rund! Aber wir haben zum Beispiel gelernt, dass es deutlich komplexer ist, einen guten Kurs zu produzieren, als wir es uns vorgestellt hatten. Man muss den richtigen Lehrer finden, ein tolles Projekt entwickeln, die Lernschritte konzipieren, einen Drehplan schreiben, ein Team zusammen stellen, eine Location finden uvm. Das kann schnell sehr teuer werden und viel Zeit in Anspruch nehmen. Trotz unserer Vorerfahrung haben wir Lehrgeld gezahlt – nach 22 produzierten Kursen sind wir inzwischen aber ziemlich gut geworden.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir hätten früher aus dem Gemeischaftsbüro auziehen sollen – fürs Team, die Kultur und Identität ist ein eigener Ort sehr wichtig.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Es sind immer unterschiedliche Marketingarten zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Gründung wichtig. An sich ist für unser digitales Modell ein richtig gutes Online-Marketing wichtig – aber es lohnt sich eben erst, wenn wir eine gewisse Größe haben. Im ersten Jahr waren für uns Blogger Relations sehr wichtig – denn unsere Kunden wollen am liebsten von Vetrauenspersonen hören, welche Qualität sie erwarten können können, wenn sie ein Kurs bei uns kaufen. Wenn ein DIY-Blogger einen Kurs von uns testet, hat das einen großen Multiplikationseffekt.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein Mann! Eine Familie ist auch wie ein kleines Unternehmen – er hat viel Energie und Rat investiert, damit Axel Heinz und ich gemeinsam gründen konnten.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Mach es schnell und konsequent, glaub an dich und deine Idee, lass am Anfang keinen Raum für Zweifel!
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Mehr Fonds wie den HTGF. Weniger Steuerbürokratie für Neugründungen – wir hatten zum Beispiel fünf Monate nach Gründung eine Steuerprüfung, die uns sehr viel Zeit und Geld gekostet hat.
Außerdem verlangen viele Vermieter von Start-ups bis zu sechs Monatsmieten Kaution, was in unserem Fall z.B. ein halbes Jahresgehalt eines potentiellen Mitarbeiters bindet. Wenn Bund, Land oder Kommune zumindest teilweise mitbürgen, müssten diese Mittel nicht brach liegen.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Wenn nicht dieses Startup, denn ein anderes Startup. Ich mag diese Aufbauphase. Wenn gar kein Startup, würde ich wohl eine kleine Auszeit für meine Kinder nehmen, um mich dann meiner zweiten Passion, der Jogalehre, zu widmen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Firmen, die mit Videos und bezahltem Content arbeiten, finde ich irrsinnig spannend. In Deutschland gibt es davon leider noch nicht so viele. Ich habe neulich kitchenstories.de entdeckt und finde das richtig spannend. Dort werden Rezepte zu Foto- und Videotutorials weiterentwickelt.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Nach Berlin oder Paris in den 20er Jahren. Da war so viel los und so viel in Bewegung – man hat das Gefühl, alles wäre möglich gewesen. Und die Frauen haben sich so wahnsinnig schön gekleidet.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Hätte ich mein Start-up noch, dann würde ich mir eine alte Scheune in Brandenburg kaufen, damit ich am Wochenende mit den Kindern schön raus aufs Land fahren könnte. Frische Luft, ein weiter Blick…! Hätte ich mein Start-up nicht mehr, würde ich mir ein Jahr frei nehmen, meine Koffer packen und mit Mann und Kindern um die Welt reisen.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Eine große Kanne Espresso genießen, Playmobil spielen, Power Flow Yoga, schön backen oder kochen am Abend.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit meiner Mutter! Sie gibt immer so guten Rat und kocht einen Top-Kaffee, wohnt aber so weit weg.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Amber Riedl ist Mitgründerin von makerist. Zuvor hat sie mehrere Jahre für Transparency International in Berlin gearbeitet und 2009 die Hochzeitsportale 1001Hochzeiten und 1001 Hochzeitstische gegründet und inzwischen verkauft. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne.
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