Gastbeitrag von Miriam Rupp
5 Dinge, die Berlin und Kapstadt als Gründerstädte verbinden
Während Berlin als eine der spannendsten Start-up-Schauplätze in Europa bereits seit einigen Jahren gefeiert wird, erwacht auf der anderen Seite der Welt, in Kapstadt, derzeit eine Gründerkultur, die aus ganz ähnlichen Zutaten besteht. Schauen wir die letzten 25 Jahre zurück, haben diese beiden Städte bereits einige Male fast genau im Abstand von vier Jahren ähnliche Geschichten geschrieben. 1990 vereinigen sich in Deutschland Ost und West wieder. Das Ende der Apartheid in Südafrika wurde 1994 verkündet. Nachdem Deutschland 2006 ein WM-Sommermärchen gefeiert hatte, gab’s vier Jahre später die Fortsetzung (mit Vuvuzela-Alptraum) in Südafrika. Während ich die letzten drei Jahre die Hälfte meiner Zeit in Kapstadt verbracht habe, beobachtete ich dort eine immer stärker werdende Start-up-Kultur und -Infrastruktur, die aus den teilweise gleichen Bedingungen genährt wird, wie in Berlin vor einigen Jahren:
Gut und günstig leben
In hunderten internationalen Presseartikeln über den Berlin-Hype gab und gibt es immer ein zentrales Stichwort, mit dem zu erklären versucht wird, warum es gerade hier so viele Start-ups herzieht: Lebenshaltungskosten. Auch wenn die Mieten und Preise derzeit überproportional steigen, können wir
Berliner uns trotzdem noch auf hohem Niveau beschweren. Im Gegensatz zu Berlin ist Kapstadt eine der teuersten Städte in Südafrika. Aber wer dort gut leben möchte (und im besten Fall nicht auf eine Einnahmequelle in südafrikanischen Rand angewiesen ist), braucht noch weniger Geld als in Berlin.
Internationaler Pool an Talenten, Gurus, Ninjas und Rockstars
Diese günstigen Lebensbedingungen locken erst Künstler und später Hipster und Geeks an. Dafür gibt es viele weitere Städte als Beispiel. Als World Design Capital 2014 wurde es für Kapstadt in diesem Jahr offiziell manifestiert. Künstler, Designer und Unternehmer brauchen jedoch eine Zutat noch dringender als guten Kaffee und günstige Mieten: Inspiration und Kreativität. Hier liegt die eigentliche Magie beider Städte. Oder warum sind München und Johannesburg trotz besserer wirtschaftlicher Bilanz für Internet-Gründer weniger anziehend? Talentierte, neugierige, weltoffene junge Menschen mit etwas Geld in der Tasche zieht es aus aller Welt in diese Städte, weil sie hier von der bereits vorhandenen Kreativität, einem Lebensstil, der das Wort Freiheit ganz groß schreibt, und im Falle von Kapstadt auch von der einzigartigen Natur inspiriert werden.
Gemeinsam statt einsam
Was in Berlin durch die Echtzeit, die Spätschicht, die Berlin Web Week, den Webmontag, den Entrepreneurs Club und etliche weitere Verbindungen und Treffen fast täglich kultiviert wird, bildet sich auch gerade in Kapstadt mit der Silicon Cape Initiative heraus: Eine stark vernetzte Gemeinschaft an Entrepreneuren und ein reger Austausch untereinander, der nicht nur jedem Einzelnen hilft, sondern auch dem Standort an sich mehr Stärke und Präsenz gibt. Unterstützt wird diese Philosophie zudem von zahlreichen Coworking Spaces, die sich wiederum ebenfalls als Knowhow-Hub positionieren und mit eigenen Initiativen Startups und Talente zusammenbringen.
Kampf mit der Bürokratie
Wo die Sonne scheint, ist leider auch immer Schatten. Daher der Vollständigkeit halber noch ein paar kritische Aspekte, die beide Startup-Destinationen vereinen: Wer denkt, dass die Bürokratie in Deutschland an Komplexität nicht zu übertreffen ist, wird von den südafrikanischen Ämtern eines Besseren belehrt. Regulierungen, Steuer- und Immigrations-Gesetze erschweren Startups auf beiden Seiten der Welt enorm das Leben, wenn es darum geht, qualifizierte Mitarbeiter aus dem Ausland einzustellen, selbst als Ausländer zu gründen oder sein Unternehmen auf die internationale Bühne zu bringen.
Mission Investorensuche
In Berlin hat sich bereits eine solide Basis an Investoren, Inkubatoren und Business Angels herausgebildet, auch wenn sich der Großteil erst in den letzten Jahren hier angesiedelt hat. Im Vergleich zu den USA wird jedoch immer noch mit relativ kleinen Brötchen gebacken. Nicht zuletzt verzweifeln viele Startups an ihrer Anschlussfinanzierung, wo es um größere Investitionsbeträge geht. Von Südafrika halten sich aus bedauerlichen Steuergründen noch viele internationale Investoren fern. Eine präsentere Rolle nehmen dort mehr und mehr Business-Angel-Netzwerke, Inkubatoren wie das deutsch-südafrikanische Springlab oder Accelerators wie das von Google unterstützte 88mph ein.
Im Sommer tut es gut, im Winter tut’s weh – auch das gilt für Berlin und Kapstadt gleichermaßen. Als Fazit kann ich persönlich nur empfehlen, die Vorteile und Gemeinsamkeiten beider Städte mitzunehmen und vitalisiert vom ewigen Sommer halbjährlich zwischen Nord- und Südhalbkugel zu pendeln.
Zur Person
Miriam Rupp ist Gründerin und Geschäftsführerin von Mashup Communications, der PR-Agentur für Unternehmer aus der digitalen Branche. Mashup Communications bietet neben der Performance-basierten PR-Arbeit auch maßgeschneiderte Lösungen im Bereich Personality PR, Content Marketing sowie Social Media an und coacht Gründer mit individuellen Workshops.