Von Alexander
Dienstag, 24. Juni 2014

Hey Hamburg, hör’ doch mit dem Berlin-Bashing auf

Auch aus Hamburg wird nun auf Berlin eingeschlagen - leider! Hamburg oder München oder Köln müssen kein Gegenpol zu Berlin sein, alle Städte haben eine Gründerszene, die für sich selbst stehen kann – die Macher in den Städten müssen sich gar nicht gegen Berlin in Stellung bringen.

Nachdem schon aus München unnötiges Berlin-Bashing betrieben wurde, folgt nun auch Hauptstadt-Hetze aus Hamburg. Beides ist unnötig wie ein Eisverkäufer in der Arktis. Erst der kurze Rückblick: Best of Munich trat in München kürzlich an, um (unter anderem) München “als Gegenpol zum Startup Hotspot Berlin” zu etablieren – siehe “Wie Best of Munich die lokale Start-up-Szene fördern will“.

Und nun der Blick nach Hamburg: “Stullen statt Schampus” heißt ein Artikel bei Zeit Online. Schon der Vorspann des Beitrags ist als Angriff auf die lebendige Gründerszene in Berlin zu sehen: “Hamburgs Gründerszene glänzt weniger mit Ideen als mit Geschäftssinn”. Aufhänger für die Geschichte ist die 15-Millionen-Finanzierung von Facelift vor wenigen Monaten. Über die aber nun wirklich nicht nur “lediglich ein Gründer-Magazin” berichtete, wie im Artikel behauptet. Aber egal. Facelift ist der rote Faden der Hamburg-Story.

Was im Artikel über Hamburg steht: In Hamburg mache man Geschäfte, “anstatt darüber zu reden”. Und auch sonst rede keiner über Hamburg und die Gründerszene der Stadt. Auch Facelift-Macher Benjamin Schröter positioniert Hamburg dabei eindeutig gegen Berlin: Berlin sei für Start-ups, Hamburg für Grown-ups. “Für die Erwachsenen. Für die, die wissen, wie es geht”, heißt es im Artikel als Erklärung für dieses Zitat weiter. Als weitere Untermauerung folgt diese Passage: “Tatsächlich liegt die Pleiterate von Hamburger IT-Gründungen deutlich unter der von Berlin. Wer in Hamburg gründet, ist zum Erfolg verdammt”. In nur wenigen deutschen Städten zeige sich so schnell, ob eine Geschäftsidee trage. Florian Nöll vom Startup-Verband haute dazu via Twitter – zu recht – direkt eine Frage raus (siehe unten). Und zu guter Letzt folgt im Artikel noch ein Hinweis, was Hamburger Start-ups auszeichnet: Ein klares Geschäftsmodell, “nach dem Motto: Lieber profitabel und sicher, anstatt den großen Wurf zu wagen”. Vieles davon könnte man auch gegen Hamburg verwenden, aber darum geht es an dieser Stelle gar nicht.

Dieses ganze Gejammere und Berlin-Bashing hat Hamburg überhaupt nicht nötig. Hamburg hat (wie im Artikel erwähnt) in den vergangenen Jahren einige spannende Internetgründungen (Bigpoint, Jimdo, statista, Qype, tolingo etc.) hervorgebracht. Hamburg hat seinen ganz eigenen Charme. Hamburg und Hamburger Gründer müssen nicht auf Berlin hauen, um auf sich aufmerksam zu machen. Wie bereits vor wenigen Wochen geschrieben: Hamburg oder München oder Köln müssen kein Gegenpol zu Berlin sein, alle Städte haben eine vitale, eigene Gründerszene, die für sich selbst stehen kann – die Macher in den Städten müssen sich nicht gegen Berlin in Stellung bringen. Hamburg oder München oder Köln brauchen nur mehr Antreiber, die die Städte in die Öffentlichkeit bringen. Mehr lokale Medien, die intensiv über die Szene berichten. Mehr Gründer, die über die Szene, die Stadt bloggen und twittern.

Hanseatische Zurückhaltung ist halt nicht immer angebracht. Zum Glück bringt sich in Hamburg aber derzeit die neugegründete Standort-Initiative nextMedia.Hamburg immer weiter in Stellung. Sie bietet eine echte Chance für die frühere ‘Medienhauptstadt’, sich eine Pole Position zurückzuerobern – wenn denn alle an einem Strang ziehen – siehe “nextMedia.Hamburg will Kristallisationspunkt werden“. Und mit unserem Startup-Ticker zu Hamburg leisten wir auch einen Teil dazu bei, Hamburg weiter ins Rampenlicht zu stellen. Unseren Start-up-Lotsen zu Hamburg gibt es ebenfalls schon lange (ja, er müsste einmal wieder überarbeitet werden). Also: Nicht meckern, nicht auf andere draufhauen! Die deutsche Gründerszene muss an einem Strang ziehen, damit sie dauerhaft bestehen kann.

Passend zum Thema: “Start-up-Investitionen – Knapp 41 % aller Start-up-Gelder flossen 2014 nach Berlin

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