“Eine Marke wird durch ein gutes Produkt gebaut”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
In erster Linie genieße ich es zu wissen, dass es zu 100 Prozent an mir liegt, ob eine Firma erfolgreich wird oder nicht. Diese Verantwortung kann ich an niemanden übergeben. Es bedeutet aber auch, dass ich mittlerweile viel Verantwortung trage – für 35 Mitarbeiter, deren Familien, Partner und Kinder.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up Campanda?
Das Thema Mieten fand ich schon spannend, sechs Jahre bevor das Wort „Sharing Economy“ erfunden wurde. Mit Campanda fokussieren wir uns auf ein einziges Vertical – Wohnmobile. Die Vermietung von Wohnmobilen gehört in den Bereich Travel und der Bereich Travel gehört zu den Nr. 1 Themen im Internet.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Einerseits aus meinen letzten drei Exits aus bisherigen erfolgreichen Start-ups. Dann haben wir ein gutes Dutzend erfolgreicher Super Angels, die uns mit Kapital & Know-how unterstützen. Zusätzlich hat B-to-V, meiner Meinung nach einer der besten VCs, sehr früh in Campanda investiert.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Campanda ist nicht meine erste Gründung, Stolpersteine gab es deshalb eher weniger. Die größte Herausforderung war die Abwägung, wann welche Mitarbeiter mit welchen Skills dazu kommen sollen.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ehrlich gesagt, lief das mit Campanda diesmal richtig rund – somit würde ich alles noch einmal genauso machen.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Erst mal geht es uns darum, ein tolles Produkt zu bauen, welches die Nutzer lieben. Danach gilt es, alle Kanäle auszuprobieren und zu messen. Die erfolgreichen werden dann weiter ausgebaut, während die mit schlechten KPI’s abgeschaltet werden. Am liebsten spiele ich mit Performance-Marketing. Eine Marke wird durch ein gutes Produkt gebaut.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Fachlich Oliver Weyergraf und Christophe F. Maire, die beide sehr erfolgreiche Gründer sind und mich sehr unterstützt haben. Meine Frau hat mich während der Gründung ebenfalls sehr unterstützt und motiviert. Das Kernteam war auch schon während der Gründung stark involviert und hat in dem Prozess sehr geholfen.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Mutig sein, ein messbares Ziel definieren und dieses Ziel in Teilschritte runter brechen.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich baue seit 15 Jahren in Berlin Start-ups auf und finde es interessant, dass sich jetzt so langsam die Politik für Start-ups interessiert. Das Interesse dient wohl eher dem Zugewinn von Wählerstimmen. Ich würde mir wünschen, dass die desaströsen Zustände an den Berliner Schulen behoben werden. Dieses Problem ist mir erst bewusst geworden, als meine Tochter in die Schule gekommen ist. Baufällige Gebäude, nur jede zweite Toilette funktioniert, es zieht an allen Ecken. Die Sporthalle ist einsturzgefährdet, deshalb findet der Schulsport auf dem Pausenhof statt. Bildung für Kinder ist die wichtigste Basis für einen erfolgreichen Gründungsstandort. Hier ist Berlin auf dem Level eines Entwicklungslandes.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
In einem der Start-ups arbeiten, in die ich investiert habe.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei einer Crowdfunding-Plattform. Es ist sicherlich amüsant, die ganzen verrückten Ideen zu sichten, die versuchen, eine Finanzierung hinzubekommen.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Das Berlin der 20er Jahre wäre sicherlich ganz spannend.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Drei Wohnmobile anschaffen und bei Campanda vermieten, meinen Kindern ein Pferd kaufen, mit meiner Frau einen tollen Urlaub machen (ohne Kinder) und eine Sommerparty mit dem Campanda-Team feiern. Zehn ausgewählte Startups mit jeweils € 50k unterstützen oder gründen. Die restlichen € 250k würde ich in Bitcoins anlegen.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Im Sommer in Berlin mit Freunden und Familie brunchen, danach Deutsche Startups auf dem iPad lesen.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Einen Kaffee würde ich gerne mal mit dem Erfinder von Bitcoin trinken. Ein Bier mal wieder mit meinem tollen Campanda Team, das ist schon wieder viel zu lange her.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Chris Möller hat bereits mehrere Unternehmen erfolgreich aufgebaut, geleitet und verkauft. Seit seinem Exit beim Mietmarktplatz erento, den er 2003 gegründet hatte, unterstützt Chris mit Möller Ventures Neugründungen bereits ab der Ideenfindung sowie bei der Ausarbeitung der Strategie und bringt sein Know-how beim Aufbau und der Entwicklung des Unternehmens mit ein. Seit vergangenes Jahr leitet er die Wohnmobil-Mietplatform Campanda.