Dinge, die das Silicon Valley und San Francisco einmalig machen
Im Rahmen der German Valley Week, die der Startup-Verband organisiert, sind derzeit wieder rund 60 deutsche Gründer (sowie Politiker und Journalisten) in San Francisco und im Silicon Valley unterwegs. In diesem Jahr begleite ich die kleine Valley-Delegation auf ihrem Weg. Meine Eindrücke gibt es in diesem StartupTicker zur German Valley Week und in Echtzeit bei Twitter (azrael74) sowie über den Hashtag #gvw14 (da twittern dann hoffentlich auch viele andere Teilnehmer mit).
Siehe auch: “Deutsche Gründer, die gebannt auf San Francisco starren”
Sonntag (8. Juni)
Bei bestem Wetter erfolgt der offizielle Startschuss für die German Valley Week – auf einer Dachterrasse. Vorher wurden diverse Gründer schon im Fitnessraum gesichtet, beim Joggen gesehen oder beim Pre-Frühstück in der Lobby. Die Jetlag-gepeinigten waren dann wohl auch schon um 3 Uhr, 4 Uhr oder 5 Uhr morgens wach und teilweise auch unterwegs. Der ein oder andere nennt es präsenile Bettflucht.
#gvw14 Kick-off pic.twitter.com/hNWJRLqObe
— Florian Noell (@floriannoell) 8. Juni 2014
#gvw14 – breakfast presentation pic.twitter.com/gbBDWnj5Me
— Benjamin Roos (@benjamin_roos) 8. Juni 2014
Offizieller Start der German Valley Week … Willkommensrede von @floriannoell #gvw14 pic.twitter.com/VduN8QFA9n
— JHM Jacob (@jhmjacob) 8. Juni 2014
#gvw14 kick off pic.twitter.com/OAsGFhEPd4
— Derndinger (@Derndinger) 8. Juni 2014
Nun aber zu den Inhalten – wir sind ja nicht zum Vergnügen hier: Uwe Wagner (Tiburon Consulting), der seit Jahren in der Region lebt, wohnt und arbeitet, bietet einen schnellen Überblick in das Geschehen vor Ort, erläutert was deutsche Start-ups machen müssen, die vor Ort Erfolg haben wollen, etc.
Dinge, die das Silicon Valley (San Francisco) einmalig machen – laut Wagner:
* Erst einmal die vielen großen Unternehmen, die es bereits in der Region gibt
* Die guten Universitäten, die den Unternehmen vor Ort viele gut ausgebildete Menschen bieten
* Kapital, welches in der Region ohne Zweifel vorhanden ist
* Die vielen guten Mentoren, die es hier auf engstem Raum gibt
* San Francisco selbst, weil die Stadt den Menschen viel bietet – etwa Restaurants, Theater, etc.
Die Nachteile bei all dieser Euphorie: Der Boom in San Francisco führt auch zu Spannungen. Die Mieten steigen, Personalkosten auch (weil die Konkurrenz groß ist). Vom endlosen Stau in der Region gar nicht zu reden. Viele Einheimische sehen die Identität der Stadt in Gefahr. Probleme, die viele Berliner Gründer auch kennen. Mit dem Unterschied, dass es hier vor Ort sogar schon Protestaktionen gegen die Neu-Bürger in der Stadt gab.
Was macht man, wenn man als deutsches Start-up in den USA mitspielen will? Start-ups, die in der Region durchstarten wollen, müssen sich auf das große Valley-Spiel einlassen. Vor allem aber, müssen sie vor Ort sein. Wagner rät dazu, einen Gründer vor Ort zu platzieren – und zwar dauerhaft. Gerade, wenn man Kapital in der Region suche bzw. gerade von US-Investoren bekomme habe.
Was unterscheidet deutsche und US-Gründer?
Wie Wagner betont, können US-Gründer einfach besser verkaufen – sich selbst und ihr Produkt. Sogar Dinge, Produkte, die es noch gar nicht gäbe, die noch gar nicht fertig seien. Deutsche Gründer bauten stattdessen lieber erst einmal ein Produkt, würden es teilweise Jahre testen und versuchen dann es zu verkaufen. Da hätten US-Konkurrenten bereits den Markt abgesteckt und erste Kunden gewonnen.
Wie wird Deutschland, speziell Berlin hier wahrgenommen? “Überhaupt nicht”, antwortet Wagner. Bitter für Deutschland, Berlin und die ganze deutsche Gründerszene. Im Grunde beschäftigen sich offensichtlich nur einige wenige Insider mit deutschen Start-ups. Solange nicht mehr neue, innovative Start-ups in Deutschland entstehen, würde sich dies auch nicht ändern, betont Wagner.
Weiter im Programm: Der Rest des Tages steht für Trips durch die Stadt und die Region zur Verfügung. Ein Teil der Gründer schwingt sich aufs Fahrrad (man fährt über die Golden Gate), andere machen eine Bustour, wieder andere zieht es zum Baseball. Und selbst im Stadion kann man wunderbar netzwerken und über Start-ups, Investoren etc. reden. Und einige gehen auch shoppen. Muss man sich mal vorstellen: Onliner, die offline einkaufen. Sachen gibt es…
Kleiner Nachtrag zu gestern: So eine Fahrradtour verbindet. / mit @EskenSaskia #FDP #SPD #gvw14 pic.twitter.com/H8VJhCH33m
— Alexander Hahn (@HAHNmeint) 9. Juni 2014
If you're going to San Francisco… #gvw14 pic.twitter.com/kPmC0ng77Y
— Alexander Hahn (@HAHNmeint) 9. Juni 2014
#GVW14 bridge picture. pic.twitter.com/HL7kAUxFIG
— Saskia Esken (@EskenSaskia) 8. Juni 2014
#gvw14– Stadtspaziergang pic.twitter.com/btt11EOrFj
— brigitte zypries (@brigittezypries) 8. Juni 2014
Ghettofisting myself at #gvw14 pic.twitter.com/dp7svfeGEk
— Christian Miele (@miele) 8. Juni 2014
Mein erstes Baseballspiel. Tolle Plätze. #gvw14 http://t.co/2DSlgEeOog
— Alexander Hüsing (@azrael74) 8. Juni 2014
Insider-Wissen: Einige Stunden später zieht sich die Truppe wieder – zum nächsten Insider-Gespräch. Jörg Bienert von ParStream berichtet von seinem Unternehmerleben in San Francisco und vertieft dabei einige Aspekte, die Wagner morgens bereits angesprochen hat. Parstream wurde einst in Köln gegründet. Inzwischen sitzt das Start-up, das sich um Big Data-Auswertungen kümmert, auch in den USA. Vor allem, weil die Gründer US-Geld aufgenommen haben. Geld, welches Bienert in Deutschland oder Europa garantiert nicht bekommen hätte, wie er berichtet. B2B-Start-ups hätten es jenseits der USA einfach zu schwer.
Seitdem sitzen die Entwickler des Start-ups in Deutschland, Marketing und Co. in den USA. Bienert berichtet dabei von hohen Anwaltskosten, Visa-Problemen etc. Nach knapp einem Jahr in den USA muss er – und seine ganze Familie – bald kurzzeitig ausreisen. Man lerne mit solchen Unwegsamkeiten, Risiken zu leben, betont Bienert. Er wirkt dabei recht entspannt. Immerhin steht und fällt damit nicht nur sein Privatleben, sondern die gesamte Existenz seines Unternehmen. So viel Gelassenheit verdient Anerkennung.
ParStream scheint somit sein Zwitterleben als deutsch-amerikanisches Start-up extrem gut mit Leben zu füllen. Der deutsche Teil des Unternehmens steht für harte, deutsche Entwicklerkunst, der US-Teil verkauft das Produkt mit viel Tamtam und US-Mareketingsprech in den USA – ebenso wie US-Start-ups dies auch machen. Offenbar der einzig mögliche Weg, um in beiden Welten zu bestehen.
Der Abend endet schließlich auf einer inzwischen zugigen Dachterrasse. Wir lesen uns dann morgen wieder..
Rückblick: Im vergangenen Jahr war Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler mit mehr als 100 Gründern und Unternehmern in den USA unterwegs. Einige Eindrücke der ersten German Valley Week gibt es in unserer Fotogalerie. Siehe dazu auch: “Unterwegs mit Philipp Rösler – Artikel, Tweets, Fotos und mehr“.
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