Enfant Terrible
So sieht es abends bei Oliver Samwer zu Hause aus
Jetzt wird es ziemlich privat: Oliver Samwer, Oberchef von Rocket Internet, plauderte auf dem Konsumgüterforum CGF in Paris, dem weltweit größten Branchentreffen von Handels- und Konsumgüterkonzernen, ein wenig aus dem Nähkästchen. Zitat: “Niemand braucht Läden, um online einzukaufen. Ich weiß doch jetzt schon genau, was passiert, wenn ich heute Abend nach Hause komme: Meine Frau kommt mit dem iPad auf mich zu und fragt mich, was ich von der Mode halte, die sie online entdeckt hat. Dann müssen wir wieder zusammen online shoppen”.
Zuvor hatte Samwer als waschechtes Enfant Terrible präsentiert: “Geschäfte sind Mittelalter. Sie wurden nur gebaut, weil es kein Internet gab”, rief er den Teilnehmern zu. Wer heute mit dem Handel neu anfange, brauche keine Läden. “Sie verstehen das nicht, weil Sie zu alt sind und zu alte Kunden befragen. Sogar der Tagungsort, der Pariser Louvre, sei zu alt. Wer die Zukunft kennen lernen wolle, müsse 15-Jährige fragen, die alles per Smartphone erledigten. Zudem gab der “aggressivste Mann im Internet” den CGF-Teilnehmern einen gute Rat mit auf den Weg: “Sie glauben, der Wandel zum Internet kommt in der Geschwindigkeit, in der Sie über den Golf-Platz gehen. Ich glaube, es ist ein Formel1-Rennen.
Samwer über die USA und China: “Die beiden Länder bekommen einfach zu viel Aufmerksamkeit. Sammelst du aber eine große Menge kleiner Märkte ein, endest du mit einem großen Marktvolumen. Rocket-Internet soll der Internet-Marktführer außerhalb der USA und China werden”.
Samwer über Logistik: In Indien habe Rocket Internet gar eine eigene Logistik für 100 Städte aufgebaut. Wer Fahrer werden will, müsse sein eigenes Motorrad mitbringen, bekomme nur ein T-Shirt und einen GPS-Sender gestellt. “Wir bauen so etwas schneller auf, als UPS das jemals könnte”.
Samwers Abschiedworte an die Teilnehmer: “Verlassen Sie den Saal sehr paranoid”.
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