Kommt die Abwicklung?

Epic Companies ringt gewaltig um seine Zukunft

EXKLUSIV ProSiebenSat.1 denkt intensiv über die Zukunft seines gescheiterten Inkubators Epic Companies nach. Szenegerüchte besagen, dass der Inkubator keine mehr habe. Die Sendergruppe teilt auf Anfrage nur mit, dass man gerade verschiedene Szenarien für Epic Companies prüfe.
Epic Companies ringt gewaltig um seine Zukunft
Freitag, 11. Juli 2014VonAlexander Hüsing

Vom Anspruch, mit Epic Companies in der Champions League der deutschen Gründerszene, mitspielen zu wollen, musste sich ProSiebenSat.1 schon vor einigen Wochen verabschieden, die Firmenschmiede gilt seitdem in der Szene als gescheitert – siehe “Epic Companies wird zum Inkubator auf Sparflamme“. Nun scheint die Münchner Sendergruppe vollkommen die Lust am verlustreichen Inkubatorprojekt verloren zu haben. Die Überlegungen im bajuwarischen Hauptquartier gehen mittlerweile offenbar sogar so weit, den inzwischen unliebsamen Ableger in der deutschen Hauptstadt in den kommenden Monaten komplett abzuwickeln und die Projekte der Firmenschmiede alle zu verkaufen.

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ProSiebenSat.1 will diese Gerüchte nicht kommentieren. “Epic Companies hat sechs Investments gemacht. Wir fokussieren uns jetzt auf die bestehenden Assets”, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Gleichzeitig teilt die Sendergruppe aber auch mit, dass man gerade verschiedene Szenarien für Epic Companies prüfe. Dies sei in dieser extrem schnellen und veränderungsbereiten Szene nichts Ungewöhnliches, heißt es weiter. Ein anderes denkbares Szenario wäre wohl die Fusion bzw. Übergabe der oder einzelner Investments an Seven Ventures, den Ventures-Arm der ProSiebenSat.1 Group. Auch dazu kursieren schon länger Gerüchte in Berlin und München. Wie es halt bei Planspielen so ist. Eine große Zukunft scheint Epic aber offenbar nicht mehr zu haben.

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Epic Companies stand seit dem Start im Februar 2013 regelrecht unter Feuer. Angetreten war ProSiebenSat.1-Ableger, um “noch früher an der Wertschöpfung zu partizipieren”. Die Senderkette hatte sich zuvor schon jahrelang erfolgreich an diversen älteren Start-ups beteiligt. “Epic entstand aus der Erkenntnis, dass es gar nicht so viele spannende Akquisitionsobjekte gibt. Es ist daher ein zweiter Zugang für unsere Strategie, E-Commerce Unternehmen zu bauen”, sagte ProSiebenSat.1-Vorstand Christian Wegner noch im Juni in einem WiWo-Interview.

Im Portfolio von Epic befinden sich momentan sieben Start-ups. Dies wären: Amorelie (nur eine Beteiligung), Discavo, Department47, Gymondo, Petobel, TodayTickets und Valmano. Wobei Department47, ein Shop für exklusive Mode, erst kürzlich online ging. Unter dem Arbeitstitel Curvy war – zumindest bis vor Kurzem – für dieses Jahr noch ein Shop für Übergrößen geplant. Bis zum Zusammenstutzen des Inkubators beschäftigte Epic Companies nach eigenen Angaben rund 250 Mitarbeiter. Aus dem Umkreis des Brutkastens war damals allerdings von “Massenentlassungen” die Rede. Dutzende Mitarbeiter sollen demnach vor die Tür gesetzt worden sein. Bei einer kompletten Abwicklung von Epic Companies müsste sich nun auch das restliche Team einen neuen Job suchen.

Für ProSiebenSat.1 ist Epic Companies letztendlich leider ein Fiasko, dass mehrere Millionen Euro gekostet hat und dass man nun schnell abhaken muss. Mit Seven Ventures (mit über 50 Beteiligungen) und dem ProSiebenSat.1 Accelerator (mit inzwischen drei Runden) bleibt die Sendergruppe der deutschen Start-up-Szene aber zumindest weiter erhalten. “ProSiebenSat.1 ist und bleibt einer der größten Förderer der deutschen Start-up-Szene”, teilt das Unternehmen mit. Nach dem großen Ausflug ins Reisesegment mit vielen Zukäufen plant das Medienhaus derzeit unter anderem massive Zukäufe in den Segmenten Fashion sowie Home & Living. Da kann die Sendergruppe dann sicherlich wieder in der Champions League mitspielen.

Foto: Epic sign from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.